Test: Fitness-Apps bergen gesundheitliche Risiken
10.04.2015
Fitness-Apps sind praktisch, meist günstiger als eine Fitnessstudio-Mitgliedschaft und ungemein populär. „Computer Bild“ hat die fünf beliebtesten mobilen Anwendungen getestet und kam dabei zu einem erschreckenden Ergebnis: Fitness-Apps können Fehlhaltungen auslösen und den Nutzer stark überfordern. In der Folge drohen gesundheitliche Beschwerden. Wer keine Erfahrung hat, sollte für die Bikini- oder Badehosenfigur demnach lieber unter professioneller Anleitung trainieren.
Viele Fitness-Apps überfordern Trainingsneulinge
Der Gedanke an Freibadbesuche im Sommer versetzt manch einen bereits jetzt in Stress. Denn der Winterspeck hält sich hartnäckig auf den Hüften und die Bikinifigur scheint fast unerreichbar. Da kommt eine Fitness-App gerade recht. Warum nicht nach einem vorgegeben Programm trainieren – praktischerweise über das Smartphone, das man ohnehin immer dabei hat? Die Apps sollen den Nutzer an Übungen erinnern und motivierend wirken, indem sie auf den Leistungsfortschritt hinweisen. Zudem bieten sie meist ein vollständiges Trainingsprogramm, das bei einigen digitalen Anwendungen individuell abgestimmt ist. „Computer-Bild“-Redakteur Thomas Vattrodt hat die fünf populärsten Fitness-Apps mit Kollegen und Gesundheitsexperten getestet. Sein Fazit: „Das Niveau der vorgeschlagenen Work-outs ist teils viel zu hoch und berücksichtigt individuelle körperliche Eigenschaften nicht genug."
Überprüft wurden die Apps „Virtuagym Pro", „Freeletics", „Tägliche Trainigs", „7 Minuten Training" und „7 Minuten Workout", deren Auswahl nach der Zahl ihrer Downloads erfolgte. Die Tester bemängelten insbesondere, dass sich keine der mobilen Fitness-Helfer nach den gesundheitlichen Beschwerden, wie etwa Rücken- oder Gelenkprobleme, ihrer Nutzer erkundigte. Die meisten Apps fragten zwar nach dem Gewicht, leiteten daraus jedoch keine Konsequenzen für das Training ab, wie die Redaktion mitteilt. Vattrodt betont zudem, dass die vorgegeben Trainingseinheiten für Anfänger häufig viel zu heftig seien und überforderten wie beispielsweise 20 Klimmzüge für einen Trainingsneuling. „Anfänger sollten sich die Übungen lieber erst vom Experten zeigen lassen, bevor sie zur App greifen. Denn einige Einsteigerpläne könnten sogar echte Fitnessprofis an ihre Grenzen bringen", berichtet der Redakteur.
Für Fortgeschrittene können Fitness-Apps Anregungen für neue Übungen geben
Am besten schnitt im Test die Fitness-App „Virtuagym Pro“ ab. „Für knapp 7 Euro im Monat bietet die App umfangreiche Trainingspläne und 400 Übungen. Wer sich schon auskennt, findet beim Testsieger Inspiration und neue Übungen", so Vattrodts Einschätzung. „Allerdings schlichen sich auch hier einige wenige Fehler ein, die zu Haltungsschäden führen können."
Auf Platz zwei landete „Freeletics“, die aufgrund ihres vergleichsweise guten individuellen Work-outs punkten konnte. Diese App bietet jedoch lediglich 35 Übungen an und es fehlt eine Auswahlmöglichkeit nach Muskelgruppen. Hinzu kommt ein hoher Abonnementpreis von 35 Euro. Positiv bewerteten die Redakteure und Gesundheitsexperten dagegen, dass die App am detailliertesten über die gesundheitlichen Risiken durch Überbelastung und Fehlhaltungen aufklärt.
Das „7 Minuten Training" und "7 Minuten Workout" fielen wegen der geringen Anzahl an Übungen, dem nicht variierbaren Ablauf und dem Mangel an Trainingsalternativen auf. Die am Test beteiligten Gesundheitsexperten stuften einige Übungen, wie etwa das rückwärtige Trizepsdrücken mit Hilfe eines Stuhls, sogar als gefährlich ein.
Wer bis zum Sommer noch einige Kilos verlieren möchte, sollte statt Fitness-App demnach lieber auf ein professionell angeleitetes Work-out setzen. Entsprechende Kurse sowie Kraft- und Ausdauertrainings bieten neben Fitnessstudios auch Sportvereine an. (ag)
>Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
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