Erziehungsmethoden: Geschlagene Kinder werden aggressiver
03.05.2014
Wie frühere Untersuchungen ergaben, werden temperamentvolle Kinder von ihren Eltern öfter geschlagen, als ruhige. Dies führt dazu, dass die Kleinen noch aggressiver werden, was weitere Schläge nach sich zieht. Eine Studie aus den USA hat nun geklärt, wie dieser Teufelskreis entsteht und warum es falsch ist, Kinder zu schlagen.
Temperamentvolle Kinder werden mehr geschlagen
Auch wenn die meisten Eltern wissen, dass sie ihre Kinder keinesfalls schlagen sollten, rutscht vielen von ihnen oft die Hand aus. Dabei müssen vor allem Kinder mit aufbrausendem Temperament und impulsivem oder aggressivem Verhalten mehr Schläge einstecken, als ruhige, wie Untersuchungen ergaben. Das führt zu einem Teufelskreis: Wegen der angewandten Gewalt werden Kinder häufig aggressiv und erhalten deshalb noch mehr Schläge. Wenn Eltern gefragt werden, warum sie ihren Nachwuchs ohrfeigen, geben sie nicht selten die Antwort: „Mein Kind ist eben schwierig.“ Was die Eltern wirklich dazu treibt, ihre Kinder zu schlagen und welchen Effekt dies langfristig auf die Entwicklung des Kindes hat, haben nun US-Wissenschaftler der Columbia University in einer umfassenden Studie untersucht. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachmagazin „Journal of Youth and Adolescence“.
Langzeitstudie in den USA
Das Forscherteam um Professor Dr. Michael MacKenzie von der Columbia University School of Social Work in New York hat für ihre Studie die Daten von knapp 1.900 Familien mit insgesamt mehr als 5.000 Kindern aus der „Fragile Families and Child Wellbeing Study“ ausgewertet, die zwischen 1998 und dem Jahr 2000 in 20 großen amerikanischen Städten erhoben wurden. Die Eltern hatten erstmals kurz nach der Geburt ihres Kindes teilgenommen und dann erneut, als die Kinder ein Jahr, drei, fünf und neun Jahre alt waren. Befragt wurden sie dazu, ob ihr Kind aufsässig sei, sich nicht an Regeln halte oder aggressiv sei und ob es geschlagen werde.
Über die Hälfte der Eltern schlagen ihre Kinder
Laut Aussage der Forscher gaben 28 Prozent der Eltern an, dass sie ihr Kind bereits im ersten Lebensjahr geschlagen haben. Im dritten Lebensjahr waren es schon 57 Prozent und damit mehr als die Hälfte der Erziehungsberechtigten, denen zumindest gelegentlich die Hand ausrutschte. Die Rate nahm danach wieder leicht ab, auf 53 Prozent im fünften und 49 Prozent im neunten Lebensjahr. Auffällig war dabei, dass es in jeder Altersgruppe so war, dass Kinder, die von ihren Eltern als „schwieriger“ beschrieben wurden, auch öfter Schläge einstecken mussten. Die Wissenschaftler identifizierten im Rahmen ihrer Studie auch verschiedene Risikofaktoren, die zu vermehrten Prügelstrafen und entsprechend aggressivem Verhalten der Kinder führen können. Wie Professor MacKenzie und Kollegen berichteten, seien hier beispielsweise ein Drogenmissbrauch der Eltern, Gewalt in der elterlichen Partnerschaft, eine Haftstrafe des Vaters und ein geringer mütterlicher Intelligenzquotient zu erwähnen.
Durch Gewalt wird Teufelsspirale losgetreten
Auffällig sei zudem gewesen, dass Kinder, die bereits im Alter von einem Jahr körperliche Gewalt erfahren hatten, also in einem Alter, in dem man von schlechtem Benehmen noch nicht wirklich sprechen kann, in der Folge mehr Verhaltensauffälligkeiten entwickelten und daraufhin noch häufiger geschlagen wurden. Durch Schläge in diesem jungen Alter werde höchstwahrscheinlich eine Teufelsspirale losgetreten. Durch Schläge kommt es zu weiteren Aggressionen und diese führen zu noch mehr Schlägen. Wie der Wissenschaftler mitteilte, hätten Eltern, denen es gelingt, trotz Ärger, Hilflosigkeit und Erschöpfung anders als mit Schlägen auf ihr tobendes Kind zu reagieren, in jedem Fall bessere Chancen, ein nur wenig aggressives Kind zu haben. In brenzligen Situationen könne ihnen dabei auch die Familienhilfe unter die Arme greifen. Niemand muss sich für so einen Schritt schämen. Kein Mensch, der sich mit dem Thema beschäftigt, würde behaupten, dass es eine leichte Angelegenheit sei, ein Kind großzuziehen. (ad)
Bild: S. Hofschlaeger / pixelio.de
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