Wie wirken sich bestimmte Bakterien auf das Risiko für Eierstockkrebs aus?
Forschende fanden jetzt heraus, dass das Vorhandensein von zu wenig gesunden Vaginal-Bakterien das Risiko einer Frau für Eierstockkrebs erhöhen könnte. Diese Erkenntnis wird in Zukunft hoffentlich dazu führen, dass Frauen mit einem hohen Krebsrisiko einfacher identifiziert werden.
Bei der aktuellen Untersuchung des University College London wurde festgestellt, dass das Vorhandensein von zu wenig gesunden Vaginal-Bakterien bei Frauen das Risiko für Eierstockkrebs zu erhöhen scheint. Die Ergebnisse der Studie wurden in dem englischsprachigen Fachblatt „The Lancet Oncology“ publiziert.
Oft wird Eierstockkrebs zu spät diagnostiziert
Eine frühzeitige Diagnose von Eierstockkrebs erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Behandlung, aber typische Symptome wie Blähungen können mit häufigeren, weniger schwerwiegenden Zuständen wie Menstruationsbeschwerden oder dem Reizdarmsyndrom verwechselt werden. Bei vielen Frauen wird die Krankheit erst diagnostiziert, wenn die Ausbreitung des Krebses bereits begonnen hat.
Diese Faktoren erhöhen das Risiko für Eierstockkrebs
Die genaue Ursache von Eierstockkrebs ist nicht bekannt, aber bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko einer Frau: Alter, familiäre Vorgeschichte von Eierstock- oder Brustkrebs und Übergewicht. Forschende nehmen angesichts der neusten Ergebnisse an, dass bestimmte Mikroorganismen, welche in unserem Körper leben, ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Es gibt zunehmend wissenschaftliche Beweise dafür, dass die Gemeinschaft von Bakterien und anderen Mikroben, die in uns beheimatet sind (unser Mikrobiom), unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit beeinflussen. Eine Art von nützlichen Bakterien, von der angenommen wird, dass sie in der Vagina besonders wichtig sind, trägt die Bezeichnung Lactobacillus. Die Forschenden nehmen an, dass diese Bakterien andere ungesunde Mikroben davon abhalten, Schaden in unserem Körper anzurichten.
Welche Rolle spielt der Laktobazillenspiegel?
Die aktuelle Studie umfasste 176 Frauen mit Eierstockkrebs, 109 Frauen mit vererbten Hochrisiko-Genen für Eierstockkrebs (BRCA1-Gene) und 295 Frauen ohne bekanntes genetisches Risiko. Die Frauen wurden genau untersucht und Proben unter Verwendung der gleichen Entnahmemethode genommen, die auch beim Screening des Gebärmutterhalses verwendet wird. Die sogenannten Lactobacillusspiegel waren bei Frauen im Alter unter 50 Jahren mit Eierstockkrebs oder Krebsgenen mit hohem Risiko signifikant niedriger. Es ist nicht klar, ob dieser Zusammenhang ursächlich ist oder ob andere Faktoren ihn erklären könnten, erläutern die Forschenden.
Weitere Forschung ist nötig
Es gibt mehrere Faktoren, die das Risiko für Eierstockkrebs beeinflussen können, und verschiedene Faktoren, die sich auf die Zusammensetzung der Vaginal-Bakterien auswirken. Es ist nicht einfach diese Elemente voneinander zu trennen. Daher muss genau untersucht werden, wie sich Vaginal-Bakterien direkt auf das Risiko auswirken, dass Frauen an Eierstockkrebs erkranken oder ob ganz andere Faktoren eine wichtige Rolle spielen. Bevor Frauen sich jetzt Sorgen um die Bakterien in ihrer Vagina machen, sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich, um besser zu verstehen, wie das vaginale Mikrobiom zu Eierstockkrebs beitragen kann, und um bessere Wege zur Diagnose der Krankheit zu finden, berichten die Forschenden. In der Zwischenzeit ist es für Frauen von entscheidender Bedeutung, sich der Symptome bewusst zu sein und bei Bedenken sofort den Hausarzt aufzusuchen.
Hygieneprodukte können auch gesunde Bakterien entfernen
Die Autoren nehmen an, dass gutartige Bakterien eine Schutzbarriere für Infektionen darstellen und diese daran hindern, den gynäkologischen Trakt zu den Eileitern und Eierstöcken zu durchqueren. Es hat sich gezeigt, dass Frauen, die übermäßig häufig Hygieneprodukte zu Reinigung der Vagina verwenden, weniger dieses Bakterium in sich tragen und ein erhöhtes Risiko für Eierstockkrebs haben. (as)
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Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Nuno R Nené, Daniel Reisel, Andreas Leimbach, Dorella Franchi, Allison Jones et al.: Association between the cervicovaginal microbiome, BRCA1 mutation status, and risk of ovarian cancer: a case-control study , in The Lancet Oncology, The Lancet Oncology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.