Aktuelle Schätzungen zeigen: Rund 10 Millionen Menschen in Deutschland weisen erhöhte Leberwerte auf. Damit steigt auch das Risiko, im Verlauf des Lebens eine Lebererkrankung zu entwickeln. Diese Erkrankungen sind meist schwer und damit lebensbedrohlich. Um Leberzirrhose und Leberzellkrebs zu vermeiden, ist eine frühe Diagnose entscheidend. Nur dann sind Heilungschancen gegeben. Daher empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) anlässlich des Deutschen Lebertages am 20. November, regelmäßig die Leberwerte beim Hausarzt messen zu lassen.
Auch Ärzte neigen manchmal dazu, erhöhte Leberwerte zu bagatalisieren. Sie gehören jedoch genau begutachtet und behandelt. Meist weisen übergewichtige Patienten hohe Werte auf. Zu den gefährdeten Menschen gehören auch Alkoholiker und Drogenabhängige. Ebenfalls gefährdet sind Patienten, die dauerhaft Medikamente einnehmen, gehören zur Risikogruppe, so die DGVS. Veranstalter des Aktionstages „Neue Chancen für die Leber“ sind die Gastro-Liga, die Deutsche Leberhilfe und die Deutsche Leberstiftung.
Lebererkrankungen verlaufen häufig schleichend, verursachen meist keine Symptome und werden daher erst spät erkannt. Nicht behandelte Lebererkrankungen können langfristig zu einer Leberzirrhose, also einer Vernarbung der Leber, oder zu Leberzellkrebs führen. In der Folge geht das Gewebe zugrunde, oft rettet nur eine Transplantation den Patienten.
„Dabei können wir viele Lebererkrankungen bei einer rechtzeitigen Diagnose erfolgreich behandeln oder sogar heilen“, erklärt DGVS-Mediensprecher Professor Dr. med. Christian Trautwein aus Aachen. Bei Hepatitis B könne eine antivirale Behandlung das Voranschreiten der Krankheit verhindern. Der Hepatitis C-Virus lasse sich mit neuen Medikamenten sogar komplett eliminieren.
Die am weitesten verbreitete Lebererkrankung in Deutschland ist die Nicht-alkoholische Fettleber. Sie betrifft etwa 30 Prozent der Bevölkerung. In der Regel geht die Erkrankung auf gesundheitliche Risikofaktoren wie Adipositas, unausgewogene Ernährung und Bewegungsmangel zurück. Auch übermäßiger Alkoholkonsum führt zu einer Fettleber. Bei Frauen gelten 10 Gramm Alkohol pro Tag als unschädlich für eine gesunde Leber. Das entspricht einem Viertel Liter Bier oder einem Achtel Liter Wein. Bei Männern gilt die doppelte Menge als Grenzwert. Außerdem können Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes Mellitus oder Fettstoffwechselstörungen die Entstehung einer Fettleber fördern.
„Unser Ziel muss es sein, Lebererkrankungen zu diagnostizieren, bevor es zu Spätfolgen wie Leberzirrhose oder Leberzellkrebs kommt“, so Trautwein. Eine Fettleber etwa könne sich vollständig zurückbilden, sofern man die Ursache ausschaltet. Eine der häufigsten genetischen Lebererkrankungen, die sogenannte Eisenspeicherkrankheit, können Ärzte mit Hilfe von Medikamenten und regelmäßigen Aderlässen behandeln. „Bei dieser Erkrankung reichert sich zu viel Eisen im Körper an und die Leber kann dadurch schweren Schaden nehmen“, erklärt Trautwein. „Die Therapie zielt darauf ab, den Eisengehalt im Körper zu senken.“ Auch Medikamente können Leberschäden verursachen. Zu den Arzneimitteln, die häufig die Leber beeinträchtigen, gehören neben Paracetamol und bestimmten Rheumamedikamenten vor allem Antibiotika.
Die DGVS fordert die Aufnahme eines Lebertests ins Vorsorgeprogramm der gesetzlichen Krankenkassen. Obwohl zum Beispiel beim „Check-up 35 plus“ eine Blutentnahme erfolgt, gehört die Erhebung der Leberwerte bislang nicht zum Programm. „Dabei könnte die Früherkennung einer Hepatitis oder einer Fettleber Folgekrankheiten und deren Behandlungskosten reduzieren“, ist Trautwein überzeugt. Kassen übernehmen die Kosten für einen Test der Leberwerte derzeit nur, wenn ein Verdacht vorliegt.
Es ist möglich die Leberwerte wieder zu normalisieren, bevor schwere Erkrankungen entstehen können. In Absprache mit dem Hausarzt können auch Behandlungsmethoden der Naturheilkunde zum Einsatz kommen. Auf diesen Seiten: „Leber entgiften“ erfahren Sie mehr.
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) wurde 1913 als wissenschaftliche Fachgesellschaft zur Erforschung der Verdauungsorgane gegründet. Heute vereint sie mehr als 5.000 Ärzte und Wissenschaftler aus der Gastroenterologie unter einem Dach. Die DGVS fördert sehr erfolgreich wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und Fortbildungen und unterstützt aktiv den wissenschaftlichen Nachwuchs. Ein besonderes Anliegen ist der DGVS die Entwicklung von Standards und Behandlungsleitlinien für die Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Verdauungsorgane – zum Wohle des Patienten. (pm, sb)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.