Verschiedene Lebensmittel sind reich an Polyphenolen, die eine Reihe wichtiger gesundheitlicher Vorteile haben. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass die Hormonausschüttung im Darm dabei eine wichtige Rolle spielt. Diese Erkenntnis könnte sich unter anderem sehr positiv auf die Behandlung von Diabetes und Fettleibigkeit auswirken.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of Tokyo wurde die Interaktion zwischen den Bittergeschmacksrezeptoren T2R46 und 490 und der Aufnahme von Polyphenolen mit Hilfe sogenannter in silico-Simulationstechniken untersucht. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „Current Research in Food Science” nachzulesen.
Was sind Polyphenole?
Polyphenole bezeichnen eine vielfältige Gruppe pflanzlicher Verbindungen, die auch für den Geschmack und die gesundheitlichen Vorteile von Lebensmitteln wie grünem Tee, Beeren und dunkler Schokolade verantwortlich sind, erläutern die Forschenden.
Eine Art von Polyphenolen, die sogenannten Flavonoide, die Früchten ihre leuchtende Farbe verleihen und häufig mit einem bitteren Geschmack assoziiert werden, sind dafür bekannt, dass sie mit Bittergeschmacksrezeptoren im Darm interagieren, so das Forschungsteam weiter.
Solche Bittergeschmacksrezeptoren (z.B. T2R46) seien Proteine, die in der Lage sind, Bitterstoffe zu erkennen. Diese Rezeptoren befinden sich laut den Fachleuten zum Beispiel auf der Zunge, aber auch im Magen-Darm-Trakt, wo sie an der Regulierung der Hormonausschüttung und anderen lebenswichtigen Funktionen beteiligt seien.
Mit Hilfe modernster Computertechniken, zu denen auch die oben erwähnten in-silico-Simulationstechniken gehören, analysierten die Fachleute nun den Zusammenhang zwischen der Struktur der Polyphenole und ihrer Bindungsstärke an den T2R46-Rezeptor.
Die Simulationen zeigten, dass die Flavonoide wichtige Bindungsinteraktionen aufweisen, die durch zwei kritische Aminosäuren im Rezeptor erleichtert werden. Es handelt sich um die Aminosäuren W883.32 und E2657.39. Diese Bindungen spielen eine wichtige Rolle bei der Aktivierung des T2R46-Rezeptors, betonen die Forschenden.
Wie wirken Polyphenole im Magen-Darm-Trakt?
Die neue Studie zeige, dass Polyphenole den T2R46-Rezeptor im Darm aktivieren. Dies führe zur Freisetzung von Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1), einem Hormon, das eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels spielt.
„Es ist bekannt, dass Polyphenole Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen und die kognitiven Funktionen aufrechterhalten, aber der Mechanismus, der hinter diesen Wirkungen steht, ist lange Zeit ein Rätsel geblieben“, berichtet die Studienautorin Professorin Naomi Osakabe in einer aktuellen Pressemitteilung.
Die Medizinerin fügt hinzu, es sei deutlich geworden, dass Polyphenole nicht nur Antioxidantien sind, sondern funktionelle Verbindungen, die die Hormonsekretion im Darm direkt beeinflussen können.
Vorteilhaft für die Glukosetoleranz
Die Studie unterstreicht damit die weitreichenden Auswirkungen einer polyphenolreichen Ernährung auf die menschliche Gesundheit.
So können Lebensmittel, die Polyphenole enthalten, auf natürliche Weise die Hormonausschüttung im Darm erhöhen, die Glukosetoleranz verbessern und das Risiko für Stoffwechselstörungen wie Diabetes und Fettleibigkeit senken, erklären die Fachleute.
Mehr Polyphenole verzehren
Um mehr Polyphenole in die Ernährung zu integrieren, empfehlen die Forschenden vor allem den Verzehr von Zitrusfrüchten, Tee und dunkler Schokolade.
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„Unsere Studie überbrückt die Kluft zwischen Ernährung und Medizin und zeigt, wie sich einfache Ernährungsumstellungen positiv auf die öffentliche Gesundheit auswirken können“, fügt Professorin Osakabe hinzu.
Neue Therapien in Sicht?
Die neuen Forschungsergebnisse machen nicht nur deutlich, warum Menschen regelmäßig polyphenolhaltige Lebensmittel zu sich nehmen sollten, sie liefern nach Ansicht der Forschenden auch die Grundlage für die Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten.
So scheine es beispielsweise möglich, auf Flavonoiden basierende Verbindungen direkt auf T2R46 zuzuschneiden, was innovative Behandlungsmöglichkeiten für Diabetes und Fettleibigkeit eröffnen könnte.
Mit ihrem Schwerpunkt auf der Kombination von Ernährung und Technologie ebnet diese Forschung den Weg für einen gesünderen Lebensstil und innovative medizinische Lösungen, die Hoffnung machen, chronische Krankheiten durch alltägliche Lebensmittel zu bekämpfen, fügen die Fachleute hinzu. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Takafumi Shimizu, Taiki Fushimi, Rio Ohno, Fujii Yasuyuki, Kenta Aso, et al.: Verification of the interaction between human bitter taste receptor T2R46 and polyphenols; Computational chemistry approach; in: Current Research in Food Science (veröffentlicht 22.11.2024), Current Research in Food Science
- Shibaura Institute of Technology: Flavonoids in polyphenols: Activating gut hormones to improve health (veröffentlicht 17.12.2024), Shibaura Institute of Technology
Wichtiger Hinweis:
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