COVID-19-Impfung für Menschen mit Lebererkrankungen
Die rückläufigen Corona-Infektionszahlen stimmen hoffnungsvoll. Zurückzuführen sind sie auch auf die Impfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 beziehungsweise die durch den Erreger ausgelöste Krankheit COVID-19. Doch noch sind längst nicht alle besonders gefährdeten Personen geimpft. Für manche Menschen ist die Impfung besonders wichtig – unter anderem auch für Leberkranke.
In immer mehr Bundesländern wird die Impfpriorisierung für Arztpraxen aufgehoben. Viele Menschen mit Lebererkrankungen und Lebertransplantierte zählen zu den prioritär zu impfenden Menschen. Die Deutsche Leberhilfe e. V., die Deutsche Leberstiftung und die Gastro-Liga e. V. betonen die Wichtigkeit der COVID-19-Impfung für diese Risikogruppe.
Erhöhtes Risiko für Leberkranke
„Die Ständige Impfkommission (STIKO) evaluiert regelmäßig die Empfehlung zur COVID-19-Impfung unter Berücksichtigung der Impfquoten, der Erhebungen zur Impfakzeptanz sowie der Studien zur Impfeffektivität und -sicherheit“, erklärt Professor Dr. Christoph Sarrazin, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberhilfe e. V. in einer Mitteilung.
„Zu den Erkrankungen, die aktuell gemäß Studienlage mit einem erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf assoziiert sein könnten, zählt die STIKO zirrhotische und schwere Leberkrankheiten – inklusive Leberzirrhose, chronisches Leberversagen und Zustand nach Lebertransplantation“, so der Experte.
Die Ausrichter des 22. Deutschen Lebertages am 20. November 2021 – Deutsche Leberhilfe e. V., Deutsche Leberstiftung und Gastro-Liga e. V. „unterstützen diese Impfempfehlung, und wir weisen auf erste Analysen hin, die zeigen, dass das Immunsystem von Organtransplantierten eine reduzierte Immunantwort sowohl auf Impfungen im Allgemeinen als auch auf die Impfung gegen COVID-19 zeigt“, erläutert Prof. Sarrazin.
„Deswegen bleibt bei dieser Patientengruppe weiterhin ein Schutz durch Kontaktbeschränkungen und die Einhaltung der bekannten Hygiene- und Abstandsregeln wichtig. Einen zusätzlichen Schutz kann die COVID-19-Impfung der Haushaltsangehörigen von Organtransplantierten bieten.“
Impfpriorisierung teilweise aufgehoben
Nach über einem Jahr Pandemie sind viele Corona-Maßnahmen, die eine Ansteckungsgefahr verringern sollen, wie Maskentragen, Abstandhalten und Hygieneregeln für die meisten Menschen schon fast selbstverständlich geworden.
Darüber hinaus werden in Deutschland seit Ende Dezember 2020 Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 verabreicht – bislang sind vier Impfstoffe in der Europäischen Union zugelassen.
Mehr als fünfzehn Prozent der deutschen Gesamtbevölkerung sind mittlerweile vollständig geimpft. Wegen der hohen Nachfrage nach den Impfstoffen sowie den begrenzten Produktionskapazitäten wurde und wird in den Impfzentren auch in Deutschland priorisiert.
Die Impfpriorisierung für Arztpraxen wird jedoch aktuell in immer mehr Bundesländern aufgehoben. Wie es in der Mitteilung heißt, zählen viele Lebererkrankte und Lebertransplantierte zu den prioritär zu impfenden Personen.
Impfung empfohlen
Die Ausrichter des Deutschen Lebertages empfehlen auf der Grundlage der bisher vorliegenden Daten und Erkenntnisse eine Impfung mit den derzeit verfügbaren und zugelassenen Impfstoffen.
