Spanische Regierung lässt einen Ebola-Erkrankten aus Westafrika zurückbringen
07.08.2014
Die Anzahl der Menschen, die sich mit dem lebensgefährlichen Ebola-Virus infizieren, steigt und steigt. Bis morgen noch diskutieren Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) deshalb in Genf über Mittel und Wege, die Epidemie in Westafrika einzudämmen. Solange keine Besserung der Situation in Sicht ist, sollten Reisende auf Anraten des Auswärtigen Amtes die betroffenen Regionen auf jeden Fall meiden.
WHO-Notfallkomitee berät über Strategien zur Eindämmung der Epidemie in Westafrika
Seit Mittwoch berät sich ein internationales Team aus Experten für Virusinfektionen und Seuchen in Genf über Strategien und Möglichkeiten, die derzeit grassierende Ebola-Epidemie in Westafrika zu stoppen. Diskutiert werde dabei laut der WHO vor allem, ob die derzeitige Situation nach Ansicht des WHO-Notfallkomitees als internationaler Gesundheitsnotfall eingestuft werden sollte oder nicht Für das WHO-Notfallkomitee sowie die General-Direktorin Dr. Margaret Chan eine gänzlich neue Herausforderung, denn aufgrund von Ebola hatten sich die Experten zuvor noch nicht beraten müssen – anders als bei der sogenannten „Kinderlähmung“ (Poliomyelitis, kurz: Polio) die sich im Frühling 2014 unter anderem in Kamerun, Pakistan, Afghanistan und Syrien ausgebreitet hatte. In diesem Fall hatte die WHO am 5. Mai die Ausbrüche der Krankheit zu einem „außerordentlichen Ereignis“ erklärt und damit erst zum zweiten Mal in ihrer Geschichte konkrete Reisebeschränkungen verhängt, welche unter anderem beinhalteten, dass sich Bewohner von Kamerun, Syrien und Pakistan vor einer Ausreise impfen lassen mussten.
Bislang mehr als 1600 Fälle von Ebola oder Ebola-Verdacht gemeldet
Solche Einschränkungen könnten nun bald auch für Westafrika gelten – denn sollte das Komitee auch die Ebola-Epidemie als Gesundheitsnotfall einstufen, würde die WHO auch in diesem Fall internationale Vorsichtsmaßnahmen treffen müssen. Ein realistische Vorstellung, denn wie die „dpa“ berichtet, seien laut der jeweiligen Behörden in Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria mittlerweile etwa 900 Patienten an der Krankheit gestorben und insgesamt mehr als 1600 Fälle von Ebola oder Ebola-Verdacht gemeldet worden. Bereits am Dienstag hatte das Auswärtige Amt auf die derzeitige Situation reagiert und die Warnung vor einer Reise nach Guinea, Liberia und Sierra Leone verschärft. „Von Reisen in diese Länder wird dringend abgeraten“, so die dringende Empfehlung des Amtes, zudem sei es durchaus möglich, dass bald auch die Ausreise aus diesen Ländern beschränkt werde. Demnach sei die „ohnehin defizitäre medizinische Versorgung“ aufgrund der Epidemie „in allen betroffenen Ländern derzeit noch weiter eingeschränkt und darüber hinaus besteht in Krankenhäusern ein erhöhtes Infektionsrisiko“, so das Amt weiter.
WHO ruft Medizinethiker zur Beratung zusammen
Um alle Möglichkeiten zur Bekämpfung der Epidemie auszuschöpfen, würde laut WHO Anfang nächster Woche auch eine Gruppe von Medizinethikern zusammenkommen und eine mögliche Verwendung experimenteller Behandlungsmethoden während der fortschreitenden Ebola-Epidemie zu untersuchen. Denn derzeit existieren weder registrierte Medikamente noch ein Impfstoff gegen das Virus – doch laut der WHO würden sich einige experimentelle Möglichkeiten in der Entwicklung befinden. „Wir befinden uns in einer ungewöhnlichen Situation während dieses Ausbruchs. Wir haben eine Krankheit, mit einer hohen Todesrate und ohne bewährte Behandlung oder Impfung", so Dr. Marie-Paule Kieny, Vize-Direktorin bei der Weltgesundheitsorganisation. "Wir müssen die medizinischen Ethiker bitten, uns zu beraten, wie wir verantwortungsvoll agieren können.“
Erkrankter Geistlicher Miguel Pajares kehrt aus Liberia nach Spanien zurück
Unterdessen hat die spanische Regierung nach Angeben der „dpa“ zum ersten Mal einen mit Ebola infizierten Patienten nach Europa eingeflogen. Der erkrankte Geistliche Miguel Pajares war mit einer Maschine der Luftwaffe auf dem Luftwaffenstützpunkt Torrejón de Ardoz bei Madrid gelandet. Auch eine spanische Nonne, die mit dem Priester in Liberia zusammengearbeitet hatte, sei nach Angaben des Verteidigungsministeriums an Bord des Flugzeugs gewesen – bei der Frau sei jedoch bislang keine Ansteckung festgestellt worden. Der aus der Gegend von Toledo (Mittelspanien) stammende 75-jährige hatte zuvor in Liberias’ Hauptstadt Monrovia in einem mittlerweile geschlossenen Krankenhaus gearbeitet und dort den später an Ebola gestorbenen Direktor Patrick Nshamdzea gepflegt. Anfang der Woche habe dann ein Test ergeben, dass er sich ebenfalls angesteckt hatte. Der Rücktransport des Infizierten sei schließlich auf Initiative der Hilfsorganisation „Juan Ciudad“ erfolgt, für die sich Pajares in den letzten acht Jahren in Liberia eingesetzt hatte. Die Organisation hatte die spanische Regierung gebeten, den Mann in seine Heimat zurückzuholen und war dabei von Zehntausenden Spaniern per Internetpetition unterstützt worden.
Spanien nach den USA das zweite Land, das Betroffene einfliegen lässt
Spanien ist damit nach den USA der zweite westliche Staat, der im Zuge der derzeit herrschenden Epidemie infizierte Betroffene in die Heimat zurückgeholt hat. Im Falle der nun eingeflogenen Spanier würde die Versorgung nun in einem Madrider Krankenhaus unter strengsten Sicherheits- und Quarantäne-Vorkehrungen der WHO stattfinden. (nr)
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