Internationale Experten halten eine „tabakfreie“ Welt für realistisch
13.03.2015
Im Vorfeld der 16. „World Conference on Tobacco or Health“ in Abu Dhabi rufen Wissenschaftler weltweit dazu auf, mehr Maßnahmen gegen das Rauchen zu ergreifen, um bis zum Jahr 2040 eine „tabakfreie“ Welt – ohne Rauchverbote – zu erreichen. Die Forscher nennen insbesondere die Erhöhung der Tabaksteuer als effektives Mittel, um die Zahl der Raucher zu reduzieren. Bisher lebe nicht einmal jeder Zehnte in einer Region mit einer Tabaksteuer, die den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entspreche. Insbesondere in den Entwicklungs- und Schwellenländern sei mehr Einsatz gegen das Rauchen notwendig, schreiben sie in der britischen Fachzeitschrift „The Lancet“, in der anlässlich der bevorstehenden Konferenz vom 17. bis 21. März eine Artikelreihe zum Thema Tabakkonsum erschienen ist. 85 Prozent der Weltbevölkerung hätten bisher keinen Zugang zu Programmen, die dabei unterstützen, das Rauchen aufzugeben.
Regierungen müssen mehr Maßnahmen für eine „tabakfreie“ Welt bis 2040 ergreifen
„Ein Ziel einer tabakfreien Welt bis 2040 – in der weniger als fünf Prozent der Erwachsenen Tabak konsumieren – ist sozial wünschenswert, technisch machbar und könnte politisch praktikabel werden", zitiert die Nachrichtenagentur „dpa“ eine Forschungsgruppe um Robert Beaglehole von der neuseeländischen Universität Auckland. Dafür müssten Regierungen und Organisationen wie die Vereinten Nationen und die WHO aber insbesondere in Süd- und Südostasien, Teilen Afrikas und dem Nahen Osten stärker aktiv werden. Man wolle aber keine Tabak-Verbote durchsetzen, so die Forscher. Die „tabakfreie“ Welt sei mit anderen Mitteln zu erreichen, schreiben sie weiter im Fachmagazin.
Ein weiteres Forscherteam um Kenji Shibuya, Experte für Gesundheitspolitik an der japanischen Universität Tokio, weist daraufhin, dass die Zunahme der Weltbevölkerung dazu führen könnte, dass im Jahr 2015 immer noch mehr als eine Milliarde Menschen regelmäßig Tabak konsumierten – auch wenn der Anteil der Raucher insgesamt rückläufig sei. Mit einem Anstieg der Raucherzahlen ist Experten zufolge vor allem bei afrikanischen Männern und bei Männern und Frauen im östlichen Mittelmeerraum zu rechnen.
Die Tabakkonzerne konzentrieren sich mittlerweile auf Länder mit geringem und mittlerem Einkommen, da die Zigaretten- und Tabaknachfrage in den Industrieländern weiter sinkt, schreibt Anna Gilmore von der britischen Universität Bath im Fachmagazin. „Anders als von der Branche behauptet, richtet sich Tabakwerbung gezielt an Frauen und junge Menschen", zitiert sie die Nachrichtenagentur. Die Konzerne hätten einen zu großen Einfluss auf die Politik. Dies müsse unterbunden werden.
Einheitsverpackungen sollen Zigaretten unattraktiver machen
In vielen Industrieländern sind auf den Zigarettenpackungen Warnhinweise und Schockbilder zu sehen. Darüber hinaus sind bestimmte Zusätze verboten und Packungsgrößen vorgegeben. Damit erhofft man sich einen weiteren Rückgang der Raucherzahlen. Noch einen Schritt weiter ist Australien gegangen. Dort wurden bereits im Jahr 2012 Einheitsverpackungen von Zigaretten eingeführt, die kein Markenlogo oder ähnliches zeigen. In der vergangenen Woche hat auch Irland als zweites Land weltweit beschlossen, die Einheitsverpackungen einzuführen. Das britische Parlament fasste am Mittwoch einen ähnlichen Beschluss, dem das Oberhaus aber noch zustimmen muss.
„Standardisierte Verpackungen vermeiden die Illusionen, die glänzende, bunte Zigarettenschachteln wecken, und ersetzen sie durch schockierende Bilder, die die realen Folgen des Rauchens zeigen", kommentierte Dr. James Reilly, irischer Minister für Kinder und Jugend. In Deutschland sind bislang keine Einheitsverpackungen für Zigaretten geplant. (ag)
>Bild: Bernd Kasper / pixelio.de
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