Fiebersenkende Mittel führen bei Grippe zu mehr überlebenden Viren
22.01.2014
Fiebersenkende Medikamente könnten die saisonalen Grippe-Wellen verstärken. Das berichten Forscher in den „Proceedings B“ der britischen Royal Society. Rund fünf Prozent mehr Infektionen und Tausende Tote werden demnach jedes Jahr durch die Medikamente verursacht. Die zur Fiebersenkung verabreichten Mittel führten dazu, dass mehr Influenza-Viren überlebten und der Kontakt von Erkrankten zu Gesunden verlängert werde, da die Patienten schneller an ihren Arbeitsplatz zurückkehrten, berichten die Forscher.
Fiebersenkende Grippe-Medikamente haben unerwünschte Begleiterscheinungen
Die kanadischen Mathematiker um David Earn von der McMaster University in Hamilton werteten für ihre Analyse die Daten von früheren Grippe-Wellen aus und bezogen zudem die Ergebnisse verschiedener medizinischer Studien zur Grippe mit in die Berechnung ein. Als Grundlage ihrer Untersuchung fungierte die Annahme, dass die fiebersenkende Stoffe, die in vielen Grippe-Medikamenten enthalten sind, auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Dazu zählt laut Forschern, dass die Mittel die natürliche Funktion des Fiebers verringern, die normalerweise das Wachstum der Viren und Bakterien bremst und das Immunsystem aktiviert. Darüber hinaus führt die Einnahme von vielen Grippe-Mitteln dazu, dass die Symptome gemildert werden, so dass die Erkrankten früher an ihren Arbeitsplatz und allgemein in die Öffentlichkeit zurückkehren.
„Fieber kann tatsächlich helfen, die Anzahl der Viren im Körper eines Kranken sowie die Wahrscheinlichkeit, die Krankheit auf andere zu übertragen, zu reduzieren. Die Einnahme von Medikamenten, die das Fieber senken, kann die Krankheitsübertragung dagegen verstärken", erläuterte Earn gegenüber „CBC Hamilton“. Die Grippeviren überleben dann länger und können sich zudem über einen längeren Zeitraum in der Bevölkerung ausbreiten, was die Epidemie verstärkt.
Bei Grippe Kontakt zu anderen Menschen meiden
Die Berechnung der Forscher ergab, dass die Einnahme von Grippe-Medikamenten mit fiebersenkenden Stoffen jährlich fünf Prozent mehr Erkrankte und allein in Nordamerika mehr als tausend zusätzliche Todesfälle zur Folge hat. Wie Earn uns sein Team berichten, sei die Statistik zwar noch ungenau, möglicherweise gebe sie aber sogar nur einen Mindestwert an. Weitere Studien seien notwendig, um genauere Ergebnisse zu erhalten.
Doch bereits jetzt lassen sich wichtige Schlussfolgerungen aus der Analyse ziehen und Handlungsempfehlungen für Patienten ableiten. „Das, was wir der aktuellen Reihe von Empfehlungen hinzufügen können, ist, dass Sie besonders vorsichtig sein sollten", sagte Ben Bolker, Professor für Biologie und Mathematik, gegenüber „CBC Hamilton“. „Wenn Sie zur Verringerung der Zahl der Krankheits- und Todesfälle beitragen wollen, sollten Sie (bei einer bestehenden Grippe-Erkrankung, Anm. d. Red.) den Kontakt zu anderen meiden." (ag)
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.