Das Thema Homöopathie spaltet die Gemüter. Auf der einen Seite stehen die Befürworter, die behaupten, dass Homöopathie bei Anwendern beliebt und durch Studien belegt sei. Gegner betonen hingegen, dass es für die Heilmethode keine wissenschaftlich haltbaren Belege gebe und den als „Globulis“ bezeichneten Zuckerkügelchen höchstens ein Placebo-Effekt zuzuschreiben sei. Unterstützung erhält die kritische Seite nun durch eine vom Wissenschaftsrat der Europäischen Akademien (EASAC) eingesetzte Arbeitsgruppe.
Heftige Diskussion zwischen Anhängern und Gegnern
Homöopathie – Heilung oder Humbug? Diese Frage wird schon seit Längerem kontrovers diskutiert und es existieren zahlreiche Mythen und Fakten über Globuli. Die Anhänger des von Samuel Hahnemann begründeten Heilverfahrens sind fest überzeugt von den therapeutischen Erfolgen der extrem verdünnten Wirkstoffe, die über Globuli, Pillen oder Lösungen verabreicht werden. Sie sprechen von einer ganzheitlichen Methode ohne Nebenwirkungen, die oft sogar helfe, wenn die Schulmedizin keine Lösung mehr hat. Gegner betrachten die Homöopathie als reine Glaubenssache, für die es keinerlei wissenschaftliche Belege gibt. Mögliche Erfolge führt die Contra-Seite ausschließlich auf einen Placeboeffekt zurück.
Kein Beleg für die Wirksamkeit homöopathischer Mittel
Scharfe Kritik kommt nun auch von Wissenschaftlern einer vom Beirat der Europäischen Akademien (EASAC) eingesetzten Arbeitsgruppe. Diese bezieht in einer aktuellen Stellungnahme klar Position gegen die Homöopathie und kommt zu dem Ergebnis, dass es keinen “wissenschaftlich fundierten und reproduzierbaren” Beleg für die Wirksamkeit der Heilmethode gibt.
Demnach würden die Forscher zwar anerkennen, dass in Einzelfällen ein Placebo-Effekt auftreten kann. “Doch in Übereinstimmung mit vorherigen umfangreichen Auswertungen kommen wir zu dem Schluss, dass keine bekannten Krankheiten existieren, für die es robuste, reproduzierbare Beweise gibt, dass die Homöopathie über den Placebo-Effekt hinaus wirksam ist”, so die Wissenschaftler.
Kein Beleg für Nutzen in der Tiermedizin
Die Forscher warnen sogar vor einer möglichen Gesundheitsgefahr durch homöopathische Mittel, zum Beispiel wenn andere notwendige Therapien durch diese verzögert oder sogar gar nicht erst begonnen werden. Ebenso bestünde die Gefahr, das durch die Förderung von Homöopathie das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Art und den Wert wissenschaftlicher Beweise untergraben werde.
Weiterhin fassen Sie zusammen, dass es es auch keine strengen Beweise gibt, welche die Verwendung von Homöopathie in der Veterinärmedizin untermauern. Daher sei besonders besorgniserregend, wenn zur Behandlung von Viehbeständen solche Produkte bevorzugt gegenüber evidenzbasierten Arzneimitteln eingesetzt werden, so die Mitteilung.
Für die Wissenschaftler steht fest: Jede beanspruchte Wirksamkeit von homöopathischen Produkten in der klinischen Anwendung könne demnach durch den Placebo-Effekt erklärt oder z.B. auf ein schlechtes Studien-Design, Zufälle oder eine selektive bzw. fehlende Veröffentlichung klinischer Studien zurückgeführt werden (“Publikations-Bias”).
Stellungnahme knüpft an bisherige Arbeiten an
Wie der EASAC erklärt, sei die aktuellen Stellungnahme veröffentlicht worden, um an die jüngsten Arbeiten der Mitgliedsakademien anzuknüpfen und die Kritik in Hinblick auf die wissenschaftlichen und gesundheitlichen Ansprüche für homöopathische Produkte zu stärken. Die Analyse und Schlussfolgerungen würden demnach auf den „hervorragenden, wissenschaftlich fundierten Einschätzungen“ basieren, die bereits von maßgeblichen und unparteiischen Behörden veröffentlicht wurden.
Kostenübernahme nur bei nachweisbarer Wirkung
Ausgehend von den Ergebnissen fordern die Experten nun unter anderem die Schaffung einheitlicher Bestimmungen, nach denen EU-weit die Wirksamkeit, Sicherheit und Qualität aller Produkte für die Human- und Tiermedizin geprüft werden. Zudem sollten evidenzbasierte, öffentliche Gesundheitssysteme die Kosten für homöopathische Produkte und Anwendungen nur dann zurückerstatten, wenn diese nach rigoroser Prüfung als nachweislich wirksam und sicher eingestuft werden können.
Ebenso müssten Werbung und Vermarktung von homöopathischen Produkten und Dienstleistungen den festgelegten Standards in Hinblick auf Richtigkeit und Klarheit entsprechen, fordern die Wissenschaftler. (nr)
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