Fakten zum Thema Suizid: Jährlich 10.000 Suizidtote – meist sind psychische Erkrankungen die Ursache
27.03.2015
Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe hat einige Hintergrundinformationen zu Suiziden und Depression bereit gestellt.
Suizide meist aufgrund von psychischen Erkrankungen
Fast 90% der jährlich ca. 10.000 Suizide und 150.000 Suizidversuche in Deutschland erfolgen vor dem Hintergrund einer oft nicht optimal behandelten psychischen Erkrankung, am häufigsten einer Depression. Die Suizidraten sind bei älteren Männern mit Abstand am höchsten, Suizidversuche hingegen bei jüngeren Frauen.
In der Depression werden bestehende Probleme vergrößert wahrgenommen und ins Zentrum des Lebens gerückt. „Bei schweren, sogenannten psychotischen Depressionen können riesenhaft vergrößerte Zukunftsängste und Schuldgefühle verbunden mit hoher innerer Anspannung, Erschöpfungsgefühlen, Schlaflosigkeit und völliger Hoffnungslosigkeit auftreten, sodass sich finstere Gedanken bis hin zum Suizid einstellen.“ erläutert Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.
Erweitere Suizide
„Im Rahmen sehr schwerer Depressionen kann es selten auch zu einem erweiterten Suizid kommen. Die Erkrankten nehmen durch die schwarze Brille der Depression alles als so aussichtslos und unerträglich wahr, dass sie auch ihre Angehörigen nicht in diesem schrecklichen Elend zurücklassen wollen. Sie nehmen diese dann mit in den Tod“, sagt Prof. Dr. Ulrich Hegerl. Viele depressiv Erkrankte sind im gesunden Zustand besonders verantwortungsbewusste und fürsorgliche Menschen. Dass fremde Menschen wie bei diesem Flugzeugunglück mit in den Tod gerissen werden, passt eher nicht zu einem erweiterten Suizid im Rahmen einer Depression.“ sagt Prof. Dr. Ulrich Hegerl. „Es gibt aber andere psychische Erkrankungen, z.B. Psychosen, bei denen die Betroffenen Stimmen hören, die ihnen mitunter sogar Befehle erteilen und die mit einer völlig veränderten Wahrnehmung der Umwelt einhergehen. Dies kann auch zu tragischen Fehlhandlungen führen.“ so der Psychiater Hegerl weiter.
Professionelle Behandlung kann Suizide verhindern
Die professionelle Behandlung psychischer Erkrankungen ist die wichtigste Maßnahme, um Suizide zu verhindern. „Die hohen Suizid- und Suizidversuchszahlen sind inakzeptabel, da der großen Mehrzahl durch eine konsequente Behandlung gut geholfen werden könnte. Insbesondere Depressionen lassen sich durch Antidepressiva und Psychotherapie gut behandeln und so Suizidalität verhindern. Deshalb ist das bessere Erkennen und die konsequentere Behandlung depressiv Erkrankter ein Ziel mit höchster Priorität.“ betont Hegerl.
Hilfsangebote für Betroffene und Angehörige
Hilfe finden Patienten mit dem Verdacht auf Depression oder Schizophrenie bei ihrem Hausarzt oder einem Psychiater. Darüber hinaus bietet die Stiftung Deutsche Depressionshilfe mit Unterstützung durch die Deutsche Bahn Stiftung Informationen für Betroffene und Angehörige:
– deutschlandweites Info-Telefon Depression: 0800 33 44 5 33
– ein Selbsttest, Wissen und Adressen rund um das Thema Depression auf www.deutsche-depressionshilfe.de
– Online-Forum: Erfahrungsaustausch für Betroffene und Angehörige unter www.diskussionsforum-depression.de
Stiftung Deutsche Depressionshilfe
Ziel der Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist es, einen wesentlichen Beitrag zur besseren Versorgung depressiv erkrankter Menschen und zur Reduktion der Zahl der Suizide in Deutschland zu leisten. Forschung und Aufklärungsaktivitäten zum Thema Depression sollen dazu beitragen, Betroffenen zu einer optimalen Behandlung sowie mehr Akzeptanz in der Gesellschaft zu verhelfen. Schirmherr der Stiftung Deutsche Depressionshilfe ist Entertainer Harald Schmidt. (pm)
Bild: D. Braun / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.