Weniger Krankmeldungen – Zunahme der Ausfallzeiten wegen psychischen Erkrankungen
Stress und hohe Leistungserwartungen nehmen in der heutige Zeit immer stärker zu. Das hat Auswirkungen auf uns alle. Die Fehltage wegen psychischen Erkrankungen haben einen neuen Höchststand erreicht. Insgesamt haben sich die Arbeitnehmer in Deutschland im vergangenen Jahr aber seltener krankschreiben lassen.
Fehlzeiten infolge psychischer Leiden
Laut Gesundheitsexperten leidet etwa jeder vierte Mensch irgendwann in seinem Leben an einer psychischen Störung. Dass der zunehmende Arbeitsstress und Leistungsdruck nicht spurlos an uns vorbei geht, zeigt sich unter anderem an den Krankmeldungen. Die Fehlzeiten infolge psychischer Erkrankungen nehmen seit Jahren zu. Laut einer aktuellen Studie der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) gab es noch nie so viele Ausfalltage im Job wegen psychischer Erkrankungen wie im vergangenen Jahr.
Neuer Höchststand erreicht
Wie die Krankenkasse berichtet, waren Seelenleiden 2016 mit rund 246 Fehltagen je 100 Versicherte auf dem Höchststand.
Den Angaben zufolge hat sich die Zahl der Fehltage in den letzten 20 Jahren damit mehr als verdreifacht (1997: 77 Tage). Insbesondere Frauen waren betroffen. Bereits letztes Jahr hatte die DAK berichtet, dass Frauen aufgrund von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen fast doppelt so häufig arbeitsunfähig waren wie Männer.
Die aktuelle Analyse, für die das Berliner IGES Institut die Daten von 2,6 Millionen erwerbstätigen DAK-Versicherten für das Jahr 2016 ausgewertet hat, zeigte auch, dass der Gesamtkrankenstand von 4,1 auf 3,9 Prozent sank.
Krankheitsfälle dauern länger
Psychische Erkrankungen hatten 2016 einen Anteil von 17 Prozent am Gesamtkrankenstand – ein Plus von einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
„Während die Fehltage mit rund 246 Tagen pro 100 Beschäftigte einen noch nie da gewesenen Höchststand erreichten, ging der Anteil der Betroffenen im Vergleich zum Vorjahr allerdings leicht zurück“, schreiben die Experten in der Mitteilung.
Das heißt, dass zwar weniger Menschen aufgrund von psychischen Erkrankungen im Job fehlten, die einzelnen Krankheitsfälle aber länger andauerten. Den Angaben zufolge waren es im Schnitt 38 Tage (2015: 35 Tage).
Die meisten Fehltage entfielen demnach auf Depressionen mit 114,4 je 100 Versicherte, gefolgt von Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen mit 45,5 Tagen. Burn-out stagnierte bei 4,3 Tagen.
Frauen waren deutlich stärker betroffen
Es zeigte sich, dass bei Frauen rund 60 Prozent mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen diagnostiziert wurden als bei Männern (311 zu 191 Ausfalltage je 100 Versicherte).
Seelische Leiden kamen damit bei Frauen erstmals auf Platz eins, gefolgt von Muskel-Skelett-Erkrankungen mit 308 Fehltagen. Bei Männern lagen wie im Vorjahr die Muskel-Skelett-Erkrankungen mit 329 Fehltagen je 100 Versicherte an der Spitze.
Insgesamt waren mehr als die Hälfte aller Fehltage 2016 auf drei Krankheitsarten zurückzuführen: An erster Stelle standen Rückenleiden und andere Muskel-Skelett-Erkrankungen, mit denen mehr als jeder fünfte Fehltag (22 Prozent) begründet wurde.
Krankenstand im Osten höher
Danach folgten psychische Erkrankungen mit 17 Prozent Anteil am Gesamtkrankenstand und Schnupfen und Co. mit rund 15 Prozent. Der Anteil von Krankheiten des Atmungssystems lag demnach im Vergleich zum Vorjahr um rund zwei Prozentpunkte niedriger, da es keine starke Erkältungswelle gab.
Insgesamt dauerte eine Krankschreibung im vergangenen Jahr im Schnitt 12,9 Tage – 0,8 Tage länger als im Vorjahreszeitraum. Des Weiteren wurde festgestellt, dass der Anteil der Beschäftigten mit mindestens einer Krankmeldung mit 45 Prozent so niedrig war wie zuletzt vor zehn Jahren.
Wie auch schon 2015 zeigte sich, dass der Krankenstand in den östlichen Bundesländern (4,9 Prozent) höher war als im Westen (3,8 Prozent). Das bedeutet, dass im Osten 28 Prozent mehr Ausfalltage dokumentiert wurden als im Westen (Ost: 1.784 Fehltage pro 100 Versicherte/West: 1390 Fehltage pro 100 Versicherte). (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.