Sind Pommes frites gesünder als ihr Ruf?
Pommes frites erfreuen sich großer Beliebtheit, gelten aber als ungesunde Dickmacher. Doch sind sie tatsächlich so ungesund? Ein Forschungsteam verglich die Gesundheit zweier Gruppen miteinander. In der einen Gruppe gab es jeden Tag eine Portion Pommes, in der anderen stattdessen eine Portion Mandeln. Die Ergebnisse sind überraschend.
Forschende der Indiana University und der University of Alabama at Birmingham (USA) sind der Frage nachgegangen, ob der regelmäßige Verzehr von Pommes frites zwangsläufig mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit verbunden ist. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich in dem „American Journal of Clinical Nutrition“ vorgestellt.
Pommes gelten als ungesund
Der vermehrte Konsum von Pommes frites gilt in der ernährungswissenschaftlichen Fachliteratur sowie in gängigen Ernährungsempfehlungen als ungesund und wird mit erhöhten Risiken für chronische Krankheiten wie beispielsweise Adipositas und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht.
Wenig belastbare Beweise
Es gibt jedoch nur wenige Belege aus randomisierten kontrollierten Studien, die eine tatsächliche Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen dem Pommes-Konsum und schlechter Gesundheit belegen. Die Arbeitsgruppe der Indiana University und der University of Alabama at Birmingham haben hierzu nun eine belastbare Untersuchung durchgeführt.
„Vermutungen sind gut, aber Wissen ist besser“, betont Forschungsleiter David Allison. Er und sein Team führten deshalb eine strenge, randomisierte, kontrollierte Studie durch, um herauszufinden, ob der Konsum von Pommes tatsächlich mit negativen Konsequenzen für die Gesundheit verbunden sein muss.
Pommes oder Mandeln?
Die Arbeitsgruppe verglich zwei zufällig aufgeteilte Gruppen mit je 90 Erwachsenen miteinander. In der einen Gruppe aßen die Probandinnen und Probanden einen Monat lang jeden Tag als Zwischenmahlzeit eine Portion Pommes frites mit 300 Kalorien. Die Kontrollgruppe erhielt stattdessen eine Portion Mandeln mit 300 Kalorien. Ansonsten gab es keine Änderungen im Lebensstil oder bei der Ernährung.
Mandeln gelten gegenüber Pommes als wesentlich gesünder. In der ernährungswissenschaftlichen Literatur wird der Konsum von Mandeln nicht mit Gewichtszunahmen, gestörter Blutzuckerregulierung oder der Entstehung von chronischen Krankheiten verbunden.
Überraschende Ergebnisse
Die Forschenden überprüften Veränderungen in der Körperfettmasse und im Körpergewicht sowie mögliche Auswirkungen auf den Blutzucker und auf die Insulinproduktion. Am Ende des Monats waren die Werte in beiden Gruppen „vergleichbar und nicht klinisch signifikant“.
„Auf der Grundlage unserer Ergebnisse gibt es keine statistisch signifikanten Beweise für unterschiedliche Auswirkungen zwischen dem täglichen Verzehr einer typischen 300-Kalorien-Portion Pommes frites und einer 300-Kalorien-Portion Mandeln“, bestätigt Allison. Zumindest nicht auf die kurze Sicht über einen Monat und in Hinblick auf die Gewichtszunahme und auf Marker für Typ-2-Diabetes.
Höhere Spitzenwerte im Blutzucker
In den Nüchtern-Werten der beiden Gruppen gab es keine nennenswerten Unterschiede nach einem Monat. Bei der Pommes-Gruppe kam es jedoch zu höheren temporären Spitzenwerten beim Blutzucker sowie beim Insulin. Dies sei auf den unterschiedlichen Gehalt an Kohlenhydraten in den beiden Lebensmitteln zurückzuführen.
Laut der Arbeitsgruppe waren diese Werte jedoch nicht über den Normalbereich hinaus erhöht. Zudem hatte die zeitweise Erhöhung im Studienzeitraum keine signifikanten Auswirkungen auf Biomarker für chronische Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes.
Gesundheit nicht an einzelne Lebensmittel knüpfen
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass zwei Lebensmittel, die zuvor für gegensätzlichen Auswirkungen auf die Gesundheit identifiziert wurden, keine unterschiedlichen Auswirkungen auf die von uns gemessenen Werte hatten“, resümiert Studienmitautor Daniel Smith.
„Ernährungsempfehlungen, die sich in erster Linie auf einzelne Lebensmittel konzentrieren, sind möglicherweise nicht zielführend“, folgert Smith. Er hält Ansätze für sinnvoller, die die gesamte Ernährung betreffen und auch andere Lebensstil-Faktoren wie beispielsweise Bewegung berücksichtigen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Arrow Daniel L Smith, Jr, Rebecca L Hanson, Stephanie L Dickinson, et al.: French-fried potatoes consumption and energy balance: a randomized controlled trial; in: American Journal of Clinical Nutrition (2022), ajcn.nutrition.org
- Which promote greater metabolic health, almonds or potatoes? Rigorous, randomized trial weighs in (veröffentlicht: 07.03.2022), eurekalert.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.