Functional Training: Fitnesstraining ohne Geräte
03.04.2014
Der Besuch eines Fitnessstudios gehört für viele Menschen seit Jahren zum Alltag. Immer mehr setzen dort mittlerweile auf das sogenannte Functional Training. Bei diesem Sporttrend wird nicht an den Fitnessgeräten trainiert, sondern auf klassische Übungen, wie unter anderem Liegestützen oder Kniebeugen, gesetzt. Das Training soll den ganzen Körper beanspruchen.
Trend zu altbekannten Methoden
Fitnessstudios liegen seit Jahren im Trend. Für viele Menschen ist das regelmäßige Training dort gar nicht mehr aus ihrem Alltag wegzudenken. Doch nicht alle trainieren dort an den Fitnessgeräten, sondern bringen ihren Körper mit altbekannten Methoden, wie Liegestützen oder Kniebeugen in Form. Experten sprechen dabei vom sogenannten Functional Training, bei dem der gesamte Körper beansprucht werden soll. Vorbei scheinen somit die Zeiten, in denen ohne Nachdenken immer wieder nur die gleichen Bewegungen ausgeübt wurden.
Momentan größter Trend in der Fitnessbranche
Immer mehr Fitnessstudios bieten ihren Mitgliedern ein Training ganz ohne technische Hilfsmittel und Maschinen an. Vom „momentan größten Trend“ in der Fitnessbranche spricht Dustin Tusch vom Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV). Gemeint ist das Functional Training. Dabei können sich die Trainierenden mit dem eigenen Körpergewicht oder einfachen Hilfsmitteln wie Hanteln oder Bällen in Form bringen, also nur mit der eigenen Körperkraft und ganz ohne Technik. Auch Professor Christoph Eifler, Fachbereichsleiter Trainingswissenschaft an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement in Saarbrücken, bestätigt den neuen Sporttrend: „Das Functional Training ist eindeutig als Trend zu erkennen, nicht nur in den Studios, sondern insgesamt im Freizeitsport.“ Allerdings sieht er diesen neuen Trend eher als Zusatzangebot und nicht als Konkurrenz für das konventionelle Krafttraining an Geräten. „Inwieweit sich Functional Training etablieren wird, ist offen“, so Eifler.
Training macht im Sport und im Alltag belastbarer
Der pädagogische Leiter der Deutschen Fitnesslehrer Vereinigung (DFLV), Michael Branke, schätzt die Lage ähnlich ein: „Die Tendenz geht dahin, ja, aber ob es überall angeboten wird, ist eine andere Frage.“ In Deutschland gebe es rund 6.000 Studios, doch nicht jedes habe Platz für das Angebot. Zudem hänge es vom Klientel ab, da etwa ältere Kunden von diesem Training nicht so stark angesprochen würden. Neu aufgemachte Studios richten sich aber darauf aus, so der Experte. Laut Professor Eifler liegen die Wurzeln des Functional Training im Hochleistungssport. Das Ziel dabei sei, den Profisportler für das Training und einen Wettkampf belastbarer zu machen. „Es dient der Verletzungsprophylaxe, verringert also die Verletzungsgefahr und verbessert zugleich die Leistungsfähigkeit“, so Eifler. Im Vordergrund stehe dabei, ganze Muskelgruppen zu trainieren und nicht nur einzelne Partien. „Das macht mich nicht nur im Sport belastbarer, sondern auch im Alltag.“
Durch Jürgen Klinsmann berühmt geworden
Volker Ebener vom Deutschen Fitness und Aerobic Verband (DFAV) erläutert, dass beim Functional Training die Gesamtleistung des Bewegungsapparats im Vordergrund stehe und nicht der kräftigste Muskel. Auch er verweist darauf, dass der Trend nicht wirklich neu ist: „Eine sehr lange Zeit, von Anfang der 60er Jahre bis Mitte der 80er, stand beim Fitness-Individualtraining das Freihanteltraining im Vordergrund, wodurch gleichzeitig immer mehrere Muskelgruppen beansprucht wurden.“ Verschiedene Fitnessketten bieten Möglichkeiten wie Freihantelbereiche („McFit“) oder sogenannte „freestyle zones“ („Fitness First“), in denen die Kunden frei mit Kleingeräten wie Medizinbällen, Rundhanteln (Kettlebells) oder Schlingentrainern arbeiten können. Alex Steudel, Chefredakteur der Zeitschrift „Fit for Fun“, erläuterte, dass das Functional Training vor einigen Jahren durch den Fußball-Coach Jürgen Klinsmann erste Berühmtheit erlangte.
Gesund aber kein Muskelpaket
Auch weil Fitnessstudios mittlerweile immer mehr weibliche Kunden haben, sei das klassische Gewichte-Stemmen nicht mehr so stark gefragt. Vielmehr soll das Training freier sein und auch mehr Spaß machen. Zudem gehe es auch um eine Lifestylefrage, denn Menschen wollten zwar gesund bleiben, aber durch den dafür nötigen Sport nicht zu Muskelpaketen werden. DFLV-Experte Branke erläutert, dass beispielsweise Kniebeugen und Ausfallschritte typische Übungen sind, die mit dem eigenen Körpergewicht arbeiten. Der Sportler macht die Kniebeuge anfangs in der gehaltenen Version mit dem Rücken an der Wand. Später trainiert er frei stehend oder auf labiler Unterlage und kann die Intensität mit Kurzhanteln in den Händen steigern. Ein weiteres beliebtes Hilfsmittel ist die Langhantel, die mit oder ohne Gewichte gehoben wird.
Beim Functional Training ist auch der Kopf gefordert
Eine Schwungkomponente kommt beim Training mit der Kettlebell hinzu. Der Trainierende stellt sich beispielsweise in die Kniebeuge, hat die Kettlebell zwischen seinen Füßen stehen und hält sie am Griff. Er streckt dann die Knie und schwingt die Kugel vor den Körper, bis die Arme im 90-Grad-Winkel zum Oberkörper stehen. Professor Eifler zufolge passiert ähnliches beim Arbeiten mit „Sandbags“, die etwa die Größe einer Sporttasche haben, auch sie werden angehoben und geschwungen. Einsteiger sollten sich grundsätzlich von ausgebildetem Personal gut in die einzelnen Übungen einweisen lassen. Das Training sei nämlich nur effizient, wenn der Freizeitsportler mit seinem eigenen Körper richtig umgehen könne, betont Branke. Im Gegensatz zum Training an Fitnessgeräten werde beim Functional Training auch der Kopf und nicht nur der Muskel gefordert.
Sport ist gesund
Egal, ob man sich für den neuen Trend Functional Training, klassische Fitnessstudio-Geräte oder andere Sportarten entscheidet: Sport ist gesund. So hat ausreichend körperliche Bewegung nachweislich eine präventive Wirkung bei Adipositas, Herzkreislaufbeschwerden, Arterienverkalkung und zahlreichen weiteren Krankheiten, nicht zuletzt weil die sportlichen Aktivitäten auch das Immunsystem stärken. Grundsätzlich gilt, dass Sport zwar Spaß machen soll, aber der Körper dadurch nicht ständig überfordert werden soll. (sb)
Bild: Stephanie Hofschlaeger / pixelio.de
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