Erste Hilfe für den Mund: Beschädigte Zähne retten
Schwere Erkrankungen wie eine Entzündung des Zahnmarks oder Unfälle ziehen den Mundraum oftmals stark in Mitleidenschaft. Doch die moderne Medizin schafft es, so manchen Zahn zu erhalten, der eigentlich schon verloren geglaubt war. „Selbst ein ausgefallener Zahn bedeutet heutzutage noch lange nicht, dass ein Implantat zum Einsatz kommen muss“, weiß Dr. Stephan Ziegler, leitender Zahnarzt und Gründer der KU64-Zahnarztpraxis aus Berlin.
Wurzel behandeln
Bei einer Entzündung der Pulpa, auch Zahnmark genannt, dringen gefährliche Bakterien zum Beispiel über kariöse Löcher in das Innere des Zahns ein und greifen dort das empfindliche Gewebe an. Während diese Erkrankung früher oftmals zum Ziehen des betroffenen Zahns führte, halten Zahnärzte das Gebiss heutzutage in den meisten Fällen durch eine Wurzelkanalbehandlung intakt. „Unter lokaler Betäubung entfernen wir die entzündete Pulpa durch eine kleine Öffnung im Zahn. Feine Spezialinstrumente weiten den Wurzelkanal, damit er anschließend durch eine Spüllösung desinfiziert und von jeglichen Bakterien befreit werden kann“, erklärt Dr. Ziegler. Zum Schluss verschließt ein Füllmaterial die betroffene Stelle und eine Krone stabilisiert den behandelten Zahn. „Viele Menschen stellen sich eine Wurzelkanalbehandlung viel schlimmer vor, als sie tatsächlich ist. Letztendlich dient sie als schonende Alternative zum Ziehen des erkrankten Zahnes“, betont der KU64-Experte.
Zahn bewahren
Auch Unfälle, insbesondere im sportlichen Bereich, führen oftmals dazu, dass Zähne Schaden nehmen. Je nach Schwere der Verletzung eignen sich unterschiedliche Methoden zu ihrer Rettung. Bei abgebrochenen Kanten hilft zum Beispiel schon ein Kunststoffkleber, um sie wieder an ihrem Platz zu befestigen. Doch auch in schlimmeren Fällen wie Zahnverlust stehen die Chancen auf eine Wiederherstellung des Ursprungszustands gut. „Wenn weder der Nerv noch die Wurzel Verletzungen erleiden, können wir den Zahn tatsächlich erhalten. Betroffene sollten jedoch schnell einen Zahnarzt aufsuchen und ausgeschlagene Zähne nicht an der Wurzel anfassen, damit diese keinen Schaden nimmt“, warnt Dr. Ziegler.
Bei einer kurzen Transportdauer von maximal einer Stunde eignen sich H-Milch, Kochsalzlösung oder Speichel zur Aufbewahrung. Inzwischen existieren für diesen Fall jedoch auch Rettungsboxen mit einer speziellen Nährlösung, in der Zähne bis zu 48 Stunden überdauern können. Nach dem Einsetzen befestigt der Arzt den Zahn für ungefähr zehn Tage mit einer Schiene, sodass dieser wieder festwachsen kann. Da er durch den Unfall dauerhaft von der Nährstoffversorgung abgeschnitten wurde, erfolgt im Anschluss eine Wurzelkanalbehandlung, um die Pulpa zu entfernen. Deshalb verspüren Patienten an der betroffenen Stelle zwar keine Schmerzen oder Temperaturunterschiede mehr, das Tastempfinden beim Zubeißen bleibt jedoch bestehen. (sb, pm)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.