Konsum von rotem Fleisch erhöht Risiko für koronare Herzkrankheit
Rindersteak, Schweinekotelett, Hackfleisch, Schnitzel und ähnliche Mahlzeiten mit rotem Fleisch kommen bei vielen Menschen in Deutschland fast täglich auf den Teller. Gesund scheint dies nicht zu sein, warnt ein amerikanisches Forschungsteam. Laut einer großen Beobachtungsstudie ist der regelmäßige Konsum von rotem Fleisch mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit verbunden – einem der größten Risikofaktoren für Herzinfarkt.
Wer seinen Konsum von rotem Fleisch einschränkt und diesen durch Bohnen, Nüsse, Soja oder andere hochwertige pflanzliche Proteinquellen ersetzt, erkrankt seltener an einer koronaren Herzkrankheit (KHK). Zu diesem Ergebnis kommt eine große amerikanische Langzeitstudie, die kürzlich in dem renommierten Fachjournal „BMJ“ vorgestellt wurde.
Ergebnisse stützen frühere Studien
Ernährungsfachleute raten schon seit einigen Jahren von einem häufigen Verzehr von rotem Fleisch und Wurstwaren ab. Die Weltgesundheitsorganisation WHO stufte den Konsum von Wurst bereits als krebserregend ein. Eine ganze Reihe von epidemiologischen Studien weisen darauf hin, dass der regelmäßige Verzehr von rotem Fleisch das Risiko für mehrere schwere chronische Erkrankungen zu erhöhen scheint.
Rotes Fleisch durch gesündere Lebensmittel ersetzen
Das Ersetzen von rotem Fleisch durch hochwertige pflanzliche Lebensmittel wie Bohnen, Nüsse oder Soja ist laut der aktuellen Studie mit einem reduzierten Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit verbunden. Auch wer rotes Fleisch durch Vollkornprodukte, Milchprodukte und Eier ersetzt, scheint sein Herzerkrankungsrisiko zu senken.
Verarbeitetes rotes Fleisch ist am ungesündesten
Die Ergebnisse zeigen, dass ein hoher Verzehr von rotem Fleisch, insbesondere von verarbeitetem rotem Fleisch wie Speck, Hot Dogs, Würstchen und Salami, mit einem erhöhten Risiko für einen vorzeitigen Tod und für schwere chronische Krankheiten, einschließlich der koronaren Herzkrankheiten, verbunden ist.
Langzeitstudie über 30 Jahre
Die Ergebnisse der Studie basieren auf den Daten von 43.272 US-Männern im Durchschnittsalter von 53 Jahren, die zu Studienbeginn frei von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs waren. Die Untersuchung startete bereits im Jahr 1986. Die Teilnehmenden füllten alle vier Jahre bis zum Jahr 2016 detaillierte Fragebögen zu ihrer Ernährung und ihrem Lebensstil aus. Zudem wurde die Krankheitsgeschichte der Teilnehmer verfolgt.
Täglich rotes Fleisch essen erhöht KHK-Risiko um bis zu 15 Prozent
Während des 30-jährigen Beobachtungszeitraumes kam es zu 4.456 kardiovaskulären Vorfällen. 1.860 dieser Ereignisse endeten tödlich. Nach Bereinigung aller anderer Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen fanden die Forschenden heraus, dass der Verzehr von einer Portion rotem Fleisch pro Tag mit einem 12 Prozent höheren Risiko für die Entstehung einer KHK verbunden ist. Handelte es sich überwiegend um verarbeitetes rotes Fleisch erhöhte sich das Risiko um 15 Prozent.
Pflanzliche Proteinquellen reduzierten das KHK-Risiko
Im Gegensatz dazu war der geringe Verzehr von rotem Fleisch und der tägliche Verzehr von pflanzlichen Proteinquellen wie Nüssen, Hülsenfrüchten und Soja mit einem 14 Prozent geringerem Risiko verbunden, an einer koronaren Herzkrankheit zu erkranken.
Eier statt rotem Fleisch
Jüngere Männer scheinen besonders davon zu profitieren, wenn sie rotes Fleisch durch Milch, Käse, Joghurt und Eier ersetzen. Dieser Ernährungsstil war mit einem um 20 Prozent reduzierten KHK-Risiko verbunden.
Fisch statt rotem Fleisch zeigte keine Auswirkungen
Erstaunlicherweise hatten diejenigen, die rotes Fleisch durch Fisch ersetzten, kein geringeres KHK-Risiko. Die Forschenden vermuten, dass dies auf Zubereitungsmethoden wie beispielsweise Frittieren zurückzuführen sein könnte. Zudem könnte es sich bei dem verzehrten Fisch überwiegend um hochverarbeitete Produkte handeln.
Einschränkung der Studienergebnisse
Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, kann die Ursache nicht festgestellt werden. Zudem könne nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass andere Risikofaktoren das KHK-Risiko beeinflusst haben. Darüber hinaus waren die Teilnehmenden ausschließlich US-amerikanische Männer, weshalb die Ergebnisse möglicherweise nicht verallgemeinert werden können.
Rotes Fleisch durch pflanzliche Proteine ersetzten
Nichtsdestotrotz weisen die Forschenden darauf hin, dass die Ergebnisse genaueren Überprüfungen standhalten. Das erhöhte KHK-Risiko durch den Verzehr von rotem Fleisch sei unabhängig von anderen ernährungsbedingten und nicht-ernährungsbedingten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufgetreten. Zudem sind rund ein Dutzend epidemiologischer Studien zu ähnlichen Ergebnissen gekommen, was für eine Kausalität spricht.
„Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit den Auswirkungen dieser Lebensmittel auf den LDL-Cholesterinspiegel und unterstützen einen gesundheitlichen Nutzen der Einschränkung des Verzehrs von rotem Fleisch“, resümiert das Forschungsteam. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler empfehlen, rotes Fleisch durch pflanzliche Proteinquellen zu ersetzen. (vb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Laila Al-Shaar, Ambika Satija, Dong D Wang, et al.: Red meat intake and risk of coronary heart disease among US men: prospective cohort study; in: BMJ, 2020, bmj.com
- BMJ Pressemitteilung: Replacing red meat with plant foods may reduce the risk of heart disease (veröffentlicht: 02.12.2020), eurekalert.org
- Deutsches Ärzteblatt: Studie: Mit dem Verzehr von rotem Fleisch steigt das Herzinfarktrisiko (veröffentlicht: 11.12.2020), aerzteblatt.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.