Nach dem Flugzeug-Unglück verstärkt sich die Flugangst
01.04.2015
Nach dem Absturz des Germanwings-Flugzeuges in den französischen Alpen haben viele Menschen ein mulmiges Gefühl bei dem Gedanken in einen Flieger zu steigen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, bei einem Autounfall ums Leben zu kommen, weitaus höher ist, macht sich bei vielen eine diffuse Angst vorm Fliegen bemerkbar. Experten raten dazu, sich nicht unter Druck zu setzen und die Angst zuzulassen.
Wenn die Angst zu groß wird, ist professionelle Hilfe gefragt
„Angst zu haben, ist erst mal völlig normal“, erläutert der Kinder-Psychotherapeut Frank Reiss im Gespräch mit der Nachrichtenagentur „dpa“. „Angst ist dafür da, uns zu schützen. Sie ist oft sehr sinnvoll.“ So kann Angst Unfälle aus Leichtsinnigkeit verhindern. Wenn die Angst jedoch so stark wird, dass sie bestimmte Situationen oder sogar das Leben bestimmt, sollte man sich professionelle Hilfe bei einem Psychotherapeuten suchen. „Angst kann dazu führen, dass man bestimmte Dinge verpasst“, erklärt Reis und nennt als Beispiel einen Sturz mit dem Fahrrad. „Dann kann es sein, dass man aus Angst nicht mehr Fahrrad fährt.“ Ein solche Vermeidungsstrategie verhindert aber nicht nur einen weiteren Fahrradsturz, sondern auch vergnügliche Ausflüge mit der Familie oder Freunden.
Viel besser ist es, sich in solchen Situationen der Angst zu stellen und nach einem Sturz schnell wieder mit dem Fahrrad zu fahren. „Wenn ich der Angst aus dem Wege gehe, dann wird sie größer“, berichtet der Fachmann. Das gleiche gilt auch für das Fliegen.
„Bei Angst hilft es sehr, darüber zu sprechen. Es ist wichtig, sich damit auseinanderzusetzen. Wenn man seine Angst unterdrückt oder nicht ernst nimmt, setzt man sich noch mehr unter Druck und fühlt sich schlecht.“ Reiss rät aber davon ab, sich zu viele der aktuellen Bilder vom Flugzeug-Unglück anzusehen, da das die Angst verstärken könne.
Was tun gegen Flugangst?
Menschen, die an einer ausgeprägten Form der Flugangst (Aviophobie) leiden, sind meist nicht in der Lage, ein Flugzeug zu betreten. Schweißausbrüche, Zittern und psychische Höllenqualen bis hin zur Todesangst, machen es Betroffenen unmöglich, an eine Urlaubsreise mit dem Flieger zu denken. Besonders problematisch ist Flugangst für Menschen, die beruflich nicht umhin kommen, regelmäßig zu fliegen.
Seit einigen Jahren bieten die großen Airlines Flugangst-Seminare an, in denen die Betroffenen in einer Gruppe oder in Einzelsitzungen lernen, mit der Angst umzugehen. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Erläuterung der Flugzeugtechnik und ihrer Sicherheit. So sind alle Geräte im Cockpit mindestens doppelt vorhanden, so dass ein einfacher Systemausfall völlig unproblematisch ist. Zudem wird erläutert, warum ein Flugzeug manchmal stark wackeln kann, ohne dass dabei die Gefahr eines Absturzes besteht. Für viele Menschen führt dieses Wissen bereits zu einer Erlösung von ihrer Angst. Für andere ist wichtig, sich im Flugsimulator der Angst zu stellen oder sich ein Cockpit genau anzuschauen.
Generell sollten Betroffene vermeiden, vor dem Flug Alkohol zu trinken und Beruhigungsmittel einzunehmen. Experten zufolge können die Medikamente insbesondere in Kombination mit alkoholischen Getränken starke Nebenwirkungen wie etwa Kreislaufbeschwerden hervorrufen. Besser geeignet sind Entspannungsübungen wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung. (ag)
>Bild: Raphael Reischuk / pixelio.de
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