Europäische Gewässer stärker chemieverseucht als gedacht
17.06.2014
Einer neuen Studie zufolge ist es um die Flüsse Europas nicht gut bestellt. Demnach sind die Gewässer stärker mit Pestiziden und anderen Chemikalien belastet als bislang angenommen. Schuld daran tragen demnach die Landwirtschaft und städtische Kläranlagen.
Gewässer stärker belastet als bisher angenommen
Forscher des Leipziger Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und der Universität Koblenz-Landau fanden zusammen mit Wissenschaftlern aus Frankreich und der Schweiz heraus, dass Europas Gewässer stärker mit chemischen Substanzen belastet sind als bisher vermutet. Die Experten meinen, dass die Belastung so hoch sei, dass die von den EU-Mitgliedstaaten bis 2015 angepeilte Verbesserung der Wasserqualität wohl nicht erreicht werde. „An der Wasserrahmenrichtlinie schrammen wir dicht vorbei", so der Koautor der Studie, Werner Brack vom UFZ.
Gesundheitliche Gefahren durch Pestizide
Die Landwirtschaft sowie städtische Kläranlagen sind demnach die Hauptverursacher der Belastung in den untersuchten Flüssen. Der Studie zufolge kommt die stärkste Belastung von Pestiziden. Von diesen chemischen Substanzen gehen zahlreiche gesundheitliche Gefahren aus. So drohen bei direktem Kontakt Hautprobleme wie etwa ein Juckender Hautausschlag sowie Vergiftungserscheinungen. Pestizide können zudem Allergien, Magen-Darm-Beschwerden, Fruchtbarkeits- und Erbgutschäden, Missbildungen bei Neugeborenen und sogar Krebserkrankungen verursachen. Bei einer akuten Vergiftung durch Pestizide kann es unter anderem zu Atemnot, Schwindel, Sehstörungen, Augen- und Hautschäden, Muskelkrämpfen oder Bewusstlosigkeit kommen.
Ökologisches Risiko für die Hälfte der Gewässer
In der Untersuchung brachten es auch Organozinnverbindungen, bromierte Flammschutzmittel und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die aus Verbrennungsprozessen stammen, auf bedenkliche Konzentrationen. Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlicht. Die Wissenschaftler analysierten für ihre Bestandsaufnahme Daten zu 223 Chemikalien aus den Einzugsgebieten von 91 Flüssen, darunter auch Rhein und Donau. Die Angaben stammten von insgesamt mehr als 4.000 Messstellen. Laut dem Ergebnis stellt die chemische Belastung für rund die Hälfte der Gewässer ein ökologische Risiko dar. Und bei rund 15 Prozent könnten sogar akut toxische Effekte auf Gewässerorganismen auftreten.
Weniger Chemikalien in der Landwirtschaft einsetzen
Studienleiter Ralf B. Schäfer sagte: „Für die Praxis bedeutet das: Es muss sich auf allen Ebenen dringend etwas bewegen.“ Es müsse generell vermieden werden, Chemikalien in Gewässer einzubringen. So sollten etwa in der Landwirtschaft weniger Chemikalien eingesetzt und Abwässer besser geklärt werden. Auch wenn der Zustand überall schlimm sei, seien direkte Vergleiche zwischen den Ländern dennoch schwierig, hieß es vom Helmholtz-Zentrum in München. So steht etwa Frankreichs Gewässerqualität in der Studie am schlechtesten da. Doch das liege nicht an der tatsächlich so schlechten Wasserqualität, sondern vermutlich auch daran, dass die Behörden dort über ein sehr engmaschiges Messnetz verfügen. Beispielsweise werden dort viele Substanzen analysiert, die anderswo einfach unter den Tisch fallen würden. In anderen Staaten hingegen würden Risiken durch unzureichende Überwachung nicht erkannt. (ad)
Bild: Petra Dirscherl / pixelio.de
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