Jedes Jahr erleiden allein in Deutschland über 250.000 Menschen einen Schlaganfall. Die Betroffenen haben oft ein Leben lang mit den Folgen wie einer Halbseitenlähmung zu kämpfen. Vielen von ihnen kann offenbar ein Spiegel bei der Therapie helfen. Das zeigte nun eine neue Studie aus der Türkei.
Schlaganfall mit lebenslangen Folgen
In Deutschland erleiden jährlich über eine Viertelmillion Menschen einen „ischämischen“ Schlaganfall. Dabei verschließt ein Blutgerinnsel ein Gefäß im Gehirn, die unterbrochene Blutversorgung lässt Nervenzellen absterben. Etwa ein Drittel der Patienten bleiben danach behindert, zum Beispiel in Form von Lähmungen oder Sprachproblemen. Die Halbseitenlähmung ist eine der häufigsten Folgen des Schlaganfalls. Betroffene können Arm und Hand einer Seite meist nicht kontrolliert bewegen. Wie die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe (SDSH) in einer Mitteilung nun schreibt, kann ein Spiegel für diese Patienten zum Therapiegerät werden.
Mehrere neue Therapien vorgestellt
In den vergangenen Jahren wurde viel über Fortschritte in der Behandlung von Betroffenen berichtet. So hatten etwa US-amerikanische Wissenschaftler im letzten Jahr eine neue Therapie für Schlaganfall-Patienten vorgestellt, die durch einen operativen Eingriff viele Betroffene vor lebenslanger Behinderung bewahren könnte. Und Forscher der Universität des Saarlandes hatten zuvor über eine neu entwickelte Schlaganfall-Therapie berichtet, durch die Patienten ihre linke Körperhälfte wieder besser wahrnehmen können. Dabei werden unter anderem leichte Stromstöße eingesetzt. Neue Erkenntnisse gibt es nun aus der Türkei.
Spiegeltherapie wird schon länger eingesetzt
Bei der Rehabilitation von Schlaganfall-Patienten wird von Ergotherapeuten seit Jahren zunehmend die Spiegeltherapie eingesetzt, berichtet die SDSH. Der Körper des Betroffenen wird dabei in der Mitte gespiegelt, die betroffene Seite sieht er nicht. Dann macht er mit der gesunden Hand Greif- und Bewegungsübungen. Durch den Blick in den Spiegel wird das Gehirn getäuscht und der Eindruck vermittelt, als bewege sich der betroffene Arm. Wie türkische Ärzte jetzt in einer Studie eindrucksvoll belegten, zeigt diese simple Illusion eine verblüffende Wirkung.
Nutzen in neuer Untersuchung bestätigt
Bei der Untersuchung wurde eine Gruppe von 30 Schlaganfall-Patienten unterteilt in eine Hälfte, die eine intensive konventionelle Rehabilitation erhielt und in eine zweite, die zusätzlich 30 Minuten Spiegeltherapie pro Tag bekam. Zwar erzielten beide Gruppen innerhalb von vier Wochen große Fortschritte, doch in der Gruppe mit Spiegeltherapie waren die funktionellen Verbesserungen deutlich größer. Diese Patienten empfanden den Angaben zufolge auch weniger Schmerzen. Auch in anderen Bereichen wurde diese Form der Überlistung bereits untersucht. So hatten Forscher der Medizinischen Universität Wien (MedUni) vor einigen Jahren mit der Spiegeltherapie gegen Phantomschmerzen von Beinamputierten gute Erfolge erzielt.
Patienten müssen mitarbeiten
Laut der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe wird die Spiegeltherapie bereits von vielen Rehabilitationskliniken und niedergelassenen Ergotherapeuten eingesetzt. Es ist jedoch nicht immer ganz einfach, Patienten den positiven Effekt dieser Übungen zu vermitteln. Die Betroffenen sind es gewohnt, ihre betroffene Körperseite zu trainieren. Doch gerade bei der Spiegeltherapie ist es wichtig, dass sie sich auf die Behandlung einlassen und konzentriert mitarbeiten. Wie die SDSH schreibt, dürften Therapeuten also über die neue Studie jubeln. Sie haben nun einen Beweis mehr in der Hand, um ihre Patienten von der Wirksamkeit einer Therapie zu überzeugen, die im Grunde auf Illusion beruht. (ad)
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