Mehr als die Hälfte aller Kinder, bei denen Asthma diagnostiziert wurde, erfüllen nicht die Bedingungen für die Erkrankung. Ihre Diagnose könnte falsch sein und somit erhalten die Betroffenen unnötige Behandlungen. Das kostet Geld und ist nicht gut für die Gesundheit von unseren Kindern.
Es gibt immer wieder Fehldiagnosen, doch diese sind anscheinend besonders verbreitet bei Kindern mit Asthma. Niederländische Forscher behaupten jetzt auf Grund einer neuen Untersuchung, dass über die Hälfte aller Asthma-Diagnosen bei Kindern fehlerhaft sind. Oft würden bei den Betroffenen nicht alle notwendigen Tests durchgeführt werden, um eine eindeutige Diagnose zu stellen. Dieser Vorgang führt oft zu einer sogenannten Überdiagnose. Die Wissenschaftler veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie in der Fachzeitschrift „British Journal of General Practice“.
Halbe Million Kinder in Großbritannien könnten bereits falsch diagnostiziert worden sein
Alleine in Großbritannien werden mehr als eine Million Kinder wegen Asthma behandelt. Viele davon könnten allerdings überhaupt nicht an Asthma erkrankt sein. Niederländische Forscher stellten in einer Untersuchung fest, dass mehr als die Hälfte aller Betroffenen eine sogenannte Überdiagnose erhalten hatte. Für die Studie wurde eine retrospektive Analyse verwendet, diese untersuchte 652 Kindern im Alter von sechs bis 18 Jahren, erläutern die Mediziner. Bei den Teilnehmern war zuvor Asthma diagnostiziert worden. Mehr als die Hälfte aller Probanden (53,5 Prozent) zeigte allerdings Anzeichen und Symptome, die es unwahrscheinlich machten, dass die Kinder an Asthma erkrankt waren, sagen die Experten.
Bei nur 16,1 Prozent der Erkrankten, konnte wirklich Asthma bestätigt werden
Eine sogenannte Überdiagnose von Asthma bei Kindern ist in unserer medizinischen Grundversorgung üblich, dass führt zu unnötigen Behandlungen, diese wirken sich negativ auf unsere Lebensqualität aus, erläutert die Hauptautorin Ingrid Looijmans-van den Akker. Allerdings ist nur bei einem kleinen Prozentsatz der betroffenen Kinder, eine Asthma-Diagnose durch Lungenfunktionstests bestätigt worden. Die Untersuchung zeigt, dass bei nur 16,1 Prozent der Kinder das Asthma bestätigt wurde. Bei 23,2 Prozent der Testpersonen, wurden Symptome von Asthma beobachtet, aber weitere Lungenfunktionstests seien notwendig, um den Verdacht zu bestätigen, fügt die Medizinerin hinzu.
„Nice“ entwickelt auf Grundlagen der Studie einen neuen Leitfaden für Asthma
Die Ergebnisse der Studie haben das National Institute for Health and Care Excellence (Nice) angespornt zu untersuchen, ob Ärzte in Großbritannien oft ein falsche Diagnose in Bezug auf Asthma stellen. „Nice“ entwickelt gerade einen Leitfaden für medizinisches Fachpersonal, zur Beratung und genauen Diagnose von Asthma. Dieser baut auf den am besten geeigneten Tests auf, die derzeit zur Verfügung stehen, um eine eventuelle Asthma-Erkrankung sicher feststellen zu können. Außerdem soll er den Menschen helfen, ihre Symptome besser zu überwachen, erläutert der Professor Mark Baker von „Nice“ gegenüber der Zeitung „The Telegraph“. Das National Institute for Health and Care Excellence fordert Ärzte dazu auf, sich an dem Projekt zu beteiligen, so könnten einige Diagnosetests besser überprüft werden, die „Nice“ in Zukunft vorschlagen wollte, fügt der Professor hinzu.
Asthma ist eine variable Erkrankung, Behandlung müsse ebenso variabel sein
Die Erkrankung kann viele komplexe Ursachen haben, darum ist es schwierig, eine definitive Diagnose zu erstellen. Asthma ist eine sehr variable Erkrankung, die sich im Laufe unseres Lebens, oder sogar von Woche zu Woche verändern kann, deswegen muss auch die Behandlung im Laufe der Zeit verändert oder angepasst werden, erklärt Dan Murphy, einer der Direktoren von „Asthma UK“ gegenüber der Onlinezeitschrift „The Huffington Post UK“. Wenn Asthma bei Kindern beispielsweise durch Pollen ausgelöst wird, können keine Symptome der Erkrankung während einer jährlichen Asthma Überprüfung im Winter festgestellt werden. Dagegen würde sich die Lage im Sommer ganz anders präsentieren, fügt der Experte hinzu.
Eltern und Hausärzte müssen eng zusammenarbeiten
Es ist sehr wichtig, dass Eltern von Kindern mit Asthmadiagnose eng mit ihren Hausarzt zusammenarbeiten, um ein vollständiges Bild der Asthma-Erkrankung ihres Kindes zu erstellen, sagen die Wissenschaftler. Nur so könnte eine optimale Behandlung erreicht werden. Eltern von Kindern mit Asthma-Diagnose sollten allerdings durch die neuen Informationen keinesfalls verhindern, dass ein betroffenes Kind seine Medikamente einnimmt, ohne zuvor ein klärendes Gespräch mit ihrem Arzt geführt zu haben, raten die Experten.(as)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.