Veranstaltungen während der Pandemie mit richtigem Hygienekonzept möglich
Unter dem Motto „RESTART-19“ fasst ein deutsches Forschungsteam individuelle Hygienekonzepte für kulturelle Events und Sportveranstaltungen zusammen. Die Konzepte beruhen auf dem neusten Wissensstand und sollen es ermöglichen, auch während einer möglichen vierten Welle Veranstaltungen anbieten zu können.
Eine Arbeitsgruppe der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat im Rahmen einer aktuellen Studie Hygienekonzepte ermittelt, die es ermöglichen sollen, Veranstaltungen wie Theater-Aufführungen und Konzerte oder Sportevents wieder in einem größeren Rahmen durchzuführen. Die Konzepte wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Communications“ vorgestellt.
Bessere Hygienekonzepte für Großveranstaltungen
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie wurden viele Großveranstaltungen abgesagt oder eingeschränkt. Die kulturelle Branche gehörte zu den Wirtschaftszweigen, die mit am meisten unter den Verboten gelitten hat. Ein großes Problem war das fehlende Wissen über die Übertragungswege des Virus. Nun fasste eine deutsche Forschungsgruppe Hygienekonzepte für Großveranstaltungen zusammen, die besser an die Situation angepasst sind.
Gute Belüftungstechnik ist entscheidend
„Was wir im Oktober 2020 als vorläufige Ergebnisse des Projekts RESTART-19 verkündet haben, hat sich manifestiert: Kulturelle Events und Sportveranstaltungen können unter Berücksichtigung der Inzidenz auch in der Halle stattfinden, wenn – und das ist entscheidend – eine sehr gute Belüftungstechnik und ein auf die jeweiligen Einrichtungen abgestimmtes Hygienekonzept existieren“, bestätigt Dr. Stefan Moritz, Projektleiter von RESTART-19 und Leiter der Infektiologe am Universitätsklinikum Halle.
Konzept muss individuell gestaltet werden
Ein einheitliches Konzept für alle Veranstaltungen sei nicht sinnvoll. „Die Hygienekonzepte müssen passen und jede Veranstaltung muss für sich selbst gesehen werden“, so Dr. Moritz. Es komme maßgeblich auf ein individuelles Vorgehen an, welches auf die jeweilige Veranstaltung abgestimmt ist.
Testkonzert zur Ermittlung der Hygienekonzepte
Die Universitätsmedizin Halle (Saale) untersuchte mit Unterstützung der Länder Sachsen-Anhalt und Sachsen unter welchen Bedingungen kulturelle und sportliche Veranstaltungen auch in Hallen wieder stattfinden können. In einem Experiment veranstaltete die Arbeitsgruppe ein Konzert zum Test der Hygienekonzepte.
„Die größten Schwierigkeiten der Studie waren die Auswertungen der großen Datenmengen, die Kontakte und Bewegungen im sekündlichen Takt beschrieben haben, die Simulationen der Aerosol-Verteilung in der Halle und die nachfolgenden Simulationen der Auswirkungen auf das epidemische Geschehen“, berichtet Epidemiologe Professor Dr. Rafael Mikolajczyk, dessen Team die Auswertungen der Kontakte und die mathematische Modellierung der Epidemie vornahm.
Antworten und Perspektiven liefern
„Und das ist in sehr kurzer Zeit passiert, denn die Politik, Sport, Kultur und die Menschen wollten Antworten und eine Perspektive“, betont Dr. Moritz. Die Daten und Schlussfolgerungen wurden unabhängig von einem der renommiertesten Wissenschaftsjournalen auf Qualität geprüft.
„Leider wird aber bundesweit die wissenschaftliche Evidenz nach wie vor nicht ausreichend berücksichtigt“, kritisiert Professor Dr. Michael Gekle, Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Halle und Mitautor der Studienarbeit.
Hauptfaktoren für eine Ansteckung mit COVID-19
Die Anzahl der Kontakte sowie der Ausstoß und die Verteilung von Aerosolen sind den Forschenden zufolge die Hauptfaktoren für eine Ansteckung mit COVID-19. Zusammen mit Expertinnen und Experten für Strömungsmechanik und für Biofilme entwickelt die Arbeitsgruppe nun ein einheitliches Bewertungssystem, mit dem das Ansteckungsrisiko bei Veranstaltungen klassifiziert werden kann. Ergebnisse hierzu werden in rund einem Jahr erwartet.
Großveranstaltungen wieder wirtschaftlich machen
Derzeitige Hygienekonzepte für Veranstaltungen basieren nach Angaben der Forschenden hauptsächlich auf eine Reduktion der Kapazitäten. „Das ist eine Möglichkeit, damit Veranstaltungen überhaupt wieder stattfinden können“, so Moritz. Um die Veranstaltungen auch wieder wirtschaftlicher zu gestalten, müssten weitere Faktoren wie Belüftungstechnik und Impfung einbezogen werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Universitätsklinikum Halle: „RESTART-19“ in Nature Communications: Events mit individuellem Hygienekonzept trotz COVID-19 (veröffentlicht: 19.08.2021), medizin.uni-halle.de
- Moritz, S., Gottschick, C., Horn, J. et al. The risk of indoor sports and culture events for the transmission of COVID-19; in: Nature Communications, 2021, nature.com
Wichtiger Hinweis:
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