AOK Fehlzeitenreport 2010: Anstieg der Fehlzeiten am Arbeitsplatz aufgrund Psychischer Krankheiten. Immer mehr Menschen lassen sich aufgrund von seelischer Leiden krank schreiben.
(09.07.2010) Aufgrund von Psychischen Erkrankungen wie Depression oder Burn out müssen sich immer mehr Arbeitnehmer krank schreiben lassen. Die Anzahl psychischer Krankheitsfälle am Arbeitsplatz hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Das ergeht aus einem Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Immer mehr Stress und Leistungsdruck am Arbeitsplatz lassen die Menschen sehr wahrscheinlich immer häufiger krank werden. Laut einer wissenschaftlichen Studie der AOK sind Psychische Leiden in rund 8,6 Prozent Fälle für Ausfalltage am Arbeitsplatz verantwortlich. Im Durchschnitt fehlen die Betroffenen fast 23 Tage im Jahr. Damit erreicht der Krankheitsstand aufgrund Psychischer und seelischer Krankheiten einen Rekordwert. Die Daten des AOK-Fehlzeiten-Reports 2010 basieren auf Auswertungen der rund 9,7 Millionen AOK Versicherten und ergeben damit einen recht guten Durchschnittswert für alle Arbeitnehmer in Deutschland. Dabei gibt es je nach Arbeitsplatz und Branche Unterschiede. Laut Report waren Müllmänner am Häufigsten krank.
Der Krankheitsstand aufgrund psychischer Leiden hat sich dem zufolge im Vergleich zum Vorjahr von 4,6 Prozent (2008) auf 4,9 Prozent (2009) erhöht. Im Durchschnitt waren Arbeitnehmer im Durchschnitt 17,3 Tage krank geschrieben. Diese Ergebnisse basieren auf gemessene Krankschreibungen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der 9,7 AOK-Mitglieder.
Mittlerweile nehmen psychische Leiden den 4. Rang der häufigsten Ursachen von Krankschreibungen ein. Insgesamt waren die seelischen Erkrankungen zu 8,6 Prozent für Krankmeldungen der AOK-Mitglieder verantwortlich. Im jahr 2008 waren es noch 8,3 Prozent. Die psychisch bedingte Erkrankungen sind dabei für die längsten Fehltage am Arbeitsplatz verantwortlich. So sagte Helmut Schröder von der AOK: "Im Vergleich zu anderen Krankheiten sind sie aber häufig mit langen Ausfallzeiten verbunden. Bei einer Atemwegserkrankung fehlt ein Beschäftigter im Schnitt 6,5 Tage, bei einer psychischen Erkrankung sind es fast 23 Tage".
Auch die weiteren Ergebnisse der Untersuchung sind von Interesse. So sind laut AOK-Report ältere Erwerbstätige seltener krank, als ihre jüngeren Kollegen. Dafür allerdings, sind ältere Arbeitnehmer länger krank geschrieben. Frauen hingegen sind öfter krank, dafür sind sie im Durchschnitt kürzer Arbeitsunfähig. Männer leiden vermehrt unter Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen und Verletzungen, Frauen dafür eher unter Atemwegserkrankungen und Depressionen. Muskel- und Skelett-Erkrankungen waren für die meisten Ausfälle am Arbeitsplatz verantwortlich (23 Prozent). Es folgten Erkrankungen der Atemwege (14 Prozent), akute Verletzungen, z.B. beim Sport oder Arbeit (12,3 Prozent) sowie psychische Erkrankungen wie Depressionen oder "Burn-out" (8,6 Prozent).
Insgesamt kann beobachtet werden, dass die Anzahl der Psychischen Leiden kontiniuerlich ansteigen. Schon die Bundespsychotherapeutenkammer wies unlängst darauf hin, dass sich Krankschreibungen aufgrund psychischer Erkrankungen durch Stress im Beruf seit den neunziger Jahren fast verdoppelt haben. Die Gründe sind oftmals schlechte Arbeitsbedingungen, zu geringe Bezahlung und Zeitnot. Dadurch erwachsen Unzufriedenheit, Selbstwertverlust und Frustration, die wiederum in psychische Erkrankungen wie Depressionen münden. (sb)
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Bild: tokamuwi / pixelio.de
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