Schlechtere Darmgesundheit durch zu wenig Kohlenhydrate
Eine Ernährung mit wenig Kohlenhydraten kann zwar eine Gewichtsabnahme begünstigen, sie scheint aber auch die Darmflora (das Darmmikrobiom) zu beeinträchtigen. Der Verzicht auf Kohlenhydrate ist laut einer aktuellen Studie mit einer sehr geringen Menge von gesunden Bifidobakterien verbunden, welche nachweislich positive Auswirkungen auf die Darmgesundheit haben.
In der Studie unter Beteiligung von Fachleuten der University of California San Diego, La Jolla wurde festgestellt, dass eine kohlenhydratarme Ernährung, welche hauptsächlich aus Fetten, tierischen Produkten und nicht stärkehaltigem Gemüse besteht, mit einer geringen Menge an Bifidobakterien in Verbindung steht. Die Studienergebnisse wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „American Journal of Clinical Nutrition“ publiziert.
Abnehmen dank wenig Kohlenhydraten
Kohlenhydratarme Ernährungsweisen (beispielsweise die Keto-Diät) haben in den letzten Jahren sehr an Beliebtheit gewonnen, wenn es darum geht, eine Gewichtsabnahme zu erzielen. Die neusten Erkenntnisse deuten allerdings darauf hin, dass der Konsum einer solchen Ernährung nicht gerade vorteilhaft für den Darm ist.
Wenig Bifidobakterien durch kohlenhydratarme Ernährung
Für die neue Studie untersuchten die Forschenden die Ernährungsgewohnheiten von 1.800 Erwachsenen.
Die Fachleute ordneten die Teilnehmenden anhand von Erhebungen über deren Lebensmittelkonsum beziehungsweise Ernährungsgewohnheiten in fünf Gruppen ein. Diese umfassten:
Pflanzenbasierte Ernährung: Menschen, welche sich hauptsächlich vegetarisch oder vegan ernährten, wenig oder überhaupt kein Fleisch und dafür große Mengen an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten konsumierten. Diese Ernährung war laut den Forschenden mit dem höchsten Ballaststoffgehalt verbunden, verglichen mit den vier anderen Ernährungsmustern.
Flexitarische Ernährung: Diese Gruppe umfasst Personen, welche sich reichlich pflanzlich ernähren, aber dennoch etwas Fleisch und große Mengen an Milchprodukten zu sich nehmen.
Gesundheitsbewusste amerikanische Ernährung: Ein Ernährungsmuster, welches laut dem Team reich an Nüssen, Vollkorngetreide und Milchprodukten ist. Diese Ernährung umfasst aber auch viele zuckerhaltige Süßigkeiten und raffinierte Getreidesorten und enthält nur wenig Gemüse.
Amerikanische Standard-Ernährung: Menschen mit einer solchen Ernährung hatten die schlechteste Ernährungsqualität von allen Gruppen. Diese Personen nahmen die höchsten Mengen an zuckerhaltigen Getränken und verarbeiteten Lebensmitteln zu sich und zeigten gleichzeitig die geringste Vielfalt bei der Aufnahme von pflanzlichen Lebensmitteln sowie die geringste Aufnahme von Ballaststoffen.
Ausschlussdiät: Diese restriktive Ernährungsform enthält verglichen mit den anderen Ernährungsmustern die wenigsten Kohlenhydrate und den höchsten Anteil an Fetten und tierischen Erzeugnissen. Außerdem enthält sie praktisch keine stärkehaltigen Nahrungsmittel und keine gesüßten Produkte.
Ausschlussdiät beeinträchtigt Vielfalt der Darmbakterien
Als die Forschenden die Darmmikrobiome der Teilnehmenden untersuchten, stellten sie fest, dass die sogenannte Alpha-Diversität der Darmmikrobiota (ein Maß für die verschiedenen Arten von Darmbakterien) bei der amerikanischen Standarddiät deutlich geringer war als bei der flexitarischen Ernährungsweise. Außerdem war zu erkennen, dass die Teilnehmenden aus der Gruppe der Ausschlussdiät die geringste relative Häufigkeit von Bifidobakterien im Darm aufwiesen.
Den Forschenden zufolge, war die flexitarische Ernährung insgesamt am vorteilhaftesten für das Darmmikrobiom und die Darmgesundheit. So bestätige die Studie, dass eine gesunde Darmflora durch ein Gleichgewicht zwischen allen Lebensmittelgruppen unterstützt wird, ohne dass ballaststoffreiche Getreideprodukte oder tierische Produkte wie fermentierte Milchprodukte vollständig eingeschränkt werden müssen.
Die Studie ergab auch, dass die sogenannte Alpha-Diversität der Darmmikrobiota bei der pflanzlichen Ernährung und der amerikanischen Standardernährung ähnlich ausfällt. Dies lässt sich durch den Verzicht auf einige tierische Lebensmittel wie Fleisch und Milchprodukte bei der pflanzlichen Ernährung erklären, erläutern die Forschenden.
Erhöhte mikrobielle Vielfalt durch tierisches Eiweiß
Es habe sich nicht nur gezeigt, dass der Verzehr und die Vielfalt von Obst und Gemüse die Hauptfaktoren im Zusammenhang mit Variationen der Darmmikrobiota darstellen, sondern auch, dass tierisches Eiweiß die mikrobielle Vielfalt erhöht. Menschen, die viele pflanzliche Lebensmittel zu sich nahmen, aber auch Fleisch und Milchprodukte verzehrten, wiesen die vielfältigsten Darmmikrobiome auf, betonen die Forschenden in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen.
Wenn es um die Zusammensetzung des Darmmikrobioms geht, sei es wichtig, die Ernährung als Ganzes zu betrachten. Die Studie mache deutlich, wie die Ernährung die Vielfalt und die Zusammensetzung des Darmmikrobioms beeinflusst, das seinerseits weitreichenden Einfluss auf die allgemeine Gesundheit hat.
Zudem habe sich gezeigt, dass einige Ernährungsweisen möglicherweise mikrobiotafreundlicher sind als andere. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Agnès Cartier-Meheust, Nicole S Litwin, Soline Chaumont, Mathilde Saccareau, Franck Lejzerowicz, et al.: A posteriori dietary patterns better explain variations of the gut microbiome than individual markers in the American Gut Project; in: American Journal of Clinical Nutrition (veröffentlicht 07.10.2021), American Journal of Clinical Nutrition
- Weber Shandwick Chicago: Popular diets may help drop pounds, but could negatively impact gut health (veröffentlicht 26.01.2022), Weber Shandwick Chicago
Wichtiger Hinweis:
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