Spanische Behörden melden erste lokale Chikungunya-Infektion
Zum ersten Mal hat sich ein Spanier im eigenen Land mit dem Chikungunya-Virus infiziert. Dies berichtet das „National Travel Health Network and Centre“ (NaTHNaC) in London. Demnach handelt es sich bei dem Patienten um einen 60-Jährigen aus Valencia, der während einer Frankreich-Reise erkrankte. Bislang war das durch die asiatische Tigermücke übertragene Virus vor allem in Mittel- und Südamerika verbreitet. Doch Fachleute vermuten schon länger, dass das Insekt auch hier heimisch werden könnte.
60-jähriger Valencianer erkrankt während Frankreich-Reise
In Spanien ist offenbar der erste Fall einer lokalen Infektion mit dem Chikungunya-Virus aufgetreten. Wie das NaTHNaC berichtet, hätten Gesundheitsbehörden vor Ort bestätigt, dass sich ein 60-jähriger Mann aus Gandia (Valencia) mit dem Chikungunya Virus (CHIKV) angesteckt habe. Der Patient hatte während einer Frankreich-Reise Symptome entwickelt, dennoch würden die Behörden aufgrund der Inkubationszeit von vier bis sieben Tagen davon ausgehen, dass die Ansteckung bereits vor der Abreise in Spanien erfolgt sei, so das NaTHNaC.
Bisher seien in Spanien 86 Chikungunya-Fälle bekannt geworden, die jedoch alle nach einer Afrika- oder Südamerika-Reise aufgetreten waren. „Dieser Fall zeigt erneut, dass eine Übertragung von Chikungunya-Fieber auch in Europa möglich ist”, so der wissenschaftliche Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM), Professor Dr. med. Tomas Jelinek. Demnach sei eine weitere Verbreitung des Erregers in südeuropäischen Ländern wahrscheinlich, schon 2007 und 2010 war es in Italien bzw. in Frankreich zu Ansteckungen gekommen.
Vorkommen der Tigermücke breitet sich rasant aus
Denn die Tigermücke als Hauptüberträger des Erregers ist mittlerweile weit verbreitet. Ursprünglich aus den süd- und südostasiatischen Tropen und Subtropen stammend, konnte sie in den letzten Jahrzehnten vor allem durch Gütertransporte und Reisetätigkeiten in die ganze Welt gelangen und ist seit den 1990er Jahren auch in mittel- und südeuropäischen Ländern präsent. Neben Spanien, Italien und Frankreich zählen dazu unter anderem Kroatien und Griechenland, Experten fürchten zudem, dass die Mücke auch hierzulande heimisch werden könnte.
Erst vor wenigen Tagen hatte das zuständige Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mitgeteilt, dass im Osten Freiburgs eine Population gefunden worden sei, die auf eine Überwinterung und Ansiedlung der Asiatischen Tigermücke hindeute. Schon im letzten Jahr hatten Forscher an der selben Stelle einen ähnlichen Fund entdeckt, bislang hatte sich die wärmeliebende Mücke jedoch aufgrund der klimatischen Bedingungen offenbar nicht etablieren können.
Dennoch bestünde laut den Experten des FLI kein Grund zur Panik. Stattdessen sei das Risiko für eine mögliche Übertragung gefährlicher Krankheiten selbst bei einer Etablierung der Art gering, „denn die Mücken sind nicht per se infiziert“, so die Information des Instituts.
Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Versagen sehr selten
Doch gerade bei Reisen in südliche Länder sollte der aktuelle Fall aus Valencia im Hinterkopf bleiben, wenn es zu typischen Symptomen wie hohem Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Hautausschlag, Lymphknotenschwellungen, Abgeschlagenheit und starken Gelenk- und Muskelschmerzen kommt. „Ärzte sollten bei Urlaubern aus Spanien oder Südfrankreich in jedem Fall auch eine Infektion mit Chikungunya in Betracht ziehen”, so Tomas Jelinek. Nach etwa ein bis zwei Wochen klingt die Erkrankung normalerweise von selbst wieder ab und es besteht eine lebenslange Immunität. Normalerweise bleiben keine Schäden zurück, nur in seltenen Fällen kann es zu schweren Komplikationen wie einem Herz-Kreislauf-Versagen oder einer Hirnhautentzündung kommen.
Vorsorglich auf ausreichenden Mückenschutz achten
Einen Impfstoff gegen das Chikungunya-Virus sowie eine spezielle Therapie gibt es bisher nicht. Dementsprechend raten Experten dazu, in Risiko-Gebieten besonders stark auf einen guten Mückenschutz zu achten. Zusätzlichen Schutz bieten helle und geschlossene Kleidung sowie Moskitonetze, zudem kann eine Imprägnierung mit Insektenschutz verhindern, dass die Tiere durch dünne Materialien hindurch stechen können. (nr)
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