Welche Risiken bergen rohe Lebensmittel?
Rohmilch, Rohmilchkäse, Rohschinken, Smoothie aus Tiefkühlbeeren, Rohwurst, kaltgeräucherter Fisch oder Mettbrötchen – das Angebot an rohen Lebensmitteln ist groß. Doch ganz gefahrlos ist der Konsum nicht. Pro Jahr infizieren sich allein in Deutschland mindestens 100.000 Menschen über rohe Lebensmittel mit gefährlichen Bakterien wie Salmonellen, Listerien und Campylobacter.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) informiert in der neuen Broschüre „BfR-Verbrauchermonitor Spezial“ über potenzielle Risiken, die von rohen Lebensmitteln ausgehen. Besonders für Kleinkinder, Personen mit Vorerkrankungen, ältere Menschen sowie für Schwangere können solche Nahrungsmittel eine ernsthafte Gefahr darstellen, da sie gesundheitsschädliche Keime enthalten können.
Rohe Lebensmittel häufig von Rückrufen betroffen
Fast täglich werden in Deutschland Nahrungsmittel zurückgerufen. Besonders oft sind rohe Lebensmittel betroffen. Sie enthalten nicht selten krankmachende Keime wie Salmonellen, Listerien und Campylobacter. Circa 100.000 Infektionen mit diesen Keimen werden jedes Jahr in Deutschland gemeldet. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer.
Risiken häufig unterschätzt
Dennoch sind rohe Lebensmittel äußerst beliebt. Nach Angaben des BfR essen circa drei von vier Personen mindestens einmal pro Monat solche Produkte. Ein Drittel der Bevölkerung isst rohe Lebensmittel sogar mindestens einmal wöchentlich.
„Die gesundheitlichen Risiken von rohen Lebensmitteln werden häufig unterschätzt“, bestätigt Professor Dr. Dr. Andreas Hensel, der Präsident des BfR.
Erhitzen schützt vor Infektionen
Durch einfache Maßnahmen kann die potenzielle Gefahr jedoch schnell gebannt werden, betont Hensel. Vor allem beim Erhitzen werden enthaltene Keime abgetötet. „Insbesondere empfindliche Personengruppen sollten rohe Lebensmittel vom Tier nur ausreichend erhitzt verzehren“, unterstreicht der BfR-Präsident.
Beliebte rohe Lebensmittel
Besonders beliebt unter den rohen Lebensmitteln sind Rohwurst oder roher Schinken. Bei 73 Prozent aller Personen, die in einer aktuellen Umfrage zu dem Thema befragt wurden, kommen solche Produkte regelmäßig auf den Tisch.
Rohmilchweichkäse wird von 57 Prozent der Befragten regelmäßig verzehrt. Rohes Fleisch wie beispielsweise Mett von 38 Prozent, kalt geräucherter Fisch von 33 Prozent, nicht erhitzte Tiefkühlbeeren ebenfalls von 33 Prozent. Rohmilch wird von 19 Prozent der Befragten hin und wieder getrunken.
Viele Menschen kennen die enthaltenen Erreger nicht
Über die Risiken, die von den möglicherweise enthaltenen Keimen ausgehen, sind sich viele der Konsumentinnen und Konsumenten nicht bewusst. Während Salmonellen für die meisten Personen noch ein Begriff ist, kennt Campylobacter nur jede vierte Person – obwohl es sich bei der Campylobacteriose um die häufigste Lebensmittelinfektion in Deutschland handelt.
Auch Bakterien vom Typ Escherichia coli, besser bekannt unter den Abkürzungen STEC, EHEC und VTEC, kannten nur 27 Prozent der Befragten. Diese Art der Bakterien sorgt regelmäßig für große lokale Ausbrüche, beispielsweise in Krankenhäusern, Hotels oder Altersheimen.
Bei welchen Lebensmitteln ist das Risiko besonders hoch?
Geflügelfleisch, Hühnereier sowie rohe Fleisch- und Wurstwaren sind laut dem BfR häufig mit Salmonellen oder Campylobacter kontaminiert. In kaltgeräucherten Fischerzeugnissen und Rohmilchkäse werden nicht selten Listerien nachgewiesen.
Rohe Austern und Tiefkühlbeeren enthalten häufig Noroviren und in Mehl können sich nach Angaben des BfR STEC-Bakterien befinden.
Risiko-Bewusstsein schwankt bei den Produkten
Bei bestimmten Produkten, wie beispielsweise bei rohem Fleisch und Fisch, war sich ein Großteil der Befragten über das potenzielle Risiko einer Lebensmittelinfektion bewusst. Andere rohe Lebensmittel wie Tiefkühlbeeren, Rohmilchweichkäse, kalt geräucherter Fisch, Rohwurst und roher Schinken wurden überwiegend als nicht risikobehaftet wahrgenommen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- BfR-Verbrauchermonitor Spezial: Rohe Lebensmittel (PDF, Stand: Dezember 2022) , bfr.bund.de
- BfR: Rohe Lebensmittel: Gesundheitliche Risiken werden häufig unterschätzt (veröffentlicht: 21.02.2023), bfr.bund.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.