Wissenschaftler aus Jena arbeiten an einem neuen Nachweisverfahren für Ebola und andere Viren
08.08.2014
Die Ebola-Epidemie in Westafrika hat bereits hunderte Todesopfer gefordert und deutliche Defizite bei der Seuchenbekämpfung aufgezeigt. Auch die unzureichenden Diagnosemöglichkeiten spielten hierbei eine Rolle. An der Universität Jena arbeiten derzeit Forscher des Institutes für Physikalische Chemie sowie des Leibniz-Institutes für Photonische Technologien Jena an einem neuen Nachweisverfahren, das künftig innerhalb weniger Stunden eine verlässlich Diagnose liefern könnte, so die Mitteilung der „Thüringer Allgemeinen“.
Mit Hilfe der neuen Methode seien gefährliche Erreger wie das Ebola-Virus binnen Stunden nachweisbar, berichtet die Zeitung. Die Wissenschaftler der Universität Jena nutzten in ihren Versuchen das Verfahren der sogenannten biophotonischen Analyse, mit dessen Hilfe in früheren Untersuchungen bereits Bakterien eindeutig identifiziert werden konnten. Die Forscher haben das Verfahren auf die Erkennung von Viren angepasst, indem sie ein „spezielles Rasterkraftmikroskop entwickelten, das selbst kleinste Strukturen der Virusoberfläche abtastet“, schreibt die „Thüringer Allgemeine“. Das Mikroskop sei „vergleichbar mit der Nadel eines Plattenspielers“, erläuterte der Leiter des Institutes für Physikalische Chemie der Universität Jena, Professor Jürgen Popp gegenüber der Zeitung. „Wir erhalten auf diese Weise einen optischen Fingerabdruck des Virus“, so Popp weiter.
Spezielles Mikroskop erkennt die Oberfläche der Viren
Derzeit kann bei Verdacht auf Ebola lediglich ein Bluttests im Labor eindeutig Aufschluss liefern, was einige Verzögerungen mit sich bringt. Zur prophylaktischen Untersuchung ist Methode zudem zu aufwendig, so dass bei Fehlen der Ebola-Symptome meist keine Blutuntersuchung durchgeführt wird. Eine schnellere, einfachere Diagnosemethode wird daher dringend benötigt. Diese könnte in Zukunft das neue Verfahren der Jenaer Forscher sein, welches gerade erfolgreiche eine Versuchsreihe mit der Erkennung 15 verschiedener Viren abgeschlossen hat. Das Ebola-Virus war allerdings nicht darunter, sondern aus Sicherheitsgründen wurden keine krankheitsübertragenden bzw. inaktivierte Viren gewählt, so die Mitteilung der „Thüringer Allgemeinen“. Auch werde derzeit noch daran gearbeitet, das Gerätesystem auf handhabbare und transportable Größe zu reduzieren. Im Zuge der aktuellen Ebola-Epidemie wird das neue Nachweisverfahren aufgrund dieser ausstehenden technischen Anpassungen voraussichtlich nicht mehr zum Einsatz kommen.
Neues Diagnosegerät erst in fünf Jahren einsatzbereit
Bis ein solches neues Diagnosegerät in der Praxis eingesetzt werden kann, um zum Beispiel an Flughäfen Reisende bei Ebola-Verdacht zu kontrollieren und das Virus verlässlich zu identifizieren, sind laut Angaben von Professor Volker Deckert, Mitarbeiter am Institut für Physikalische Chemie der Universität Jena, noch mindestens fünf weitere Jahre Entwicklungsarbeit mit entsprechenden Tests und Untersuchungen zu leisten. (fp)
Bild: Michael Bührke / pixelio.de
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