Blutanalyse ermöglicht Früherkennung von Lebererkrankungen
Rund jede vierte Person hat eine Fettleber. Fetteinlagerungen in der Leber sind ein Risikofaktor für schwere Lebererkrankungen wie Leberzirrhose. Die meisten Fettleber-Erkrankungen bleiben jedoch unentdeckt, da sie keine Beschwerden hervorrufen und es an geeigneten Diagnose-Methoden mangelt. Eine neue Blutanalyse soll nun eine einfache Erkennung ermöglichen.
Forschende des Max-Planck-Institut für Biochemie haben Proteine im Blut identifiziert, die mit dem Vorliegen von Lebererkrankungen wie einer Fettleber verbunden sind. Das Verfahren stellt die erste einfache Möglichkeit dar, ohne Biopsie Lebererkrankungen zuverlässig aufzudecken. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „Nature Medicine“ präsentiert.
Risikofaktoren für Fettleber weit verbreitet
Zwei bis drei Gläser alkoholhaltige Getränke pro Tag, eine fettreiche Ernährung, Bewegungsmangel – die Ursachen für Fettleber sind im Lebensstil vieler Menschen hierzulande verankert.
Das tückische an einer Fettleber ist, dass sie keine oder nur leichte Beschwerden hervorruft, gleichzeitig aber das Risiko für schwere Lebererkrankungen wie Zirrhose und Leberkrebs erhöht.
Biopsie schmerzhaft und mit Risiken verbunden
In den seltensten Fällen wird bei Verdacht auf Fettleber eine Leberbiopsie durchgeführt. Dieses invasive Verfahren stellt für Betroffene eine Belastung dar und kann zu Komplikationen wie inneren Blutungen führen.
Proteine im Blut zeigen Fettleber an
Die Arbeitsgruppe des Max-Planck-Instituts für Biochemie um Professor Matthias Mann hat gemeinsam mit Forschenden der Universitäten von Kopenhagen und Süddänemark nun Proteine im Blut entlarvt, die auf das Vorliegen von Lebererkrankungen schließen lassen.
Zudem geben die Proteine einen Ausblick darauf, wie hoch das Risiko ist, dass die Erkrankung fortschreitet.
Früherkennung ermöglicht die beste Behandlung
„Die Früherkennung verschiedener Arten von Leberschäden ist wichtig, weil sie die Behandlungsmöglichkeiten für die PatientInnen im weiteren Verlauf verbessern kann“, erläutert Studienerstautorin Lili Niu.
„Da Lebererkrankungen in der Regel zunächst unbemerkt verlaufen, besteht ein dringender Bedarf für leicht zugängliche Vorsorgeuntersuchungen in Risikogruppen, um eine frühzeitige Diagnose überhaupt erst zu ermöglichen“, so Niu.
Bei dem neuen Verfahren wird lediglich eine Blutprobe der Patientinnen und Patienten benötigt. Mittels Massenspektrometer werden mit äußerster Genauigkeit alle Proteine in der Probe dokumentiert.
Ein Computer ermittelt durch maschinelles Lernen jene Proteine, die mit dem Vorliegen verschiedener Formen von Leberschäden zusammenhängen.
Entzündungen, Fettleber und Leberfibrose unterscheidbar
„Wir haben drei Gruppen von Biomarkern identifiziert, die eine signifikante Leberfibrose, eine leichte Entzündungsaktivität und eine Steatose (Fettleber) erkennen können – allesamt verschiedene Arten, wie sich die Erkrankung im Gewebe abzeichnen kann“, erklärt Niu.
Das Forschungsteam betont, dass die Methode mindestens so genau ist, wie eine Biopsie, wahrscheinlich sogar präziser.
Ein Verfahren für die Allgemeinbevölkerung
„Wir sind daran interessiert, dieses Verfahren als Untersuchungsinstrument für die Allgemeinbevölkerung oder Risikogruppen, wie z. B. übermäßige Alkoholkonsumenten, zur Früherkennung von Lebererkrankungen einzuführen“, hebt Forschungsleiter Mann hervor.
Die dazu nötige Blutprobe kann in jeder Hausarztpraxis entnommen werden. Das Verfahren könnte darüber hinaus dahingehend erweitert werden, dass auch andere Erkrankungen aufgedeckt werden, die mit Proteinen im Blut zusammenhängen.
Ein großer Erfolg in der Diagnostik von Lebererkrankungen
„Diese Methode ist ohne Zweifel die Zukunft“, unterstreicht Maja Thiele, klinische Professorin und Chefärztin am Odense Universitätsklinikum. Mit einem einzigen Bluttest könnten nun Leberfett, Entzündungen und Narbengewebe in der Leber bestimmt werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- L. Niu, M. Thiele, M. Mann, et al.: Non-invasive proteomic biomarkers for alcohol-related liver disease; in: Nature Medicine (2022), nature.com
- Max-Planck-Institut für Biochemie: Neues Verfahren zur Früherkennung von Lebererkrankungen durch Proteomik (veröffentlicht: 02.06.2022), biochem.mpg.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.