Service, Beratung und Behandlung fallen nicht immer gleich gut aus
Kaum jemand geht gerne zum Zahnarzt, doch für die Mundgesundheit ist der regelmäßige Besuch leider unumgänglich. Wie bei anderen Fachärzten auch, gibt es jedoch bei den Praxen offenbar große Qualitätsunterschiede. Doch woran lässt sich erkennen, ob ein Zahnarzt gut ist oder nicht? Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“ geben Experten Tipps, worauf Patienten achten sollten.
Qualitätsunterschiede werden oft erst nach Jahren sichtbar
Ob Zahnschmerzen, Parodontitis, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen oder eine professionelle Reinigung: Es gibt zahlreiche Gründe für einen Besuch beim Zahnarzt und oft ist dieser mit Angst und Unbehagen verbunden. Daher ist es besonders wichtig, dass sich die Patienten bei ihrem Arzt sicher aufgehoben und bestmöglich medizinisch versorgt fühlen. Doch wie in anderen Bereichen auch, gibt es neben vielen guten auch mittelmäßige und sogar schlechte Ärzte – was jedoch oft auf den ersten Blick kaum erkennbar ist.
Doch bei genauem Hinsehen zeigen sich oft deutliche Unterschiede. „Häufig stellt sich erst nach mehreren Jahren heraus, ob ein Zahnarzt wirklich gut ist”, erklärt Kai Fortelka, Sprecher der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) gegenüber der „dpa“.
Gründliche Anamnese und genaue Untersuchung wichtig
Dementsprechend sei im Vorfeld eine Onlinerecherche empfehlenswert. Zudem gäbe es dem Experten nach weitere ausschlaggebende Punkte, anhand derer beim Besuch der Praxis der Qualitätsstandard deutlich werde.
Demnach sollte die Zahnarztpraxis sauber und gepflegt wirken, wobei besonders das Therapiezimmer inklusive der Geräte und dem Zahnarztbesteck genau betrachtet werden sollte. Zudem sei es wichtig, dass der Arzt sowie die Helfer während der Behandlung saubere Arbeitskleidung, sterile Einweghandschuhe und einen Mundschutz tragen. Teure Hightech-Geräte würden hingegen nicht automatisch auf eine gute Praxis hindeuten. Ist die Ausstattung offensichtlich veraltet, sei dies jedoch kein positives Zeichen. Denn dadurch könne unter Umständen nur eine eingeschränkte Diagnostik und Therapie erfolgen.
Vor einem Eingriff besteht das Recht auf ein verständliches Beratungsgespräch
Zu Beginn der Behandlung sei laut Kai Fortelka eine ausführliche Befragung (Anamnese) über aktuelle Beschwerden, Grunderkrankungen etc. wichtig, damit der Arzt einen Überblick über den Gesundheitszustand des Patienten erhält. Neben dem sollte eine gründliche Untersuchung stattfinden, bei welcher Zähne und Zahnfleisch sowie alle übrigen Teile des Kausystems begutachtet werden.
Hier müssten laut dem Würzburger Zahnarzt Dominic Mayer von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) in einigen Fällen spezielle Instrumente eingesetzt werden. „Da nicht alles mit bloßem Auge erkennbar ist, kann es sinnvoll sein, eine Lupenbrille zu nutzen und zu röntgen, um versteckte Schäden wie Zahnwurzel- und Zahnzwischenraumkaries zu entdecken.“ Stehe ein Eingriff bevor, hätten die Patienten zudem das Recht auf ein Beratungsgespräch, in welchem verständlich über die Problematik und die notwendigen Behandlungsschritte aufklärt werde. Wichtig sei dabei, dass der Arzt die Vor- und Nachteile sowie Kosten aller verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten aufzeige, erklärt Dominic Mayer weiter.
Gute Ärzte legen viel Wert auf Prophylaxe-Maßnahmen
Im Anschluss müsse dem Patienten ausreichend Bedenkzeit gegeben werden, das Drängen zu einer Entscheidung sei hingegen tabu. Generell würde „ein guter Zahnarzt [.] gemäß dem Motto ‘Vorbeugen ist besser als Heilen'” handeln, so Mayer. Dementsprechend würde die Prophylaxe z.B. in Form der professionellen Zahnreinigung (PZR) sowie die Vermittlung einer wirksamen Zahnpflege eine wichtige Rolle spielen. Zudem versuche ein guter Mediziner immer, gesunde Zähne möglichst zu erhalten. „Das bedeutet frühzeitiges Handeln und schonende, minimalinvasive Therapiemethoden.”
Werden die individuellen Bedürfnisse der Patienten beachtet?
Auch der Service dürfe bei einem guten Zahnarzt nicht zu kurz kommen. Patienten sollten beispielsweise nicht zu lange warten müssen oder bei Verzögerungen frühzeitig informiert werden. Neben dem sei es wichtig, die individuellen Bedürfnisse der Patienten zu beachten, indem z.B. ängstlichen Menschen besonders viel Verständnis entgegengebracht wird. In diesem Fall seien laut Thea Lingohr zum Teil sogar spezielle Behandlungsmethoden möglich: „Wir bieten Angstpatienten die Sedierung mit Lachgas, die in Kombination mit der örtlichen Betäubung eine schonende Möglichkeit der schmerzlindernden und angstfreien Behandlung bietet”, erklärt die Kölner Zahnärztin und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ).
Mindestens ein Kontrollbesuch pro Jahr
„Und wie oft sollte ich zum Zahnarzt gehen?“ Experten raten dazu, mindestens ein Mal im Jahr zur Kontrolle eine Praxis aufzusuchen, denn nur so können Zahnerkrankungen frühzeitig erkannt und behandelt werden. Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren sollten auf jeden Fall halbjährlich ihre Zähne überprüfen lassen. Die Untersuchungen kann der Arzt in das so genannte “Bonusheft für Zahngesundheitsuntersuchungen” eintragen, welches in jeder Zahnarztpraxis erhältlich ist. Wer regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung geht, kann dadurch einiges an Geld sparen. Dies macht sich z.B. dann bemerkbar, wenn eine Krone oder herausnehmbare Prothese erforderlich wird. (nr)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.