Leberstiftung warnt: Fettlebererkrankungen nehmen weiter zu
Die Deutsche Leberstiftung warnt, dass bereits rund ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland Fetteinlagerungen in der Leber aufweisen – Tendenz steigend! Bedenklich sei zudem, dass auch die Zahl der übergewichtigen Kinder zunimmt und jedes dritte übergewichtige Kind bereits Fetteinlagerungen in der Leber hat. Was sind die Ursachen für den drastischen Anstieg?
Fachleute der Deutschen Leberstiftung machen anlässlich zum Tag der gesunden Ernährung am 7. März 2022 auf die steigende Anzahl an Fettleber-Erkrankungen in Deutschland aufmerksam und klären über die größten Risikofaktoren auf.
Wechselwirkung zwischen Herz und Leber
Wie die Expertinnen und Experten der Deutschen Leberstiftung berichten, bestehen zwischen dem Herz-Kreislauf-System und der Leber enge Wechselwirkungen. Erkrankungen der Leber können auch Folgen für das Herz haben. Umso wichtiger sei es, die entsprechenden Risikofaktoren zu kennen, die zur Entstehung einer Fettleber führen.
Grundproblem: Zu viel Essen und zu wenig Bewegung
Die moderne Lebensweise ist geprägt von reichhaltigem Essen und wenig Bewegung. Dies kann zu Störungen im Stoffwechsel führen und Zivilisationskrankheiten wie starkes Übergewicht (Adipositas) oder Typ-2-Diabetes auslösen.
Mehr als 30 Prozent vom metabolischen Syndrom betroffen
Kommen mehrere ungünstige Faktoren wie Übergewicht, hoher Blutdruck, hohe Blutfettwerte und erhöhte Insulinresistenz zusammen, sprechen Medizinerinnen und Mediziner von einem metabolischen Syndrom. Schätzungen zufolge sollen bereits über 30 Prozent der deutschen Bevölkerung davon betroffen sein.
Fettleber häufig bei metabolischem Syndrom
Liegt ein metabolisches Syndrom vor, ist häufig auch in der Leber zu viel Fett eingelagert. Die Fachleute der Deutschen Leberstiftung sehen in der Fettleber eine neue Volkskrankheit, die das Gesundheitswesen vor neue Herausforderungen stellt.
Unterschied zwischen NAFL und AFL
Unterschieden wird zwischen der nicht-alkoholischen Fettleber (NAFL) und der alkoholischen Fettleber (AFL). Im Einzelfall kann es jedoch schwierig sein, diese Unterscheidung eindeutig zu treffen. Denn oft führt eine Kombination aus mehreren Risikofaktoren zur Entstehung einer Fettlebererkrankung.
Die größten Risikofaktoren für Fettleber
Nach Angaben der Leberstiftung führen folgende Risikofaktoren am häufigsten zu einer Fettleber:
- ungesunde Ernährung,
- Bewegungsmangel,
- Übergewicht,
- starker Alkoholkonsum,
- eine bestehende Diabetes-Erkrankung.
Folgen einer Fettleber
Warum es so wichtig ist, Fetteinlagerungen in der Leber aufzuhalten, erklärt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Leberstiftung Professor Dr. Michael P. Manns: „Während die einfache Verfettung, also beispielsweise eine NAFL noch relativ harmlos ist, liegen bei einer nicht-alkoholischen Fettleberentzündung, der sogenannten NASH (Non-alcoholic Steatohepatitis), entzündliche Veränderungen in der Leber vor.“
„Bei einer länger anhaltenden Entzündung führt dieser Prozess zu einem Absterben der Leberzellen, welche dann durch Bindegewebe ersetzt werden (Leberfibrose)“, fährt der Leberexperte fort. Dieser Prozess könne schließlich zu einem kompletten, bindegewebigen Umbau der Leber (Leberzirrhose) führen, wodurch die Funktion der Leber deutlich beeinträchtigt wird.
Erhöhtes Risiko für Leberkrebs
Zudem sei zu beachten, dass bei einer Fettlebererkrankung das Risiko für die Entwicklung eines Leberzellkrebses (HCC) deutlich erhöht ist. Bei fast 50 Prozent der fettleberbedingten Krebsfälle habe sich der Leberkrebs direkt aus einer NASH heraus entwickelt, warnt der Professor.
Erhöhtes Risiko für Tod durch Herzkrankheiten
Darüber hinaus handelt es sich bei NASH um eine sogenannte Indikator-Erkrankung. Personen, die an dieser Fettleber-Erkrankung leiden, haben ein erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben.
Keine Medikamente gegen Fettleber verfügbar
Darüber hinaus betonen die Fachleute der Deutschen Leberstiftung, dass es bislang keine zugelassenen Medikamente zur Behandlung einer Fettleber gibt. Die Therapie erfolge in erster Linie über eine Änderung im Lebensstil mit mehr Bewegung und gesünderer Ernährung.
Die Leber kann regenerieren
Die gute Nachricht ist, dass die Leber starke Regenerationsfähigkeiten besitzt. Eine Fettleberentzündung kann sich zurückbilden. Voraussetzung hierfür sei jedoch, die Risikofaktoren auszuschalten oder zumindest zu minimieren. Geeignete Maßnahmen hierfür sind beispielsweise Abnehmen, gesünder ernähren, mehr Sport treiben und ein Verzicht auf Alkohol.
Leberzirrhose: Höchste Sterberate im Krankenhaus
„Wie eine aktuelle Studie belegt, hat die Leberzirrhose von allen chronischen Krankheiten, die in Deutschland die Einweisung in ein Krankenhaus erfordern, die höchste Mortalitätsrate“, hebt Professor Manns hervor.
- Lesen Sie hierzu: Leberzirrhose: Höchste Mortalitätsrate aller chronischen Krankheiten.
Mehr Aufklärung gefordert
Die Häufigkeit von NAFL bedingten Zirrhosen habe sich seit dem Jahr 2005 bis 2018 vervierfacht. Gleichzeitig nehme die Zahl der adipösen Menschen in Deutschland zu. Die Deutsche Leberstiftung fordert daher verstärkte Aufklärungskampagnen seitens der Gesundheitspolitik. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Leberstiftung warnt zum Tag der gesunden Ernährung: Fettlebererkrankungen nehmen immer weiter zu (veröffentlicht: 02.03.2022), deutsche-leberstiftung.de
- Das Leber-Buch, vierte, aktualisierte und erweiterte Auflage, humboldt – Schlütersche Verlagsgesellschaft 2021, ISBN 978-3-8426-3043-7, deutsche-leberstiftung.de
- Deutsche Leberstiftung: Kurzbroschüre Leber und Fett (PDF, Stand: November 2021), deutsche-leberstiftung.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.