Fischöl-Nahrungsergänzungen können Herzerkrankungen & Schlaganfälle begünstigen

Nahrungsergänzungsmittel mit Fischöl scheinen das Risiko einer erstmaligen Herzerkrankung und eines Schlaganfalls zu erhöhen, selbst bei Personen, die eigentlich eine gute kardiovaskuläre Gesundheit haben. Anderseits kann die regelmäßige Einnahme bei schlechter Herz-Kreislauf-Gesundheit das Risiko, an Herzversagen zu sterben, deutlich senken.

In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Saint Louis University wurde untersucht, wie sich die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Fischöl in verschiedenen fortgeschrittenen Stadien von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit und das Risiko eines vorzeitigen Todes auswirkt. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift „BMJ Medicine“ nachzulesen.

Fischöl gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Fischöl ist bekannt für seinen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren und die Einnahme wird auch zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen. Das Problem ist jedoch, dass die Beweise für eine präventive Wirkung nicht schlüssig sind, berichten die Forschenden.

Um mehr Klarheit zu schaffen, untersuchte das Team, wie sich die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Fischöl auf das Auftreten von Vorhofflimmern, Herzinfarkten, Schlaganfällen und Herzinsuffizienz sowie auf die Gesamtmortalität auswirkt.

Einfluss von Fischöl auf die Gesundheit des Herzens

Darüber hinaus untersuchten die Fachleute auch, ob Fischöl-Nahrungsergänzungsmitteln das Risiko beeinflussen, dass Personen mit einer guten Herzgesundheit erstmalig Vorhofflimmern, schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (zum Beispiel Herzinfarkt) oder einen frühzeitigen Tod erleiden.

Dazu analysierten die Forschenden die Daten von insgesamt 415.737 Teilnehmenden der UK Biobank-Studie im Alter von 40 bis 69 Jahren. Die erhobenen Daten umfassten den üblichen Konsum von fettem und fettarmem Fisch sowie von Nahrungsergänzungsmitteln mit Fischöl.

Der Gesundheitszustand der Teilnehmenden wurde bis März 2021 oder bis zu ihrem Tod anhand der Auswertung von Krankenakten beurteilt. Knapp ein Drittel der Teilnehmenden, insbesondere Frauen und ältere Teilnehmende, gaben an, regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel mit Fischöl einzunehmen.

Während der durchschnittlichen Beobachtungszeit von knapp zwölf Jahren entwickelten laut den Fachleuten 18.367 Teilnehmende Vorhofflimmern, 22.636 erlitten einen Herzinfarkt/Schlaganfall oder entwickelten eine Herzinsuffizienz.

Darüber hinaus verstarben insgesamt 22.140 Teilnehmende während des mittleren Beobachtungszeitraums. Davon waren 14.902 nicht von Vorhofflimmern oder schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen, berichtet das Team.

Von den Teilnehmenden mit ursprünglich guter kardiovaskulärer Gesundheit, die dann Vorhofflimmern entwickelten, erlitten 3.085 eine Herzinsuffizienz, 1.180 einen Schlaganfall und 1.415 einen Herzinfarkt, so die Fachleute weiter.

Von den Teilnehmenden mit Herzinsuffizienz verstarben insgesamt 2.436 Personen. Dies galt laut den Forschenden auch für 2.088 Personen mit einem Schlaganfall und 2.098 Teilnehmende, die einen Herzinfarkt erlitten hatten.

Erhöhtes Risiko durch Fischöl?

Die weitere Datenauswertung zeigte, dass die regelmäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Fischöl unterschiedliche Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit, das Fortschreiten der Erkrankung und das Risiko eines vorzeitigen Todes hat.

Bei Teilnehmenden, die zu Beginn der Beobachtungszeit keine Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten, war die regelmäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit Fischöl mit einem um 13 Prozent erhöhten Risiko für die Entwicklung von Vorhofflimmern verbunden, berichten die Forschenden.

Personen, die zu Beginn des Beobachtungszeitraums keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatten und regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel mit Fischöl einnahmen, wiesen laut dem Team zudem ein um fünf Prozent erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall auf.

Günstige Wirkung von Fischöl bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Teilnehmende, die zu Beginn des Beobachtungszeitraums bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litten, hatten dagegen durch die regelmäßige Einnahme von Fischöl-Nahrungsergänzungsmitteln ein reduziertes Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken und einen Herzinfarkt zu erleiden, berichtet das Team.

Zudem sei bei diesen Teilnehmenden durch die Einnahme der Fischöl-Nahrungsergänzungsmittel auch das Risiko tödlicher Herzfehler um neun Prozent gesunken, so die Forschenden weiter.

Weitere Studien erforderlich

Eine Analyse der möglichen Einflussfaktoren ergab laut den Fachleuten, dass unter anderem auch das Geschlecht, das Alter, Bluthochdruck sowie die Einnahme von Statinen und blutdrucksenkenden Medikamenten die beobachteten Zusammenhänge veränderten.

„Die regelmäßige Einnahme von Fischölergänzungsmitteln könnte unterschiedliche Auswirkungen auf das Fortschreiten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Weitere Studien sind nun erforderlich, um die genauen Mechanismen für die Entstehung und Prognose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei regelmäßiger Einnahme von Fischölergänzungsmitteln zu ermitteln“, resümieren die Forschenden in einer aktuellen Pressemitteilung hinzu. (as)