Wie hoch ist unser Wasserbedarf?
Der menschliche Körper besteht zu rund 50 Prozent aus Wasser. Um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen, müssen wir ausreichend trinken. Doch welche Wassermenge braucht der Mensch eigentlich?
Der Wasserbedarf des Menschen ist sehr individuell und von diversen Faktoren wie unter anderem dem Geschlecht und dem Körpergewicht abhängig. Das lässt eine internationale Studie vermuten, an der rund 5.600 Menschen aus über 20 Ländern beteiligt waren. Die Studienergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht.
Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist unverzichtbar
Wasser ist für den Menschen lebensnotwendig. Es hat viele unterschiedliche Funktionen. Wie auf dem öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs „Gesundheit.gv.at“ erklärt wird, ist Wasser in jeder Körperzelle und allen Körperflüssigkeiten enthalten – beispielsweise im Speichel, im Magensaft, in den Lymphen oder im Blut.
Wasser ist unter anderem notwendig, um unsere Wärmeregulation (Schwitzen) aufrechtzuerhalten. Der Transport von Nährstoffen, Stoffwechselendprodukten sowie Atemgasen ist auf Wasser angewiesen. Auch sämtliche chemische Reaktionen im Körper benötigen Wasser.
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist unverzichtbar, da Wasser eine zentrale Rolle im Organismus spielt. Nach allgemeinen Empfehlungen, etwa von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sollten täglich 1,5 bis 3 Liter Wasser getrunken werden, doch diese Angaben beruhen nur auf groben Schätzungen. Wie hoch ist also der Flüssigkeitsbedarf?
Wasserumsatz untersucht
Welche Wassermenge verarbeitet der menschliche Körper tatsächlich am Tag? Mit dieser Frage hat sich ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Yosuke Yamada von „National Institutes of Biomedical Innovation, Health and Nutrition“ in Japan beschäftigt, berichtet das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) in einer aktuellen Mitteilung.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer tranken ein Glas mit 100 Milliliter Wasser, in dem die normalen Wasserstoffatome durch das schwere Wasserstoff-Isotop Deuterium ausgetauscht waren. Mit Hilfe dieser Isotopenmarkierung kann das Wasser im Körper nachverfolgt werden.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bestimmten die Rate, mit der jede Versuchsperson die stabilen Isotope im Laufe der Zeit über Urin und andere Wege abgegeben hat. Daraus ergab sich der Wasserumsatz, nämlich die Wassermenge (in Liter pro Tag), welche der Körper täglich verbraucht.
Die tägliche Wasseraufnahme aus Flüssigkeiten sowie Nahrungsmitteln entspricht schätzungsweise rund 85 Prozent dieses Werts.
Männer brauchen mehr Wasser als Frauen
Der tägliche Wasserumsatz ist offenbar individuell sehr unterschiedlich. Männer brauchen demnach im Vergleich zu gleichaltrigen Frauen bei ähnlichen Bedingungen 0,4 Liter mehr Wasser am Tag. Eine Erklärung dafür ist, dass Männer meist mehr Muskelgewebe haben, welches im Vergleich zu Fettgewebe einen höheren Wasseranteil hat.
Den Angaben zufolge ist der Wasserumsatz bei Männern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren am höchsten, während er bei Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit ansteigt. Ab 50 Jahren ist der tägliche Bedarf dann im Allgemeinen rückläufig und mit 80 Jahren um 0,7 Liter geringer als im Alter von 30 Jahren.
Das Körpergewicht nimmt ebenfalls Einfluss: Wer 50 Kilogramm mehr auf die Waage bringt, braucht 0,7 Liter mehr Wasser pro Tag.
Des Weiteren hängt der Wasserumsatz natürlich auch von der körperlichen Aktivität und dem Klima ab. In weniger entwickelten Ländern ist er tendenziell höher. Dies könnte daran liegen, so eine Vermutung der Forscherinnen und Forscher, dass sich Menschen in reicheren Ländern häufiger in klimatisierten Räumen aufhalten und daher weniger schwitzen.
Allgemeine Empfehlungen sind schwierig
Allgemeine Empfehlungen für die tägliche Flüssigkeitsaufnahme sind nach den Studienresultaten schwierig. Wie das BZfE schreibt, haben die Forschenden eine hochkomplexe Formel entwickelt, mit der sich der individuelle Wasserumsatz für jeden Menschen anhand verschiedener Faktoren berechnen lässt.
Für den einzelnen Menschen ist das jedoch zu kompliziert und es bleibt bei der Empfehlung mindestens 1,3 bis 1,5 Liter zu trinken (bevor Durst entsteht).
Exakte Zahlen für die empfohlene Wasserzufuhr gewinnen nach Ansicht der Forscherinnen und Forscher aber gesellschaftlich angesichts des Klimawandels und der wachsenden Weltbevölkerung an Bedeutung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- YOSUKE YAMADA, et al.: Variation in human water turnover associated with environmental and lifestyle factors; in: Science, (veröffentlicht: 24.11.2022), Science
- Bundeszentrum für Ernährung: Wieviel Wasser braucht der Mensch?, (Abruf: 12.02.2023), Bundeszentrum für Ernährung
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs „Gesundheit.gv.at“: Wie viel Flüssigkeit braucht der Körper?, (Abruf: 12.02.2023) , Gesundheit.gv.at
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Nicht nur im Sommer: Am besten Wasser trinken, (Abruf: 12.02.2023), Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.