Immer mehr Fälle von Demenz in Deutschland – Pfelgepersonal fehlt
Mediziner warnen schon länger davor, dass es in Deutschland immer mehr Fälle von Demenzerkrankungen geben wird. Durch die stark ansteigende Anzahl von Menschen mit Demenz entstehe eine Unterversorgung in der Versorgung. Es fehlt an qualifiziertem Pflegepersonal zur Behandlung und Betreuung der Erkrankten.
Die Experten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft warnen davor, dass immer mehr Menschen an Demenz erkranke und durch steigende Anzahl von Betroffenen auch immer mehr geschultes Pflegepersonal benötigt werde. Zur Zeit stehe einfach nicht genug Personal zur Verfügung und auch bereits eingeleitete weitreichende Pflegereformen haben bisher keine Verbesserung herbeigeführt, warnen die Wissenschaftler in einer aktuellen Pressemitteilung.
In Deutschland leiden etwa 1,6 Millionen Menschen an Demenz
Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass sich die Anzahl der Menschen mit Alzheimer in Kliniken im Laufe der letzten 15 Jahre fast verdoppelt hat. Die Experten der Alzheimer Gesellschaft schätzen, dass heutzutage in Deutschland insgesamt rund 1,6 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung leben.
Wie wirkt sich Alzheimer auf Betroffene aus?
Etwa zwei Drittel der Betroffenen leiden dabei unter Alzheimer. Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz. Eine solche Erkrankung wirkt sich auf das Gehirn aus und führt zu einem Verlust der geistigen Funktionen. Zu diesen gehören beispielsweise das Denken, die Sprache, die Orientierung und die Urteilsfähigkeit der Betroffenen. Zusätzlich sterben wichtige Zellen im menschlichen Gehirn ab (vor allem in der sogenannten Hirnrinde) oder sie werden zumindest stark geschädigt.
Es fehlt geschultes Pflegepersonal
Wenn ältere Menschen psychisch krank sind oder an Demenz leiden, ist eine effektive Behandlung und Betreuung sehr wichtig. In Deutschland werden die meisten dieser Menschen aber leider nicht ausreichend versorgt. Aus diesem Grund bleiben viele Möglichkeiten ungenutzt, welche zu einer verbesserten Behandlung von Menschen mit Demenz in allen Stadien der Erkrankung führen könnte, sagen die Wissenschaftler. Es fehle auch in Pflegeheimen das speziell ausgebildete Personal zur Pflege von Patienten mit Demenz, sagen die Mediziner. Durch mehr solches Personal könnten Maßnahmen, wie beispielsweise Freiheitsentzug bei Betroffenen oder der Einsatz von Psychopharmaka vermieden werden, betonen die Experten.
Demenz ist eine sehr vielfältige Erkrankung
Der jährliche Welt-Alzheimertag im Jahr 2017 steht unter dem Motto “Demenz – Die Vielfalt im Blick”. Diese Beschreibung soll den Menschen klarmachen, dass Demenz viele verschiedene Gesichter hat und eine sehr vielfältige Erkrankung darstellt. Oft erkranken Menschen erst im gehobenen Alter an Demenz. Es gibt allerdings auch Fälle, bei denen die Erkrankung bereits früher im Leben eintritt, während Betroffene noch ganz normal ihrem Beruf nachgehen.
Die Lebensqualität von Demenzkranken muss verbessert werden
„Wir möchten, dass Menschen mit Demenz unabhängig von ihrem Krankheitsbild und ihrem Hintergrund ein gutes Leben führen können“, sagt Monika Kaus, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. Menschen und ihre Angehörigen seien unterschiedlich und die Lebenssituationen vielfältig. Deshalb würden individuelle, gute Angebote und Strukturen benötigt, und „wir müssen uns auch auf bestimmte Personengruppen einstellen wie z.B. Menschen, die einen Migrationshintergrund haben“, erklärt die Expertin weiter.
Mehrsprachige Internetseite für Migranten zum Thema Demenz
Die Alzheimer Gesellschaft wird in den nächsten Tagen eine Internetseite zur Verfügung stellen, welche speziell auf Migranten ausgerichtet ist. Die Seite informiert die Menschen über die speziellen Angebote für Menschen mit einer Demenzerkrankung in türkischer, russischer und polnischer Sprache.
Demenz kann nicht geheilt werden
Eine Erkrankung an Demenz ist bisher nicht heilbar. Es ist aber möglich, durch eine frühzeitige Behandlung mit Medikamenten und Verhaltenstherapien den mit der Zeit eintretenden Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit zu verlangsamen. So lässt sich der Ausbruch der Krankheit zumindest hinauszögern. „Die wichtigste Leistung der klinischen Alzheimerforschung der vergangenen Jahre besteht darin, dass die Alzheimererkrankung heute bereits im Stadium einer leichten kognitiven Störung diagnostiziert werden kann, deutlich bevor die geistigen Fähigkeiten stark eingeschränkt sind und eine Demenz vorliegt“, so Dr. Oliver Peters der Hirnliga (e.V.) in der aktuellen Pressemitteilung.
Mehr innovative Forschung benötigt
„Für die Vorbeugung von Alzheimer und den richtigen Umgang mit demenziellen Erkrankungen braucht es unbedingt mehr innovative Forschung“, erläutert David Sieveking neuer Schirmherr der Hirnliga e. V. – Vereinigung der deutschen Alzheimer-Forscher. Anstatt verzweifelt auf den ganz großen Wurf der Pharmaindustrie zu warten, sei es wichtiger, die kreative Forschung außerhalb kommerzieller Bahnen zu fördern, denn dort könnten die wirklich neuen Ideen und Forschungsansätze gedeihen, welche wir brauchen, fügt Sieveking hinzu.
Es müssen neue Therapieansätze zur Verlangsamung des Krankheitsverlaufs entwickelt werden
„Durch erhebliche Fortschritte in der Frühdiagnostik der Alzheimererkrankung ist es jetzt möglich, neue Therapieansätze, die darauf abzielen den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, viel früher beginnen zu lassen als dieses in der Vergangenheit möglich war“, erklärt Dr. Oliver Peters. Eine solche frühere Behandlung sei notwendig, weil jegliche Maßnahmen, die Erkrankung im Stadium der Demenz zu stoppen, ohne Erfolg blieben. Einen sogenannten Wirksamkeitsnachweis müssen gegenwärtig noch nicht abgeschlossene Untersuchungen ergeben, fügt der Mediziner hinzu.
Immer mehr Männer sind von Alzheimer betroffen
Alleine im Jahr 2015 waren 19.049 Alzheimerpatienten zur Behandlung in einem Krankenhaus. Dies waren viel mehr als noch im Jahr 2001, als 10.306 Fälle verzeichnet wurden. Insgesamt entsprachen die Zahlen einem Anstieg von 85 Prozent. Dabei war auch klar zu sehen, dass die Zahl der Männer mit Alzheimer-Erkrankung erheblich schneller anstieg, als die Anzahl der erkrankten Frauen. Bei den männlichen Betroffenen war ein Anstieg um 126 Prozent zu beobachten, bei Frauen waren es etwa 65 Prozent. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.