Begünstigt Stress den Verzehr von Fast-Food?
Die Reduzierung von Stress durch eine Lebensstil-Intervention könnte laut einer aktuellen Studie dazu beitragen, dass Menschen weniger Fast-Food und fettreiche Snacks zu sich nehmen. Zudem wird deutlich, welchen Einfluss die Reduzierung von Stress auf das Essverhalten haben kann.
Durch eine Lebensstil-Intervention konnte bei übergewichtigen, einkommensschwachen Müttern von jungen Kindern der Konsum von Fast-Food und fettreichen Snacks deutlich reduziert werden, was auf eine Reduzierung von Stress zurückzuführen war, so das Ergebnis einer gemeinsamen Untersuchung unter der Beteiligung von Forschenden der Ohio State University und der University of Wisconsin-Madison. Die Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „Nutrients“ publiziert.
Mehrwöchiges Interventionsprogramm
Im Rahmen der Studie absolvierten die Teilnehmerinnen ein 16-wöchiges Programm, das darauf abzielte, eine Gewichtszunahme zu verhindern, indem es Stressmanagement, gesunde Ernährung und körperliche Aktivität förderte. Die Methoden, um dieses Ziel zu erreichen, waren einfache Schritte, welche in Lektionen über Zeitmanagement und Prioritätensetzung eingebettet waren und in einer Reihe von Videos mit Müttern erläutert wurden, welche den an der Studie teilnehmenden Frauen ähnelten, berichten die Forschenden.
Bewusstsein für Stressoren wurde geschärft
„Wir verwendeten die Aussagen der Frauen in den Videos und zeigten ihre Interaktionen mit ihren Familien, um das Bewusstsein für Stressoren zu schärfen“, berichtet Studienautorin Mei-Wei Chang von der Ohio State University in einer Pressemitteilung. Die teilnehmenden Frauen gaben an, dass ihnen durch die Videos zum ersten mal klar wurde, dass sie stark gestresst seien, weil ihr Leben so stressig ist, fügt die Expertin hinzu.
Anzeichen von Stress erkennen
„Viele dieser Frauen sind sich bewusst, dass sie sich ungeduldig fühlen, Kopf- und Nackenschmerzen und Schlafstörungen haben – aber sie wissen nicht, dass dies Anzeichen für Stress sind“, erläutert die Autorin der Studie weiter.
Stress als Grund für ungesunde Ernährung
Eine Analyse der Studiendaten zeigte, dass der geringere wahrgenommene Stress der Frauen nach der Teilnahme an der Intervention der Schlüsselfaktor war, der letztendlich auch den Rückgang des Konsums von fettreichen und schnellen Lebensmitteln bewirkte. Die positive Veränderung des Essverhalten war nicht auf Ernährungsanweisungen zurückzuführen, sondern auf den reduzierten Stress durch die Lebensstil-Intervention, erklärt das Team.
Wodurch trat Stress auf?
Die Expertin erläutert weiter, dass die an der Studie teilnehmenden Frauen wahrscheinlich mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert sind, die ihnen Stress bereiten: Finanzielle Schwierigkeiten, Leben in heruntergekommenen Vierteln, häufige Umzüge, instabile Liebesbeziehungen und Haushalte, in denen kleine Kinder leben. Zudem sei oft festzustellen, dass übergewichtige, einkommensschwache Mütter nach einer Geburt zusätzliches Pfunde aus der Schwangerschaft beibehalten, erläutern die Forschenden.
Während der Studie sahen die Teilnehmerinnen der Versuchsgruppe insgesamt zehn Videos, in denen Frauen wie sie Erfahrungsberichte über gesunde Ernährung, Nahrungszubereitung, Stressbewältigung und körperliche Aktivität mitteilten. Außerdem nahmen die Teilnehmerinnen im Laufe der Studie an zehn Telefonkonferenzen teil.
Intervention führte zu weniger Fettkonsum
Das Team berichtete bereits zuvor, dass die Frauen im Interventionsarm der Studie mit höherer Wahrscheinlichkeit ihren Fettkonsum reduzierten, als die Frauen in der Kontrollgruppe, die lediglich gedrucktes Material zur Änderung des Lebensstils erhielten. In ihrer aktuellen Analyse stellten die Forschenden jedoch fest, dass diese Intervention allein jedoch keinen direkten Einfluss auf die Veränderung der Ernährung hatte.
Als die Fachleute die potenzielle Rolle von Stress als Vermittler untersuchten, zeigte sich, dass der indirekte Effekt der Intervention – die Reduzierung des Stressempfindens der Teilnehmerinnen – mit einem geringeren Konsum von fettreichen Lebensmitteln, einschließlich Fast Food, verbunden war.
Eine Reduzierung um lediglich einen Punkt auf der Skala zur Messung von Stress war mit einer fast 7-prozentigen Verringerung der Häufigkeit des Verzehrs von fettreichen Lebensmitteln bei den Frauen verbunden, berichten die Fachleute.
Möglichkeiten für weniger stressigen Lebensstil lernen
Die Stress-Intervention konzentrierte sich darauf, den Frauen Beispiele zu zeigen, wie sie einen gesünderen und weniger stressigen Lebensstil erreichen, anstatt ihnen zu sagen, was sie zu ändern haben, erläutert das Team weiter.
„Ich habe viel von diesen Frauen gelernt. Alles muss praktisch und auf das tägliche Leben anwendbar sein – jederzeit und überall“, so Chang. Bei der Stressbewältigung konzentrierten sich die Forschenden vor allem darauf, den Frauen zu raten, ihre Denkweise zu verändern und sich nicht selbst die Schuld zu geben, wenn etwas schief läuft. Zudem sollten sie die Lösung der Probleme anstreben, die ihnen Stress bereiten.
Vermittlung von Selbstvertrauen für eine bessere Zukunft
„Wir haben ihr Bewusstsein für Stressoren in ihrem Leben geschärft, und leider liegen viele dieser Probleme nicht in ihrer Kontrolle. Also bringen wir ihnen bei, wie sie ihre negativen Emotionen kontrollieren können – erinnern sie daran, dass dies nur vorübergehend ist und man es durchstehen kann. Und wir geben ihnen Selbstvertrauen, um in die Zukunft zu blicken“, erläutert Chang den verfolgten Interventionsansatz. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Mei-Wei Chang, Roger Brown, Duane T. Wegener: Perceived Stress Can Mediate the Associations between a Lifestyle Intervention and Fat and Fast Food Intakes, in Nutrients (veröffentlicht 24.11.2020), Nutrients
- Ohio State University: Stress reduction as a path to eating less fast food (veröffentlicht 11.03.2021), Ohio State University
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.