Elektronische Mediennutzung beeinträchtigt den Schlaf von Kindern
Die Nutzung elektronischer Medien wird bei Kindern aus verschiedenen Gründen kritisch bewertet. Hierzu zählen laut einer aktuellen Studie auch mögliche Beeinträchtigungen der Schlafqualität. Anhand der Daten aus der SPATZ-Gesundheitsstudie haben Wissenschaftler nachgewiesen, dass kleine Kinder wesentlich schlechter schlafen, wenn sie viel Zeit vor dem Fernseher oder anderen elektronischen Medien verbringen.
Nicht selten lassen Eltern bereits kleine Kinder auf ihrem Smartphone oder Tablet Kinderserien gucken und das Sandmännchen im Fernsehen gehört bei vielen Kleinen zum Pflichtprogramm vor dem Schlafengehen. Doch auf die Schlafqualität kann dies tatsächlich negativ wirken. Je mehr dreijährige Kinder fernsehen, den Computer oder andere digitale Medien nutzen, desto geringer ist ihre Schlafqualität, berichten Wissenschaftler der Universität Ulm von ihren aktuellen Studienergebnissen. Veröffentlicht wurde die Studie in dem Fachmagazin „Sleep Medicine“.
Steigender Medienkonsum bei den Kindern
Schon bei den Dreijährigen ist eine steigende elektronische Mediennutzung festzustellen und gleichzeitig beschreiben wissenschaftliche Untersuchungen negative Effekte dieses Konsums auf die Schlafdauer von Kindern, erläutert das Forscherteam um Professor Dietrich Rothenbacher von der Universität Ulm. Die Ulmer Epidemiologen haben nun auf Basis der SPATZ-Gesundheitsstudie gemeinsam mit Forschern aus Bielefeld und Santiago de Chile erstmals die Auswirkungen von elektronischen Medien und Büchern auf die Schlafqualität in einer homogenen Altersgruppe erforscht.
Insgesamt eher moderater Medienkonsum
In der Ulmer SPATZ-Gesundheitsstudie werden regelmäßig Gesundheit und Lebensumstände von über 1.000 Kindern aus den Geburtsjahrgängen 2012 und 2013 erhoben. Zusätzlich füllten die teilnehmenden Eltern für die aktuelle Studie Fragebögen zum Medienkonsum und zum Schlafverhalten (Children’s Sleep Habits Questionnaire“) ihres Nachwuchses aus, so die Mitteilung der Universität Ulm. Die Auswertung der Daten ergab, dass die 530 untersuchten Dreijährigen, für die alle benötigten Daten vorlagen, zum Großteil (58 Prozent) weniger als eine Stunde Videos und Filme auf elektronischen Endgeräten konsumierten. Der Medienkonsum scheint damit eher moderat.
Jedes siebte Kind nutzt länger als eine Stunde tägliche elektronische Medien
Doch bei genauerer Betrachtung zeigte sich laut Aussage der Wissenschaftler, dass jedes siebte Kind mehr als eine Stunde täglich vor einem Bildschirm verbringt, was den empfohlenen Grenzwert von 30 Minuten in diesem Alter erheblich überschreite. Die Folgen für den Schlaf der Kinder sind dabei äußerst bedenklich. „Wir dokumentieren alarmierende Zusammenhänge zwischen der Nutzung elektronischer Medien und der Schlafqualität von Kindern im Alter von drei Jahren“, berichten Dr. Jon Genuneit und Prof. Rothenbacher vom Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie. So gehe erhöhter Fernsehkonsum mit einer statistisch signifikanten Verschlechterung von beispielsweise schlafbezogenen Ängsten und Tagesschläfrigkeit einher.
In ihrer Studie konnten die Wissenschaftler eindeutig nachweisen, dass der Konsum elektronischer Medien und eine geringe Schlafqualität bei Kleinkindern zusammenhängen. Ob es hierbei eine Rolle spielt, dass möglicherweise bereits zuvor schlecht schlafende Kinder vermehrt dieser Mediennutzung zugeführt werden, bleibt laut Aussage der Wissenschaftler im weiteren Verlauf der Geburtskohortenstudie zu klären.
Bücher wirken eher positiv auf den Schlaf
Die Forscher haben auch untersucht, wie sich die Beschäftigung mit Büchern – vorgelesen oder selbst angeschaut – auf die Schlafqualität der Kinder auswirkt. Hier seien keine negativen Auswirkung auf den Schlaf der Kinder festzustellen und die Buchnutzung scheine die Kinder eher vor nächtlichem Erwachen zu schützen, berichten Professor Rothenbacher und Kollegen. Jedoch beschäftigen sich den Angaben der Eltern zufolge, 39 Prozent der Dreijährigen überhaupt nicht mit Büchern, so die Mitteilung der Universität Ulm.
Präventive Maßnahmen müssen früh ansetzen
„Je mehr die Kinder fernsehen oder etwa den Computer nutzen, desto geringer ist ihre Schlafqualität“ und „auf der anderen Seite scheint das Vorlesen oder Anschauen von Büchern die Nachtruhe der Kinder zu verbessern“, betonen die Forscher. Um einer Chronifizierung von Schlafproblemen vorzugreifen, seien präventive Maßnahmen in Bezug auf Mediennutzung offenbar bereits in der frühen Kindheit dringend notwendig, so das Fazit der Wissenschaftler. (fp)
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