Menschen mit kleineren Lungen haben höheres Risiko für Lungenerkrankungen
In einer neuen Studie konnten Wissenschaftler zeigen, warum bei Menschen mit kleineren Lungen eine größere Gefahr für Lungenerkrankungen besteht. Außerdem lässt sich anhand der Gene das Risiko für eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) vorhersagen.
Dritthäufigste Todesursache weltweit
Lungenerkrankungen sind nach wie vor eine große gesundheitliche Herausforderung für unsere Gesellschaft. Allein die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) ist die dritthäufigste Todesursache weltweit. Im Volksmund ist sie auch als Raucherhusten bekannt. Viele Patienten wissen oft lange nichts von ihrer schweren Lungenkrankheit. Sie beginnt immer schleichend. „Um effiziente Therapien zu entwickeln, arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, die grundlegenden Mechanismen in der Lunge zu verstehen“, heißt es in einer Mitteilung des Helmholtz Zentrum München. Dabei sind sie nun einen großen Schritt weitergekommen.
Lungengesunde Menschen mit einer kleineren Lunge sind stärker gefährdet
Besonders das Wechselspiel zwischen Genen und Umwelt gerät dabei immer mehr in den Fokus.
„Nach wie vor interessiert uns vor allem der Zusammenhang bestimmter Gene mit der Lungenfunktion, da bekannt ist, dass lungengesunde Menschen mit einer kleineren Lunge ein erhöhtes Risiko für Lungenerkrankungen besitzen“, sagte Prof. Dr. Holger Schulz, kommissarischer Direktor des Instituts für Epidemiologie I (EPI I) am Helmholtz Zentrum München.
In der aktuellen Studie, an der die Helmholtz-Wissenschaftler beteiligt waren, ergaben sich genetische Hinweise, warum das so sein könnte.
Dr. Christian Gieger, Leiter der Abteilung für Molekulare Epidemiologie (AME) am Helmholtz Zentrum München, erklärte dazu: „Wir konnten Genvarianten identifizieren, die mit einer geringeren Lungenfunktion assoziiert sind und deren Träger ein erhöhtes Risiko haben, an COPD zu erkranken.“
In die Lungenbiologie eingreifen um Krankheiten zu bekämpfen
Wie der Forscher weiter erläuterte, lieferte die Studie „erste pathophysiologische Erklärungen für den Zusammenhang zwischen Lungenfunktion und bestimmten Genen“. Zudem seien letztere auch Kandidaten für künftige Therapieansätze, dieser translationale Aspekt ist den Wissenschaftlern besonders wichtig.
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachmagazin „Nature Genetics“ veröffentlicht.
Der an der Arbeit beteiligte Wissenschaftler am EPI I, Dr. Stefan Karrasch, erläuterte das methodische Vorgehen: „Zunächst untersuchte man Genomdaten von knapp 49.000 Probandinnen und Probanden mit sehr unterschiedlichen Lungenfunktionswerten. Die dabei gefundenen Genkandidaten wurden dann in einer zweiten Phase anhand von Daten weiterer gut 95.000 Probandinnen und Probanden überprüft.“
Auf diese Weise erhöhten die Wissenschaftler die Zahl an Kandidatengenen von 54 auf 97. Künftig, so hoffen sie, könnte man an diesen Stellen versuchen in die Lungenbiologie einzugreifen, um Krankheiten zu bekämpfen. Den Angaben zufolge seien für manche Bereiche bereits Wirkstoffe in der Entwicklung.
Fast viermal so hohes Risiko
In der Arbeit, die unter Federführung der Universität Leicester entstand, entwarfen die Wissenschaftler auch einen sogenannten Risikoscore, um die Wahrscheinlichkeit von COPD vorherzusagen.
Wie es in einer Mitteilung dazu heißt, hatten Patienten mit den höchsten Werten ein fast viermal so hohes Risiko, eine COPD zu entwickeln, als solche mit den niedrigsten Werten. (ad)
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