Miese Stimmung in der Firma: Unzufriedene Arbeitnehmer sind öfter krank
Arbeitnehmer, die mit Vorgesetzten und Entlohnung unzufrieden sind, gefährden ihre Gesundheit. Laut einer aktuellen Untersuchung ist jeder Vierte, der die Unternehmenskultur an seinem Arbeitsplatz schlecht bewertet, auch mit seiner Gesundheit unzufrieden.
Schlechte Unternehmenskultur gefährdet die Gesundheit
In den vergangenen Jahren waren in Deutschland immer mehr Fehlzeiten infolge psychischer Erkrankungen verzeichnet worden. Nach Ansicht von mehreren Krankenkassen-Chefs sind oft Arbeitgeber verantwortlich für Burnout und Stress. Dass eine schlechte Unternehmenskultur die Gesundheit gefährdet, zeigt nun auch der aktuelle Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Aktueller Fehlzeiten-Report
Eine schlechte Unternehmenskultur geht mit einem deutlich höheren gesundheitlichen Risiko für Mitarbeiter einher, berichtet die AOK in einer Pressemitteilung. Dies ist das Ergebnis einer Befragung unter rund 2.000 Beschäftigten im Fehlzeiten-Report 2016 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Den Angaben zufolge ist jeder Vierte, der seine Unternehmenskultur als schlecht bewertet, auch mit der eigenen Gesundheit unzufrieden. Bei den Befragten, die ihr Unternehmen positiv sehen, war es lediglich jeder Zehnte.
Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO und Mitherausgeber des Reports erläuterte: „Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen der Art und Weise, wie Beschäftigte ihre Arbeit erleben, und ihrer Gesundheit. Jedes Unternehmen, egal welcher Branche, sollte dieses Wissen nutzen.“
Arbeitszufriedenheit und Gesundheitsbefinden
Das WIdO ist mit der bundesweit repräsentativen Befragung im Fehlzeiten-Report 2016 erstmalig der Frage nachgegangen, welchen Einfluss die Unternehmenskultur auf die Gesundheit der Beschäftigten hat. „Die Unternehmenskultur spielt eine wesentliche Rolle bei der Mitarbeiterbindung, der Leistungs-, Kunden- und Qualitätsorientierung und kann sich positiv, aber auch negativ auf die Gesundheit der Mitarbeiter auswirken“, schreibt das Institut auf seiner Webseite.
„Einer als gut erlebten Unternehmenskultur schreibt man zu, dass sie die Arbeitszufriedenheit und das Gesundheitsbefinden und damit letztlich auch den Erfolg des Unternehmens maßgeblich beeinflusst“, heißt es weiter.
Loyalität des Arbeitgebers ist Mitarbeitern wichtig
Im Februar 2016 war eine Repräsentativbefragung von insgesamt 2.007 Erwerbstätigen im Alter zwischen 16 und 65 Jahren durchgeführt worden, bei der die Unternehmenskultur mit ihren verschiedenen Facetten erfasst wurde, darunter beispielsweise der Führungsstil, die Mitarbeiterorientierung und die Entlohnungsgerechtigkeit, berichtet die AOK.
Es zeigte sich, dass Mitarbeitern vor allem die Loyalität des Arbeitgebers (78 Prozent) und der Aspekt des Lobens (69 Prozent) im Arbeitsalltag wichtig sind. Diese und weitere Merkmale machen eine gute und gesundheitsfördernde Unternehmenskultur aus. Allerdings erleben nur 55 Prozent der Beschäftigten tatsächlich, dass der Arbeitgeber hinter ihnen steht, wie auch lediglich die Hälfte der Beschäftigten für gute Arbeit gelobt wird.
Körperliche und psychische Beschwerden
Des Weiteren berichteten Beschäftigte, die ihre Unternehmenskultur als schlecht empfinden, häufiger über körperliche und psychische Beschwerden, die im Zusammenhang mit ihrer Arbeit stehen. Demnach geht eine schlecht bewertete Unternehmenskultur bei 27,5 Prozent der Befragten mit gesundheitlicher Unzufriedenheit einher. Dieser Anteil ist damit dreimal so hoch wie in der Vergleichsgruppe, die ihre Unternehmenskultur positiv wahrnimmt (8,9 Prozent).
Außerdem wird bei einer schlechten Unternehmenskultur mehr als doppelt so häufig über körperliche Beschwerden berichtet, die im Zusammenhang mit der Arbeitstätigkeit stehen (66,6 Prozent im Vergleich zu 32 Prozent bei einer guten Unternehmenskultur). Bei den psychischen Beschwerden sind die Verhältnisse ebenso (65,1 Prozent gegenüber 35,8 Prozent bei einer guten Unternehmenskultur).
Beschäftige waren im Schnitt rund 20 Tage krank
Im Umgang der Beschäftigten mit ihren Erkrankungen gibt es aber auch Unterschiede: So hat bei einer schlecht bewerteten Unternehmenskultur nahezu jeder Dritte (31 Prozent) im letzten Jahr mehr als zwei Wochen im Betrieb gefehlt. In der Vergleichsgruppe mit einer positiv erlebten Unternehmenskultur war dies nur etwas mehr als jeder Sechste (16,9 Prozent).
Die erlebte Unternehmenskultur hat letztlich auch Einfluss darauf, wie häufig entgegen dem ärztlichen Rat entschieden wird, krank zur Arbeit zu gehen: Während das nur 11,8 Prozent der Beschäftigten tun, die ihre Unternehmenskultur positiv erleben, zeigen Beschäftigte in Unternehmen mit einer schlechten Unternehmenskultur häufiger ein riskantes Verhalten (16,7 Prozent).
Wie aus dem Report weiter hervorgeht, fehlten im vergangenen Jahr insgesamt etwas mehr Versicherte der AOK bei der Arbeit als 2014: Der Krankenstand stieg demnach von 5,2 auf 5,3 Prozent. Durchschnittlich 19,5 Tage blieb jeder Beschäftigte mit Attest zuhause. Für die Zunahme waren laut der Krankenkasse vor allem Atemwegserkrankungen verantwortlich. Aber auch die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen stiegen demnach an. (ad)
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