Das gilt auch für Patientinnen und Patienten mit Fettleber und chronischer Virushepatitis ebenso wie für alle seltenen Lebererkrankungen wie Primär Biliäre Cholangitis (PBC), Primär Sklerosierende Cholangitis (PSC), Autoimmunhepatitis (AIH) und vaskuläre Lebererkrankungen. Besonders dringend ist die Impfung für Menschen mit Leberzirrhose, Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für eine Lebertransplantation sowie bereits Lebertransplantierte.
Bei allen zugelassenen COVID-19-Impfstoffen handelt es sich nicht um Lebendimpfstoffe, sie sind nicht ansteckend und sind auch für immunsupprimierte Personen geeignet.
Zu den bislang bekannten Nebenwirkungen zählen grippeähnliche Symptome und Reaktionen direkt an der Einstichstelle. Nur in seltenen Fällen sind schwere allergische Reaktionen aufgetreten, daher sollten bei Menschen mit bekannter Veranlagung in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.
Der Nutzen der Impfung, die vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützt, überwiegt theoretisch mögliche unerwünschte Impfreaktionen bei weitem, so dass für alle Patientinnen und Patienten die Impfung empfohlen wird.
Positives Nutzen-Risiko-Verhältnis
Bei zwei Vektorimpfstoffen (AstraZeneca/Johnson & Johnson) wurden sehr seltene Fälle von Hirnvenenthrombosen und anderen Thrombosen beobachtet, erklärt die Deutsche Leberstiftung e.V. auf ihrer Webseite.
Beim Impfstoff Vaxzevria von AstraZeneca gilt ein Kausalzusammenhang mittlerweile als wahrscheinlich. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) betont aber auch für diesen Impfstoff das positive Nutzen-Risiko-Verhältnis.
Seit April empfiehlt die STIKO den Impfstoff nur noch für Menschen ab 60 Jahren. Auf Wunsch können jedoch auch jüngere Männer und Frauen nach ärztlichem Ermessen, persönlicher Risikoabwägung und sorgfältiger Aufklärung eine Impfung mit Vaxzevria erhalten.
Auch für die Anwendung des COVID-19-Vektorimpfstoffs von Janssen-Cilag/Johnson & Johnson hat die EMA am 20. April 2021 eine Stellungnahme publiziert und bewertet die Gesamt-Nutzen-Risiko-Abwägung weiterhin positiv.
Der Einsatz dieses Impfstoffes unterhalb der Altersgrenze von 60 Jahren bleibt ebenfalls weiterhin nach ärztlicher Aufklärung und bei individueller Risikoakzeptanz durch die zu impfende Person möglich.
Keine zusätzlichen Impfrisiken für Leberkranke
Für Lebererkrankte sind bislang keine zusätzlichen Impfrisiken bekannt. Sämtliche Nebenwirkungen werden überwacht, in Registern gesammelt und ausgewertet.
Insbesondere Patientinnen und Patienten mit autoimmunen Lebererkrankungen sind häufig sehr vorsichtig und skeptisch gegenüber einer Impfung, da sie eine Verschlimmerung ihrer Erkrankung befürchten.
Auch hier gilt laut den Fachleuten, dass der Nutzen des Impfstoffs die möglichen Risiken überwiegt.
In jedem Fall ist es für Leberkranke ratsam, vor einer COVID-19-Impfung mit der Hausärztin beziehungsweise dem Hausarzt oder der behandelnden Fachärztin oder dem behandelnden Facharzt zu sprechen – speziell, wenn Fragen oder Ängste vorhanden sind. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsche Leberhilfe e.V.: Pressemeldung: „Deine Leber. Dein Leben.“: COVID-19-Impfung und Vorsicht sind für Leberkranke besonders wichtig, (Abruf: 30.05.2021), lebertag.org
- Deutsche Leberhilfe e.V.: Infoseite: COVID-19, Lebererkrankungen und Impfungen, (Abruf: 30.05.2021), Deutsche Leberhilfe e.V.
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.