Kardiologen über die neuen EKG-Funktionen der Apple Watch 4
Die neue Armbanduhr von Apple beinhaltet Technik zur Überwachung der Herzfunktion. Eine integrierte EKG-Funktion gibt dem Träger Auskunft über den Herzrhythmus und kann auf Veränderungen aufmerksam machen und so Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern frühzeitig erkennen. Eine amerikanische Studie untersuchte die Verlässlichkeit der Uhr. Deutsche Kardiologen nehmen nun Stellung zu den neuen gesundheitsrelevanten Funktionen und veröffentlichten eine erste Bewertung, wie vertrauenswürdig diese Form der Herzkontrolle tatsächlich ist.
Vorhofflimmern ist die häufigste Form der Herzrhythmusstörungen. Dieses Herzflimmern kann auf Herzkrankheiten hindeuten und ist mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle verbunden. Wird das Vorhofflimmern frühzeitig erkannt, kann dieses sehr gut therapiert werden. Die neue Armbanduhr von Apple (Watch 4) kann mithilfe eines integrierten optischen Pulssensors und eines elekrischen Sensors die Herzfunktion überwachen und so vor Unregelmäßigkeiten warnen. Doch ist diese Technik wirklich verlässlich? Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) klären auf.
Herzflimmern über die Armbanduhr erkennen?
Die neue Apple Watch 4 kann über EKG-Funktionen einen unregelmäßigen Herzschlag erkennen. In Kombination mit einer EKG-App für das Smartphone kann die Uhr ein 1-Kanal-EKG durchführen und aufzeichnen. „Ziel dieser App ist es, frühzeitig einen unregelmäßigen Herzrhythmus zu erkennen, der auf Vorhofflimmern hindeutet“, berichtet Professor Dr. med. Thomas Deneke, Sprecher der Arbeitsgruppe Rhythmologie der DGK sowie Chefarzt der Klinik für interventionelle Elektrophysiologie der Herz- und Gefäß-Klinik in Bad Neustadt.
Erste Voruntersuchungen bestätigen die Verlässlichkeit
„Voruntersuchungen zeigen tatsächlich, dass eine 95 prozentige Übereinstimmung mit dem von Smart Watch detektiertem Vorhofflimmern und klinisch dokumentiertem Vorhofflimmern besteht“, berichten die DGK-Experten. Die Apple Watch 4 könne somit ein wertvolles Monitoring-Tool zur Etablierung wichtiger Informationen für Patienten und deren Ärzte darstellen, so Professor Deneke.
Die Interpretation der Messergebnisse birgt Risiken
Die App wird von der American Heart Association unterstützt. Eine erste amerikanische Studie bestätigt die Verlässlichkeit, dennoch mahnen DGK-Kardiologen zur Vorsicht. „Auch wenn erste Studien die Verlässlichkeit des Devices stützen, birgt die Interpretation der Messergebnisse Risiken“, erläutern die Kardiologen in einer Pressemitteilung.
Derzeit nicht uneingeschränkt empfehlenswert
„Die Apple Watch 4 erweitert ihr Leistungsspektrum stetig von Fitnessapplikationen hin zu medizinischen Fragestellungen, wie aktuell der Detektion von Vorhofflimmern“, ergänzt Professor Dr. Peter Radke, Vorsitzender des Ausschusses Electronic & Mobile Health der DGK. Er hält weiterführende Studien zu der Verlässlichkeit für zwingend notwendig. Nach Ansicht des Professors könne man sich derzeit noch nicht auf ein von der Apple Watch 4 detektiertes Vorhofflimmern verlassen und oder Behandlungen auf diese Diagnose stützen.
In Amerika als Medizinprodukt zugelassen
Die „Food and Drug Administration“, also die amerikanische Zulassungsbehörde für Medizinprodukte, erkennt diese Technologien zum Monitoring gesundheitsrelevanter Informationen an. Zur Absicherung gibt es dennoch in der Gebrauchsanweisung Sicherheitshinweise, dass die Ergebnisse der EKG App in jedem Fall von einem Arzt abgeklärt werden müssen.
Kein Ersatz für einen Arztbesuch
„Die Apple Watch sollte nicht als Ersatz für einen Besuch beim Arzt verwendet werden, sondern kann vielmehr helfen, relevante Herzrhythmusdaten aufzuzeichnen und einen betreuenden Arzt in der Diagnostik zu unterstützen“, so die Einschätzung von Professor Deneke.
So lautet das Urteil der Kardiologen
„Insgesamt bietet die Apple Watch eine interessante Möglichkeit zum Monitoring möglicher Herzfrequenzauffälligkeiten und kann vor allem Patienten mit bekannten Herzrhythmusstörungen bei der Nachsorge unterstützen“, resümieren die Herzexperten. Nutzerinnen und Nutzer sollten sich darüber im Klaren sein, dass weiterhin die Notwendigkeit einer ärztlichen Begleitung besteht. Dies gelte insbesondere für Risikopatienten. Ob die App in Deutschland vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) zugelassen wird, ist zur Zeit noch nicht geklärt. Auf der deutschen Produktseite wird die EKG-App noch nicht erwähnt. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.