Pille für den Mann im Mäuse-Test erfolgreich
17.08.2012
US-Wissenschaftler haben erfolgreich die Pille für den Mann getestet. In Modellversuchen an Mäusen erzielte das aus der Krebsforschung bekannte Molekül JQ1 „eine vollständige und reversible empfängnisverhütende Wirkung“, berichten die Forscher um Martin Matzuk vom Baylor College of Medicine (Houston / Texas) im dem Fachmagazin „Cell“.
Während zahlreiche pharmakologische Verhütungsmittel für Frauen zur Verfügung stehen, beschränkt sich die Verhütung bei Männern bislang im wesentlich auf die Verwendung von Kondomen. Seit Jahren arbeiten Forscher weltweit an der Entwicklung einer Pille für den Mann. Sollten sich die Ergebnisse der US-Forscher auch beim Menschen bestätigen, wäre dies ein bahnbrechender Durchbruch. Zumal der getestete Wirkstoff nicht in den Hormonhaushalt eingreift und die erzielte Hemmung der Spermien vollständig zurückgeht, sobald die Pille wieder abgesetzt wird.
Anzahl und Beweglichkeit der Spermien reduziert
Ursprünglich hatten der ebenfalls an der aktuellen Studie beteiligte Onkologe James Bradner vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston (Massachusetts) die Wirkung des Moleküls JQ1 bei Krebs untersucht. Dabei zeigte sich, dass JQ 1 erfolgreich bestimmte Proteine hemmt, welche ihrerseits die Aktivität der Gene regulieren. Zu den blockierten Proteinen zählte auch das „hodenspezifische BRDT“, welches wesentlichen Einfluss auf die Spermienentwicklung hat, schreiben die US-Wissenschaftler in dem Wissenschaftsartikel„Kleine Molekulare Hemmung der BRDT zur männlichen Kontrazeption“. In den Versuchen an Mäusen habe sich gezeigt, dass die Behandlung mit JQ1 durch die Blockierung des BRDT die Anzahl und die Beweglichkeit der Spermien reduziert, ohne in den Hormonspiegel einzugreifen, so Martin Matzuk und Kollegen weiter.
Sexualtrieb und Hormonhaushalt von der Pille für den Mann unbeeinflusst
Zwar zeigten die behandelten Männchen in der Regel ein normales Paarungsverhalten, allerdings bewirkte der „selektive niedermolekulare Inhibitor“ JQ1 „eine vollständige und reversible empfängnisverhütende Wirkung“, berichten die US-Wissenschaftler. Sexualtrieb und Hormonwerte blieben dabei unberührt. Nach Absetzen des Wirkstoffs konnten sich die Spermien wieder völlig normal entwickeln. Die Mäuse-Männchen zeugten laut Aussage von Matzuk und Kollegen gesunden Nachwuchs, bei dem keinerlei ungewollte Auswirkungen zu entdecken waren. In einem nächsten Schritt könnten nun pharmakologische Verhütungsmittel für den Mann entwickelt werden, die ebenfalls auf eine Blockierung des Proteins BRDT zielen. Das Molekül JQ1 ist den US-Forschern zufolge jedoch als Verhütungsmittel ungeeignet, da auch andere Proteine blockiert werden und somit unerwünschte Wirkung an anderer Stelle im Organismus drohen.
Neuer Ansatz eines pharmakologischen Verhütungsmittels für den Mann
„Die Studie ist ein fundamental neuer Ansatz, der unser Feld voranbringen wird“, bewertete der Forschungsbeauftragter der Deutschen Gesellschaft für Andrologie, Stefan Schlatt, die aktuellen Ergebnisse der US-Wissenschaftler gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Ob nun zeitnah die Pille für den Mann als neue Verhütungsmethode eingeführt werden kann, steht jedoch noch in den Sternen. Bereits mehrfach hatten in der Vergangenheit Forscher von bahnbrechenden Ergebnissen – vor allem mit hormonellen Präparaten – berichtet, doch ein pharmakologisches Verhütungsmittel für Männer ist bislang nicht auf dem Markt verfügbar. (fp)
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