Zuckerersatzstoffe schädlich für das Gehirn?
Angesichts der bekannten Gesundheitsrisiken, die ein zu hoher Zuckerkonsum mit sich bringen kann, erfreuen sich Zuckerersatzstoffe als vermeintlich gesunde Alternative einer hohen Beliebtheit. Doch auch diese sind mit möglichen Beeinträchtigung für die Gesundheit verbunden.
So kommen Forschende der University of Southern California (Los Angeles, USA) in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass die Zuckerersatzstoffe Saccharin, Acesulfam-K und Stevia, die in vielen Diät-Limonaden und anderen süßen Lebensmitteln enthalten sind, dem Gehirn von Kindern und Jugendlichen schaden könnten. Die entsprechenden Studienergebnisse wurden in dem Fachmagazin „JCI Insight“ veröffentlicht.
Zuckerfrei Produkte dank Süßstoffen
Nachdem der hohe Zuckergehalt in Lebensmitteln und Getränken zunehmend in die Kritik geraten ist, sind heute die meisten Produkte auch in einer zuckerfreien Variante zu erhalten. Künstliche Süßstoffe wie Saccharin und Acesulfam-K oder auch pflanzliche Alternativen wie Stevia machten dies möglich.
Doch auch die Zuckerersatzstoffe wurden in verschiedenen Studien bereits in Zusammenhang mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen gebracht. So haben Forschende der Université de Paris erst kürzlich nachgewiesen, dass künstliche Süßstoffe mit Herz-Kreislauf-Risiken verbunden sind.
Auch ist durch Studien belegt, dass Süßstoffe die Darmflora und glykämische Reaktion verändern und sogar mit einem deutlich erhöhten Krebsrisiko wurden manche Süßstoffe schon in Zusammenhang gebracht.
Saccharin, Acesulfam-K und Stevia untersucht
In der aktuellen Studie haben die Forschenden nun an jugendliche Ratten untersucht, wie sich die kalorienarmen Süßstoffe Saccharin, Acesulfam-K und Stevia langfristig auf den Stoffwechsel, die Darmflora, das Verhalten, das Gehirn und das Erinnerungsvermögen auswirken.
Hierfür erhielten die Ratten Wasser, das entweder mit Stevia, Acesulfam-K oder Saccharin gesüßt war, oder einfaches Wasser, zusammen mit ihrem normalen Futter. Nach einem Monat erfolgten dann umfassende Untersuchungen der Tiere, wobei das Gedächtnis mit zwei verschiedenen Methoden getestet wurde.
Bei der einen wurde geprüft, ob sie sich an ein Objekt erinnern, das sie bereits gesehen hatten, bei der anderen wurde ein Labyrinth durchlaufen, um zu ermitteln, ob die Tiere sich an den Weg erinnern, erläutern die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Beeinträchtigtes Gedächtnis durch Zuckerersatzstoffe
Am Ende erinnerten sich die Ratten, die Süßstoff zu sich genommen hatten, mit geringerer Wahrscheinlichkeit an ein Objekt oder den Weg durch das Labyrinth als diejenigen, die nur reines Wasser getrunken hatten, berichtet das Team weiter
Auch habe sich ihr Gehirn verändert, insbesondere in Regionen, die mit der Gedächtniskontrolle und belohnungsmotiviertem Verhalten in Verbindung stehen.
Zudem habe der Verzehr kalorienarmer Süßstoffe die Stoffwechselsignale im Körper der Tiere beeinflusst, was zu Diabetes und anderen stoffwechselbedingten Krankheiten führen könne. Und die Bereitschaft der Ratten, für Zucker zu arbeiten, sei durch die Süßstoffe gesunken. Jedoch hätten sie mehr Zucker konsumiert, wenn er frei verfügbar war.
Des Weiteren zeigten die Ratten durch Verzehr der Süßstoffe weniger Rezeptoren auf ihrer Zunge, die den süßen Geschmack erkennen und der biologische Mechanismus in ihren Därmen, der Glukose ins Blut transportiert, war verändert, so das Forschungsteam.
Lang anhaltende Folgen der Süßstoffe
Insgesamt verdeutliche die Studie, dass der gewohnheitsmäßige Konsum von Süßstoffen in jungen Jahren lang anhaltende Auswirkungen auf die Glukoseregulation, das durch Zucker motivierte Verhalten und das vom Hippocampus abhängige Gedächtnis von Ratten hat.
„Unsere Ergebnisse deuten zwar nicht unbedingt darauf hin, dass jemand generell keine kalorienarmen Süßstoffe konsumieren sollte, aber sie machen deutlich, dass der gewohnheitsmäßige Konsum kalorienarmer Süßstoffe in jungen Jahren unbeabsichtigte, lang anhaltende Auswirkungen haben kann”, resümiert Professor Scott Kanoski von der University of Southern California. (fp)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Linda Tsan, Sandrine Chometton, Anna M.R. Hayes, Molly E. Klug, Yanning Zuo, Shan Sun, Lana Bridi, Rae Lan, Anthony A. Fodor, Emily E. Noble, Xia Yang, Scott E. Kanoski, Lindsey A. Schier: Early life low-calorie sweetener consumption disrupts glucose regulation, sugar-motivated behavior, and memory function in rats; in: JCI Insight (veröffentlicht 13.09.2022), insight.jci.org
- University of Southern California: Low-calorie sugar substitute consumption during adolescence appears to impair memory later in life (veröffentlicht 28.09.2022), usc.edu
Wichtiger Hinweis:
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