Botulismus in Sachsen: Gesundheitsbehörden stehen vor einem Rätsel
06.04.2011
Auf einem Bauernhof im sächsischen Thoßfell sind seit 2006 zahlreiche Rinder an Botulismus verstorben und auch der Züchter ist an der durch Bakterien hervorgerufenen Vergiftung erkrankt. Die Gesundheitsbehörden zeigten sich alarmiert und die sächsische Landesregierung forderte eine umgehende Aufklärung der Ursachen.
Erstmals wurde im vergangen Jahr auf dem Hof in Sachsen die durch Toxine des Bakteriums Clostridium botulinum hervorgerufenen Infektionskrankheit Botulismus nachgewiesen. Seit 2006 sind auf dem Hof rund 600 Rinder zu Grunde gegangen, doch der Verdacht auf chronischen Botulismus wurde erst im vergangenen Jahr bestätigt. Mittlerweile ist auch der Züchter an der relativ unbekannten Krankheit erkrankt und leidet unter Muskellähmungen. Die Ursachenforschung läuft derweil auf Hochtouren. „Das Fritz-Loeffler-Institut für Tiergesundheit untersucht den Fall“, betonte der Sprecher des sächsischen Gesundheitsministeriums, Ralph Schreiber.
Botulismus in der Bevölkerung weitgehend unbekannte Krankheit
Botulismus ist eine in der Bevölkerung weitgehend unbekannte Krankheit, die als Vergiftung durch die Toxine von Bakterien hervorgerufen wird. Bei Menschen wird Botulismus in der Regel durch den Verzehr von verdorbenen Fleisch bedingt, doch was auf dem Hof im vogtländischen Thoßfell zu dem massenhaften Auftreten der Krankheit bei Rindern geführt hat, ist bislang ungeklärt. Seit Jahren geben die Tiere wenig Milch, litten an Verdauungsstörungen und Lähmungen und wiesen Einschränkungen bei der Fruchtbarkeit auf. Etwa 600 Rinder seien in Folge der Erkrankung verstorben und auch der Besitzer leide mittlerweile an Botulismus, teilte der Anwalt der Züchter mit. Der Landesbauernverband zeigte sich indes ratlos und betonte, dass die Forschung an dieser Stelle dringend intensiviert werden muss. Denn ist „die Ursache nicht bekannt“, „wissen wir auch nicht, wie wir reagieren können“, erklärte Andreas Jahnel vom Landesbauernverband. Auch die sächsische Landesregierung fordert eine umgehende Aufklärung der Krankheitsursachen bei den vorliegenden Botulismus-Fällen.
Gesundheitliche Folgen einer Botulismus-Erkrankung
Beim Menschen ist Botulismus normalerweise eine reine Vergiftung und daher nicht ansteckend. Die Wirkung der bakteriellen Gifte beruht dabei auf der Blockade der Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln. Meist sind im Anfangsstadium der Erkrankung die Augenmuskeln betroffen, die Sehkraft der Patient ist eingeschränkt, die Augen fallen ständig zu und die Pupillen sind geweitet. Im späteren Krankheitsstadium können auch Lippen-, Zungen-, Gaumen- und Kehlkopfmuskel betroffen sein, wobei Botulismus in besonders schweren Fällen auch zu Lähmungen der Muskulatur führen kann. Außerdem sind bei derartig schwerem Krankheitsverlauf häufig die inneren Organe betroffen. Erbrechen, Durchfall, später Verstopfung und Bauchkrämpfen (Akute Bauchschmerzen) sind die mögliche Folgen. Am Ende des Krankheitsverlaufs stehen schlimmstenfalls Lähmung der Herz- und Atemmuskulatur die zum Tod der Patienten durch Ersticken oder Herzstillstand führen. (fp)
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Bild: Erika Hartmann / pixelio.de
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