Individuell angepasste Trainingsprogramme: Mehr Schulsport für chronisch kranke Kinder
Ein vor kurzem veröffentlichter Report hat gezeigt, dass etwa jedes vierte Kind in Deutschland an einer chronischen Erkrankung leidet. Manche der jungen Patienten werden in der Schule vom Sport freigestellt. Doch laut Experten ist der Stellenwert von Sport für chronisch kranke Kinder noch viel höher als bei gesunden Kindern. Daher sollten verstärkt individuell angepasste Trainingsprogramme zum Einsatz kommen.
Jedes vierte Kind leidet an einer chronischen Krankheit
Wie der vor kurzem veröffentlichte Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit zeigt, leidet etwa jedes vierte Kind an einer chronischen Erkrankung. „Zu den häufigsten Leiden zählen Neurodermitis, Asthma, Allergien und chronisch entzündliche Erkrankungen des Darms“, schreibt die Krankenkasse in einer Mitteilung. Manche der kleinen Patienten werden vom Schulsport befreit. Doch laut Gesundheitsexperten ist dies häufig nicht sinnvoll.
So viel Sport wie möglich
Chronisch kranke Kinder – beispielsweise mit angeborenen Herzfehlern, Diabetes Typ I oder Asthma – sollten nicht vom Schulsport befreit werden, sondern im Gegenteil, es sollten verstärkt individuell angepasste Trainingsprogramme zum Einsatz kommen.
Das fordern Experten anlässlich der Deutschen Herztage 2018 in Berlin auf der Basis von aktuellen Studienergebnissen.
Ihr Motto: So viel Sport wie möglich, nur so viel Sportrestriktion wie nötig.
Großes Potenzial für Prävention und Erziehung zu einem gesunden Lebensstil
Laut Dr. Richard Eyermann (Rehabilitation für Kinder und Jugendliche, Klinik Schönblick, Berchtesgaden) hätte Schulsport ein großes Potenzial für Prävention und Erziehung zu einem gesunden Lebensstil, werde aber zu wenig dafür genutzt und aktuell weder den Bedürfnissen gesunder noch chronisch kranker Kinder gerecht.
„Für chronisch kranke Kinder mit angeborenem Herzfehler, Diabetes Typ I oder Asthma hat Sport eine besondere Bedeutung und sollte integrierter Bestandteil des Therapiemanagements sein“, so Dr. Eyermann laut einer Mitteilung.
„Das zeigen unsere Studien zum intensivierten Schulsport wie die BREGASS-Studie und zur Sport- und Bewegungstherapie bei Kindern und Jugendlichen mit angeborenen Herzfehlern, Typ1-Diabetes, und Asthma bronchiale.“
Körperliche Leistungsschwäche hat ihre Ursache oft in ungerechtfertigter Sportrestriktion
Den Experten zufolge haben körperliche Leistungsschwäche bei Kindern mit solchen Erkrankungen ihre Ursache oft in ungerechtfertigter Sportrestriktion und nicht in der Erkrankung selbst.
„Körperliches Training könnte dies beheben. Sportverbote hingegen erhöhen die Betroffenheit chronisch kranker Kinder und beeinträchtigen ihre motorische und sozialintegrative Entwicklung“, erklärte Dr. Eyermann.
„Pädiater sollten regelmäßige sportmedizinische Gesundheitsüberprüfungen durchführen, um die individuelle Belastbarkeit und Sporttauglichkeit zu beurteilen und unnötige Gefährdungen zu vermeiden“, so der Mediziner.
„Bei Sportfreistellungen sollten möglichst nur Teilfreistellungen nach dem Motto ausgesprochen werden: Soviel Sport wie möglich und nur so viel Restriktionen wie notwendig.“
Bewegung und Sport als wesentliches Behandlungsprinzip
Wichtige organisatorische Voraussetzungen für einen solchen Ansatz, so der Fachmann: Das ärztliche Attest sollte sportpädagogisch umsetzbar sein.
Sportlehrer sollten speziell im kindlichen Präventions- und Rehabilitations-Sport, in allgemeiner Erster Hilfe sowie spezieller krankheitsbezogener Hilfe geschult sein.
Zudem sollten sie Grundlagen der Hilfe bei Sportzwischenfällen mit chronisch kranken Kindern auch an Mitschüler weitergeben.
„Pädiatrische Sportmedizin in Prävention und Rehabilitation sollte als interdisziplinäre Pädiatrie und als Rehabilitationsforschung chronisch kranker Kinder noch stärker in die Kinder- und Jugendmedizin integriert werden“, sagte Dr. Eyermann.
„Es geht nicht nur darum, chronisch kranke Kinder am Sport teilnehmen zu lassen, sondern Bewegung und Sport als wesentliches Behandlungsprinzip adäquat im Therapieregime gezielt einzusetzen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.