Rotz-Infektion bei einem Sportpferd in Niedersachsen festgestellt
30.01.2015
Erstmals seit knapp 50 Jahren ist die Infektionskrankheit „Rotz“ bei einem Pferd in Deutschland aufgetreten. Bei einem Sportpferd aus Niedersachsen habe sich der Verdacht nach weitergehenden Untersuchungen des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) jetzt bestätigt, so die Mitteilung des niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums. Das Pferd wurde seit November 2014 in einem Bestand im Landkreis Osnabrück gehalten und sollte eigentlich in die USA exportiert werden.
Das Sportpferd war laut Angaben des Landkreises bei routinemäßigen Untersuchungen Ende November 2014 aufgefallen und zur Klärung des Befundes erfolgte „im Dezember 2014 eine diagnostische Tötung.“ Die anschließenden bakteriologischen Untersuchungen der Organe verliefen zunächst negativ, woraufhin am FLI gezielt Hautproben molekularbiologisch untersucht wurden. In diesen Proben sei nun „Rotz“-spezifische DNA nachgewiesen worden, berichtet der Landkreis Osnabrück. Die Infektion sei somit amtlich bestätigt. Erstmals seit 1956 wurde demnach eine Rotz-Infektion hierzulande nachgewiesen.
Infektionsweg unklar
Weil die übrigen Pferde des betroffenen Bestandes im Abstand von jeweils zwei Wochen dreimal negativ getestet wurden, gelte die Seuche in diesem Bestand bereits als erloschen, berichtet der Landkreis Osnabrück weiter. Derzeit würden in den Beständen, in denen sich das Pferd vorher befand, weitere Untersuchungen durchgeführt. Auf welchem Wege sich das betroffene Pferd infiziert hat, bleibe bisher unklar. Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet, dass das Pferd im Jahr 2008 in Schleswig-Holstein geboren wurde, dort länger gestanden habe, anschließend nach Nordrhein-Westfalen verbracht wurde und von dort nach Niedersachsen kam. Da kein Aufenthalten im Ausland stattfand, muss die Infektion hierzulande erfolgt sein, wobei Deutschland eigentlich jedoch seit rund 50 Jahren als frei von der Infektionskrankheit galt.
Rotz-Infektionen bei Pferden oft unerkannt
Rotz ist eine anzeigepflichtige Tierseuche, die durch das Bakterium Burkholderia Mallei hervorgerufen wird. Sie tritt vor allem bei Einhufern wie Pferden, Eseln oder Maultieren auf und wird durch Körpersekrete übertragen, berichtet der Landkreis Osnabrück. Die Infektionskrankheit könne „in Form knotiger und geschwülstiger Entzündungen in der Haut (Hautrotz), der Nasenschleimhaut (Nasenrotz) und der Lunge (Lungenrotz) auftreten.“ Bei Pferden bleibe die Infektion nicht selten unerkannt, da hier die chronische oder latente Verlaufsform dominiere.
Infektionen des Menschen möglich
Gegebenenfalls kann Rotz bei engem direkten Kontakt zu erkrankten Tieren auch auf den Menschen übertragen werden, berichtet der Landkreis weiter. Allerdings seien in der Vergangenheit Ansteckungen bei Menschen selbst bei hohen Erkrankungshäufigkeiten in der Pferdepopulation sehr selten gewesen. Zu den möglichen Symptomen einer akuten Rotz-Infektion beim Menschen zählen zum Beispiel Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen, aber auch Durchfall, Juckender Hautausschlag und Herzrasen.
Einschleppung der anzeigepflichtigen Tierseuche
Während die Erkrankung laut Angaben des FLI in Europa bereits im 19. Jahrhundert ausgerottet wurde, sind Rotz-Infektionen gegenwärtig weiterhin vermehrt in Asien, Afrika und im Nahen Osten zu beobachten. „Durch die Ausweitung und Erleichterung des Welthandels mit lebenden Tieren ist jedoch die Gefahr der Einschleppung von Rotz erheblich größer geworden und es gel ten spezifische tierseuchen rechtliche Vorschriften für den internationalen Handel“, berichtet das FLI weiter. (fp)
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