Lebererkrankungen durch pandemiebedingte Lebensstil-Änderungen
Eine Zunahme von Lebererkrankungen steht laut einer aktuellen Studie in Verbindung mit Änderungen der Lebensgewohnheiten, die aufgrund der COVID-19-Pandemie auftraten. Vor allem Fettleber-Erkrankungen scheinen durch den „Pandemie-Lebensstil“ begünstigt zu werden.
Forschende der Osaka City University in Japan legen im Rahmen einer aktuellen Studie nahe, dass pandemiebedingte Lebensstil-Änderungen das Risiko für Stoffwechselstörungen und Lebererkrankungen wie eine Fettleber erhöhen. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Liver International“ vorgestellt.
Stoffwechselstörungen durch Änderung der Lebensgewohnheiten
Späte Mahlzeiten, erhöhter Alkoholkonsum, Bewegungsmangel – diese und weitere Faktoren können sich ungünstig auf den Stoffwechsel auswirken und das Auftreten von metabolischen Dysfunktionen begünstigen.
Das japanisches Forschungsteam zeigte nun, dass Lebensstil-Änderungen, die aufgrund der COVID-19-Pandemie weitflächig in der ganzen japanischen Bevölkerung auftraten, mit einem höheren Auftreten von Lebererkrankungen wie beispielsweise einer Fettleber verbunden sind.
Ablauf der Studie
Die Arbeitsgruppe analysierte die Daten von 973 Teilnehmenden, die zwischen den Jahren 2018 und 2020 einen Gesundheitscheck in einem fortschrittlichen Präventivmedizin-Zentrum durchgeführt hatten.
Bei 27 Prozent der Probandinnen und Probanden (261 Personen) wurde eine sogenannte metabolische Dysfunktion-assoziierte Fettlebererkrankung (MAFLD) diagnostiziert. Die Anzahl der Neuerkrankungen hat sich nach Angaben der Forschenden im Laufe der Pandemie verdoppelt im Vergleich zu dem Zeitraum vor Pandemie-Beginn.
Vergleich des Lebensstils vor und während der Pandemie
Das Forschungsteam verglich die Lebensstil-Gewohnheiten der Betroffenen mit Neuerkrankungen vor der Pandemie und während der Pandemie. So kristallisierten sich Faktoren heraus, die die Entwicklung einer Fettlebererkrankung zu begünstigen scheinen.
„Vor der Pandemie fanden wir routinemäßige Mahlzeiten am späten Abend oder ein Abendessen zwei Stunden vor dem Schlafengehen als unabhängigen Lebensstil-Prädiktor für die Entwicklung von MAFLD“, erklärt Studienerstautor Hideki Fujii.
Pandemiebedingte Änderungen der Lebensgewohnheiten
Im Vergleich zu vor der Pandemie begannen viele Personen ihren Tag während der Pandemie später, aßen später Frühstück, ließen häufiger das Mittagessen aus und aßen stattdessen am frühen Abend, nahmen dann mit höherer Wahrscheinlichkeit Alkohol zu sich, konsumierten eher noch eine Mahlzeit kurz vor dem Schlafengehen und gingen deutlich später ins Bett.
Zwei Hauptursachen für steigende Neudiagnosen
Ein höherer täglicher Alkoholkonsum sowie das regelmäßige Verzehren später Mahlzeiten ist nach Angaben der Arbeitsgruppe am deutlichsten mit dem Auftreten von Fettleber-Neuerkrankungen verbunden.
Späte Mahlzeiten als Risikofaktor
Die Forschenden halten späte Mahlzeiten für einen bislang wenig berücksichtigten Risikofaktor für die Entstehung einer Fettleber. Da es sich jedoch um eine Beobachtungsstudie handelt, muss der kausale Zusammenhang erst in weiteren Untersuchungen überprüft werden.
Zudem gibt die Arbeitsgruppe zu bedenken, dass die Teilnehmenden überwiegend im erwerbsfähigen Alter unter 60 Jahren waren und somit die Ergebnisse möglicherweise nicht auf alle Altersgruppen übertragen werden können. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Osaka City University: Liver disease increases as result of life-style changes due to COVID-19, study reveals (veröffentlicht: 25.03.2022), upc-osaka.ac.jp
- Hideki Fujii, Naotoshi Nakamura, Shinya Fukumoto, et al.: Lifestyle changes during the coronavirus disease 2019 pandemic impact metabolic dysfunction–associated fatty liver disease; in: Liver International (2022), onlinelibrary.wiley.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.