Doppeltransplantation: Zehnjähriger Junge bekam zwei Spenderhände
Ein heute zehnjähriger Junge aus den USA hat im Alter von zwei Jahren seine Hände durch eine von Bakterien ausgelöste Blutvergiftung verloren. Vor eineinhalb Jahren bekam er zwei Spenderhände transplantiert. Heute kann der Junge mit seinen Händen wieder schreiben, sich anziehen und selbständig essen.
Junge verlor seine Hände wegen einer Blutvergiftung
„Als ich zwei war, mussten meine Hände abgeschnitten werden, weil ich krank war“: So beschrieb Zion Harvey laut einem Bericht der „BBC“, was ihm im Alter von zwei Jahren widerfahren war. Das Kind hatte damals eine von Bakterien ausgelöste Blutvergiftung erlitten, die unter anderem zu Nierenversagen und dem Verlust der Hände, Teilen der Unterarme und der Füße führte. Vor eineinhalb Jahren bekam der zu dem Zeitpunkt acht Jahre alte Junge zwei Spenderhände transplantiert. Heute kann er mit seinen Händen wieder schreiben, sich anziehen und selbständig essen.
Doppeltransplantation von Händen
Wie die Ärzte, die die Transplantation durchgeführt haben, in der Fachzeitschrift „The Lancet Child & Adolescent Health“ berichten, habe der heute zehnjährige Junge aus den USA 18 Monate nach der Operation gelernt, mit seinen neuen Händen mehr Handlungen auszuführen als zuvor mit seinen Stümpfen.
Den Angaben zufolge war es nicht die erste erfolgte Doppeltransplantation von Händen, – die fand 1998 statt – aber Zion war bisher der jüngste Patient, bei dem die OP durchgeführt wurde.
Laut den Medizinern haben sich der Junge und sein Gehirn nach der Operation zunächst daran gewöhnen müssen, die Hände zu nutzen.
Die Ärztin Dr. Sandra Amaral vom Kinderkrankenhaus in Philadelphia erklärte gegenüber der „BBC“, dass Zion weiterhin erhebliche Fortschritte macht.
Transplantierte Hände wachsen mit dem Körper mit
„Sein Gehirn kommuniziert mit den Händen“, erläuterte der Chef des Chirurgenteams, Scott Levin, in einem Youtube-Video. „Es sagt ihnen, dass sie sich bewegen sollen, und sie bewegen sich. Allein das ist bemerkenswert, weil dieser Teil des Gehirns für sechs Jahre seines Lebens nicht aktiv war.“
Der Junge hatte bereits im Alter von vier Jahren eine Niere von seiner Mutter transplantiert bekommen. Vor eineinhalb Jahren fand schließlich die Doppeltransplantation der Hände statt.
Die OP, die laut den Ärzten 10 Stunden und 40 Minuten dauerte, wurde zwei Jahre lang vorbereitet. Aus medizinischer Sicht war insbesondere die Verbindung der kleinen Nerven und Blutgefäße eine Herausforderung.
Dr. Benjamin Chang vom Operationstermin sagte laut „BBC“: „Wir wollten wirklich dafür sorgen, dass diese für unseren Patienten arbeiten und zwar ein Leben lang.“
Im ersten Jahr nach der Operation gab es einige Male die Befürchtung der Ärzte, dass die Hände vom Körper abgestoßen würden, doch durch die Optimierung der Medikamente konnte dies verhindert werden.
Im Laufe der Zeit konnte der Junge seine Hände immer besser bewegen und Reize über die Hände wahrnehmen. „Seine Wahrnehmung verbessert sich weiter. Es ist wunderbar“, so Dr. Amaral.
Hervorzuheben ist zudem, dass es gelungen ist, dass die Hände mit dem Körper mitwachsen. Über den Spender wurde nichts bekannt.
Spektakuläre Fortschritte in der Transplantationsmedizin
Der positive Verlauf der Doppeltransplantation reiht sich ein in eine Vielzahl von spektakulären Operationen. Die Transplantationsmedizin hat in den vergangenen Jahren allgemein enorme Fortschritte gemacht.
So werden etwa seit 2010 immer wieder erfolgreiche Gesichtstransplantationen vorgenommen.
Vor zwei Jahren ist Medizinern die sensationelle Transplantation einer Schädeldecke gelungen.
In den USA wurde 2016 die erste Penis-Verpflanzung durchgeführt und in Deutschland ist erstmals eine Gebärmutter-Transplantation geplant.
Noch aufsehenerregender sind allerdings die Pläne eines italienischen Chirurgen: Er will erstmals eine Kopftransplantation durchführen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.