Forscher empfehlen Cannabis bei Krebserkrankungen
23.02.2011
Wissenschaftler der kanadischen Universität Alberta empfehlen zur unterstützenden Behandlung von Krebspatienten den in Cannabis enthaltenen Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC). In vielen Fällen führe die Krebserkrankung und Therapie zu einer klassifikatorischen Appetitlosigkeit. Wie eine Studie zeigte, könne der Wirkstoff dabei helfen den Appetit wieder anzuregen. Schließlich benötigen Patienten die Nahrungsaufnahme für ihre Kräfte, wie die Studienautoren argumentierend schreiben.
Studie zeigte Förderung des Appetits
Das Forscherteam um Wendy Wismer von der University Alberta unternahm eine Vergleichsstudie, um die Wirkungsweisen von THC zu testen. An der Studie nahmen insgesamt 21 Freiwillige teil, die aufgrund einer schweren Krebserkrankung eine Chemotherapie hinter sich hatten. Die Teilnehmer wurden in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt. Insgesamt 18 Tage nahmen die Probanden Präparate ein. Während die erste Gruppe ein Arzneimittel mit dem Wirkstoff THC verabreicht bekam, erhielt die zweite Gruppe ein Placebo ohne Wirkstoff. Im weiteren Verlauf mussten die Studienteilnehmer einen Fragebogen ausfüllen. Die Fragen konzentrierten sich insbesondere auf Genuss, Hunger und Essgewohnheiten. 73 Prozent der Cannabis-Patienten gaben an, sie hätten seit Beginn der Therapie das Essen viel lieber gemocht. 55 Prozent sagten, dass Essen habe sogar wesentlich besser geschmeckt. In der Placebo-Gruppe meinten hingegen 30 bzw. 10 Prozent, einen ähnlichen Effekt beobachtet zu haben. Die Cannabis-Gruppe gab mehrheitlich an, sehr viel entspannter zu sein. Schlafstörungen und Einschlafprobleme konnten ebenfalls gemindert werden.
Forscher empfehlen Behandlung
Lange Zeit haben keine wirksamen Mittel zur Verfügung gestanden, um Krebspatienten den Appetit wieder anzuregen. Die Wissenschaftler vertreten nun aufgrund der Studienergebnisse die Ansicht, Mediziner sollten grundsätzlich über eine Cannabis Behandlung zur Appetitanregung nachdenken. Schließlich benötigen die Patienten dringend die Nahrungsaufnahme, um ihre Kräfte für die körperlich anstrengenden Krebstherapien zu sammeln. Es sei davon auszugehen, dass die Cannabis-Behandlung frei von Nebenwirkungen ist. In dem Versuchsaufbau seien keine unerwünschten Folgen aufgetreten.
Viele medizinische Anwendungsgebiete
Die positiven medizinischen Eigenschaften von THC wurden auch bei anderen schweren Erkrankungen beobachtet. Nach Beendigung einer Studie der kanadischen McGill-Universität in Montreal kamen die Forscher zu dem Ergebnis , dass die tägliche Gabe von Cannabis chronische Nervenschmerzen lindert. Gute Ergebnisse im Bereich der Bewegungskoordination konnten bei Multiple Sklerose Patienten gemessen werden. In Studien wurde nachgewiesen, dass die MS-Patienten deutlich weniger unter Schmerzen leiden. Der Wirkstoff hatte zudem eine relaxierende Wirkung auf die Muskeln. (sb)
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Bild: Susanne Schmich / pixelio.de
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