Fasten zur Reinigung von Körper und Geist
05.02.2015
Um nach zu viel Schlemmerei den Körper und die Seele wieder in Balance zu bringen, entscheidet sich so manch einer für eine mehrtägige Fasten-Kur, während der auf Nahrung bzw. auf bestimmte Nahrungs- oder Genussmittel verzichtet wird. Doch wer auf diesem Wege Entlastung erreichen möchte, sollte einige Dinge beachten, um unangenehme Überraschungen wie den Jo-Jo-Effekt und gesundheitliche Risiken zu vermeiden.
Bedürfnis nach Verzicht auf „Laster“ wie Alkohol oder Schokolade
Zu viel Schokolade, Alkohol oder Fleisch: Es gib viele Gründe für das Gefühl, dass es mal wieder etwas „zu viel des Guten“ war. Für den ein oder anderen entwickelt sich daraus das Bedürfnis nach einem bewussten Abstand nehmen zu dem jeweiligen „Laster“ – sei es aus gesundheitlichen, ethischen oder religiösen Motiven.„Fasten ist der bewusste und freiwillige Verzicht auf Nahrung und Alkohol über einen begrenzten Zeitraum", erklärt Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Der Verzicht dauere dabei normalerweise etwa fünf bis zehn Tage und sollte aufgrund gesundheitlicher Risiken auch nicht länger durchgeführt werden.
Religiöses Element, welches in allen großen Weltreligionen vorkommt
Um den Körper und die Seele zu entlasten, muss es aber nicht zwingend der vollständige Verzicht auf Nahrung und Genussmittel sein. Stattdessen könne „Fasten [..] auch bedeuten, dass man freiwillig für eine Zeit lang lediglich bestimmte Nahrungsmittel wie etwa Süßigkeiten oder Fleisch weglässt", ergänzt Allgemeinmediziner Hans-Michael Mühlenfeld aus Bremen gegenüber der „dpa“. Beim ursprünglichen Fasten handelt es sich um ein religiöses Element, welches in allen großen Weltreligionen vorkommt und in vielfältigen Formen auftritt. In diesem Kontext dient der Verzicht unter anderem der Besinnung auf Gott und der Buße, der Abwehr des Bösen, dem Streben nach Erleuchtung oder Erlösung oder der „Reinigung“ des Körpers vor anstehenden Festen.
Ohne Überprüfung der normalen Ernährungsgewohnheiten droht Jo-Jo-Effekt
Heute hingegen habe der Verzicht auf Nahrung oft andere Gründe, denn „die meisten fasten, um damit ihr Gewicht zu reduzieren", so Arzt Günther Gunzelmann vom Berufsverband Fasten und Ernährung gegenüber der „dpa“. Steht die Abnahme im Vordergrund, sollten laut dem Experten nach der Zeit des Verzichts jedoch die normalen Ernährungsgewohnheiten überprüft werden, denn ansonsten verpuffe der Effekt des Fastens schnell wieder und es käme zum so genannten „Jo-Jo-Effekt“.
Nach Bronchitis aufs Fasten verzichten
Generell könne laut Gahl jeder gesunde Erwachsene eine Zeitlang auf Nahrung verzichten, allerdings sollte dies zur Vermeidung gesundheitlicher Gefahren nicht ohne ärztliche Begleitung erfolgen. Ungeeignet sei die Enthaltung von Nahrung jedoch für schwangere und stillende Frauen, Kinder und Jugendliche unter 14 Jahren und Menschen, die unter Essstörungen leiden. „Auch diejenigen, die eine schwere Infektionskrankheit wie eine Bronchitis gerade hinter sich haben, sollten tunlichst aufs Fasten verzichten", rät Gunzelmann. Für “Neulinge“ biete sich zudem eine Fastengruppe an, in der sich die Teilnehmer bei einem Durchhänger gegenseitig unterstützen. „Man muss es innerlich wirklich wollen und aus Überzeugung tun, dann klappt es“, so Gunzelmann weiter.
Bei regelmäßiger Einnahme von Medikamenten unbedingt mit Arzt sprechen
Wer fasten möchte und gleichzeitig auf die regelmäßige Einnahme von Medikamenten angewiesen ist, sollte ebenfalls unbedingt im Vorhinein mit einem Arzt über das Vorhaben sprechen, insbesondere wenn Bluthochdruck, Diabetes oder bestimmten Herzkrankheiten vorliegen. Denn hier könnte es unter Umständen zu riskanten Wechselwirkungen kommen, wie beispielsweise bei der Einnahme von entwässernden Arzneimitteln, die in Kombination mit einem Fasten-Programm zu einem akuten Gichtanfall führen könnten, warnt Allgemeinmediziner Hans-Michael Mühlenfeld.
Buchinger-Fasten die populärste Methode
Für die Durchführung des Fastens gibt es verschiedene Möglichkeiten, wobei laut Mühlenfeld die Methode nach Dr. Otto Buchinger die populärste sei. Bei dieser handelt sich um eine reine Trinkkur auf der Basis von Gemüsebrühe, Säften und Tees, welche mit so genannten „Entlastungstagen“ beginnt, an denen der Körper durch ausschließlich leichte Kost auf das Fasten vorbereitet wird. Zu Beginn des Verzichts wird zunächst eine vollständige Darmentleerung durchgeführt, dann wird für fünf bis zehn Tage Tage keine feste Nahrung mehr aufgenommen, sondern stattdessen über den Tag verteilt mindestens drei Liter Flüssigkeit aufgenommen. Länger sollte das Buchinger-Fasten jedoch auf eigene Faust nicht durchgeführt werden, „wer länger als zehn Tage nach dieser Methode fastet, sollte dies unbedingt in einer Klinik tun", empfiehlt Gunzelmann.
Molke-Kur als alternatives Heilfasten
Bekannt sei zudem die sogenannte „Schroth-Kur“, bei der es sich um ein Naturheilverfahren mit Trink- und Trockentagen handelt, welches auf Johann Schroth (1798–1856) zurückgeht. Auch die Franz-Xaver-Mayr-Kur stelle eine Form des Verzichts dar, deren Hauptziel in der Darmsanierung liegt und damit im Prinzip keine Diät zur Gewichtsreduktion darstellt, sondern eine Methode zur Gesundheitsförderung und Entschlackung. Ein weiteres Verfahren aus dem Bereich „Heilfasten“ stellt das so genannte „Molkefasten“ dar, bei welchem statt fester Nahrung über den Tag verteilt ein Liter Molke getrunken wird. Ergänzt wird dies durch einen halben Liter Obstsaft und drei Liter stilles Wasser, am Morgen wird zudem ein Glas Sauerkrautsaft getrunken, um die Reinigung des Darms zu fördern.
Fasten-Kur idealerweise im Urlaub durchführen
Wer fasten wolle, sollte dies dem Experten nach idealerweise im Urlaub machen, da Körper und Geist in dieser Zeit normalerweise entspannt seien. Im normalen Alltag eigen sich als Start vor allem der Freitag. "So hat man bei der Umstellung noch die zumeist ruhigeren Tage am Wochenende vor sich", erklärt der Arzt weiter. Dabei sollte der Verzicht nicht abrupt beginnen, um den Körper nicht zu überfordern: „Möglichst sollte man schon ein paar Tage vor der Kur weniger essen als sonst", so Gunzelmann. (nr)
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Bild 1: Rüdiger (Roger) Uwe Eichler / pixelio.de
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