Gefährliche Fernmetastasen sind häufig „Töchter“ von Krebsgeschwüren
Forscher haben herausgefunden, dass Fernmetastasen häufig „Töchter“ der ursprünglichen Tumore sind. Bisher war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass sie in erster Linie aus Tochtergeschwülsten in den Lymphknoten entstehen. Die neuen Erkenntnisse könnten erklären, warum das Entfernen der Lymphknoten die Lebenserwartung oft nicht verlängert.
Verbesserung in der Behandlung von Krebspatienten
Einer neuen Studie zufolge sind gefährliche Fernmetastasen etwa in der Lunge oder Leber großteils Töchter der ursprünglichen Tumore. Bisher war man davon ausgegangen, dass sie vorwiegend aus Tochtergeschwülsten in den Lymphknoten entstehen. Die neuen Erkenntnisse könnten zu „Verbesserungen in der klinischen Behandlung von Lymphknotenmetastasen führen“, erklärte Studienleitern Kamila Naxerova vom Massachusetts General Hospital (MGH) in Boston (USA) in einer Mitteilung.
Operative Entfernung verhindert nur manchmal Fernmetastasen
„Hat Krebs Metastasen gebildet, müssen viele betroffene Patienten damit rechnen, dass ihre Erkrankung zwar aufgehalten werden kann, eine vollständige Heilung ist jedoch oft nicht mehr möglich“, schreiben die Experten des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) auf dem Portal „Krebsinformationsdienst“.
Wenn nur benachbarte Lymphknoten befallen sind, können diese unter Umständen gezielt operativ entfernt werden. Laut DKFZ gilt dies je nach Situation auch für einzelne Fernmetastasen.
Doch die operative Entfernung verhindert nur manchmal Fernmetastasen. In der aktuellen, im Fachmagazin „Science“ veröffentlichten Studie haben die Forscher nun herausgefunden, warum dies so ist.
Gängige Hypothese entkräftet
Die Wissenschaftler vom MGH haben zusammen mit Kollegen anderer Forschungseinrichtungen die Verwandtschaftsverhältnisse von Darmkrebs-Ursprungsgeschwülsten (Primärtumoren), Metastasen in den Lymphknoten sowie Fernmetastasen in anderen Körperorganen durch Erbgut-Sequenzierung und Stammbaumanalysen untersucht.
Beteiligt an der Studie waren auch die Österreicher Johannes Reiter und Martin Nowak, die beide an der Harvard University in Cambridge (USA) im Bereich Biomathematik forschen.
Wie Reiter gegenüber der Nachrichtenagentur APA erklärte, war bei den Medizinern bisher die gängigste Hypothese, dass ein Primärtumor zuerst lymphogene Metastasen bildet und diese später Fernmetastasen aussenden.
Aus diesem Grund wurden bei Krebspatienten oft nicht nur der Primärtumor, sondern auch nahe liegende Lymphknoten operativ entfernt.
„Mehrere Studien haben aber gezeigt, dass solche Eingriffe die Lebenserwartung nicht signifikant verlängern“, sagte er.
Fernmetastasen stammen meist vom ursprünglichen Tumor
In der Studie zeigte sich nun, warum dies so ist. Den Angaben zufolge stammten die Fernmetastasen bei zwei Drittel der Patienten nicht von Lymphknotengeschwülsten ab, sondern direkt vom ursprünglichen Tumor.
„Das impliziert, dass die chirurgische Entfernung der Lymphknoten die Fernmetastasen nicht verhindern kann“, schlussfolgern der Forscher.
Sie stellten fest, dass die Lymphknoten- und Fernmetastasen lediglich in einem Drittel der Fälle aus einer Linie sind.
Das bedeute, dass die Lymphknotengewächse hier wohl quasi die Eltern der Fernmetastasen sind. Wie es heißt, könnte die Entfernung der Lymphknoten nur in solchen Fällen lebensverlängernd sein. (ad)
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