Ist ein Protein der Auslöser einer nicht-alkoholischen Fettleber?
Früher galt die Fettleber als typisches Anzeichen für starken Alkoholkonsum. Heute kommt die nicht-alkoholische Fettleber (NAFLD) weitaus häufiger vor und ist zur regelrechten Volkskrankheit geworden. Rund jeder vierte Erwachsene über 40 Jahre und jedes dritte Kind mit Übergewicht entwickelt eine Fettlebererkrankung und ebnet so den Weg für schwere Folgeerkrankungen wie Leberkrebs und Leberzirrhose. Außer drastische Lebensstilinterventionen gibt es derzeit keine Therapie gegen die Leberverfettung. Ein deutsches Forschungsteam hat nun eine neue potenzielle Behandlungsmöglichkeit entdeckt.
Forschende des Helmholtz Zentrums München, Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, identifizierten ein wichtiges Protein (Rab24), das bei Fettleber-Betroffenen stark hochreguliert ist. In ersten Tests konnte das Team nachweisen, dass die Reduzierung von Rab24 sowohl die Fettleber als auch den Glukosestoffwechsel stark verbesserte. Die Studie wurde kürzlich in dem Fachjournal „Nature Metabolism“ veröffentlicht.
NAFLD: Eine unterschätze Volkskrankheit
„Die Verbreitung von Typ-2-Diabetes und seiner Begleiterkrankungen wie NAFLD nimmt ungemein zu“, berichtet Diabeteswissenschaftlerin Anja Zeigerer aus dem Studienteam. Weltweit seien bereits 1,8 Milliarden Menschen von NAFLD betroffen und es gebe keine zugelassenen Behandlungsmöglichkeiten auf dem Markt.
Neuer Regulator des Leber-Energiestoffwechsels entdeckt
Bei der Suche nach neuen therapeutischen Angriffspunkte entdeckte das Forschungsteam, dass das Membrantransport-Protein Rab24 bei ernährungsbedingter Fettleber stark erhöht ist. Membrantransport-Proteine sind wichtig für die Kontrolle des Leberglukose- und Lipidstoffwechsels. Die Proteine regeln den Transport von unterschiedlichen Stoffen durch eine Biomembran. Das Protein Rab24 wurde nun als neuer Regulator des Energiestoffwechsels in der Leber identifiziert.
Überangebot an Nährstoffen macht den Körper träge
Mitochondrien sind kleine Kraftwerke in den Zellen, die Adenosintriphosphat (ATP) bilden. ATP ist der universelle und unmittelbar verfügbare Energieträger in den Zellen. Die Dynamik von Mitochondrien wird stark durch die Verfügbarkeit von Nährstoffen gesteuert. Beim Fasten wird beispielsweise die Teilung solcher Mitochondrien gehemmt und so ein Netzwerk aus hochverknüpften und funktionsfähigeren Mitochondrien erzeugt, die verfügbare Substanzen effektiver für die Energieerzeugung nutzen können. Bei ständigem Überangebot an Nährstoffen teilen sich die Mitochondrien immer weiter und senken dadurch ihre Aktivität und Atmungsfähigkeit.
Wie greift Rab24 in den Stoffwechsel ein?
Die Mitochondrien sind von einer Doppelmembran umgeben. In den Membranen sind Membranproteine verankert, die den Transport von Stoffen durch das Membran regeln. Rab24 ist ein solches Protein und hat eine direkte Wechselwirkung mit den Mitochondrien und somit mit dem Energiestoffwechsel. Die Forschenden fanden heraus, dass Rab24 die für die Teilung der Mitochondrien verantwortliche Maschinerie beeinflusst und die Mitochondrien durch die Verringerung von Rab24 besser miteinander verbunden und daher funktionsfähiger sind – ähnlich wie beim Fasten.
Übergewichtige haben mehr Rab24-Proteine in der Leber
Das Helmholtz-Forschungsteam zeigte, dass in der Leber von übergewichtigen Personen eine erhöhte Anzahl von Rab24-Proteinen nachweisbar ist. Diese Anreicherung ziehe eine erhöhte Anzahl von fragmentierten Mitochondrien nach sich, die zu einer vermehrten Energiespeicherung führen. In diesem Mechanismus sehen die Forschenden eine Grundlage für eine systemische metabolische Dysfunktion. „In einem nächsten Schritt möchten wir Rab24 als potenziell therapeutisches Target für NAFLD genauer untersuchen“, resümiert Susanne Seitz, die Erstautorin der Studie. Das Team will nun testen, ob sich die Hemmung von Rab24 eignet, um eine Fettleber zu behandeln und den Stoffwechsel zu verbessern. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Susanne Seitz, Yun Kwon, Götz Hartleben, u.a.: Hepatic Rab24 controls blood glucose homeostasis via improving mitochondrial plasticity, Nature Metabolism, 2019, nature.com
- Helmholtz Zentrum München: Neue potenziell therapeutische Targets für nicht-alkoholische Fettlebererkrankung entdeckt (Abruf: 15.10.2019), helmholtz-muenchen.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.