Wie Süßigkeiten das Gehirn verändern
Viele Menschen kennen das: Ist das erste Stück Schokolade verputzt, muss oft die ganze Tafel dran glauben. Bei Chips verhält es sich ähnlich. Im Supermarkt fällt es an den Regalen mit Süßigkeiten häufig schwer, nicht zuzugreifen. Laut einer aktuellen Studie ist dies nicht verwunderlich: Denn Süßes und Knabbereien wirken ähnlich wie Drogen auf das Gehirn.
Forschende des Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung und der Yale University haben nachgewiesen, dass Lebensmittel mit hohem Fett- und Zuckergehalt unser Gehirn verändern. Selbst bei kleinen Mengen, die regelmäßig verspeist werden, lernt das Gehirn, genau diese Lebensmittel immer wieder essen zu wollen. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Cell Metabolism“ vorgestellt.
Warum werden ungesunde Lebensmittel oft bevorzugt?
Salziges Knabbergebäck, Schokolade und Kekse gehören zu den am meisten gekauften Waren in Supermärkten – und das obwohl nahezu jede Person weiß, dass diese Lebensmittel nicht zu den gesündesten zählen.
Doch warum schmecken uns ausgerechnet diese kalorienhaltigen und nährstoffarmen Dickmacher so besonders gut? Die Arbeitsgruppe des Max-Planck-Instituts und der Yale University konnte im Rahmen der aktuellen Studie diese Frage beantworten.
Ablauf der Studie
Eine Gruppe von Teilnehmenden erhielt über acht Wochen hinweg zusätzlich zu ihrer normalen Ernährung einen kleinen Pudding mit viel Fett und Zucker. Eine Kontrollgruppe verzehrte stattdessen einen Pudding, der gleich viel Kalorien, jedoch weniger Fett und Zucker enthielt.
Vor und während der Studie maß das Team die Gehirnaktivität der Probandinnen und Probanden. Dabei zeigte sich, dass die Gruppe, die den zucker- und fetthaltigen Pudding aß, im Vergleich zu der Kontrollgruppe eine stark erhöhte Reaktion des Gehirns auf fett- und zuckerreiche Nahrung hatte.
Zucker und Fett aktivieren das dopaminerge System
Insbesondere das dopaminerge System wurde verstärkt aktiviert. Dopamin ist ein chemischer Botenstoff, der an der Übertragung von Signalen zwischen Nervenzellen beteiligt ist und eine wichtige Rolle bei der Regulierung von Bewegung, Motivation, Belohnung, emotionaler Verarbeitung und Aufmerksamkeit spielt.
Dopamin und Drogen
Dopamin ist ebenso an der Entstehung von Suchtverhalten und dem Missbrauch von Drogen beteiligt. Viele Drogen, insbesondere Suchtmittel wie Kokain, Amphetamine, Nikotin und Opiate, beeinflussen das dopaminerge System und führen zu einer Freisetzung von Dopamin im Gehirn.
Der Botenstoff vermittelt dem Gehirn ein angenehmes Gefühl von Vergnügen und Glück. Er wird normalerweise ausgeschüttet, wenn ein Mensch etwas tut, was persönlich eine große Bedeutung hat. Drogen (und Süßigkeiten) können das dopaminerge System übermäßig aktivieren und so ohne den passenden Kontext ein starkes Gefühl der Euphorie und des Wohlbefindens erzeugen.
Wir bevorzugen Essen mit belohnender Wirkung
„Unsere Messungen der Gehirnaktivitäten haben gezeigt, dass sich das Gehirn durch den Konsum von Pommes und Co. neu verdrahtet“, bestätigt Studienleiter Marc Tittgemeyer. Ihm zufolge lernt das Hirn unterbewusst Essen zu bevorzugen, was eine belohnende Wirkung hat.
„Im Gehirn werden neue Verbindungen geknüpft, die sich nicht so schnell wieder auflösen“, resümiert Tittgemeyer. Daher bevorzugen wird laut der Studie Lebensmittel, die viel Fett und Zucker enthalten, auch wenn diese aus ernährungsphysiologischer Sicht einen negativen Effekt auf die Gesundheit haben. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sharmili Edwin Thanarajah, Marc Tittgemeyer, Dana M Small, et al.: Habitual daily intake of a sweet and fatty snack modulates reward processing in Humans; in: Cell Metabolism (2023), cell.com
- Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung: Süßigkeiten verändern unser Gehirn (veröffentlicht: 22.03.2023), sf.mpg.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.