Wie High Heels und Pantoffeln unsere Füße kaputt machen
Zwar bringen sie uns durchs Leben, viel zu viele Menschen gehen aber trotzdem eher sorglos mit ihren Füßen um. Kinder haben oft zu kleine Schuhe, Frauen zwängen sich in unbequeme High Heels und Senioren laufen den ganzen Tag in Hausschlappen herum. Füßen wird häufig viel zugemutet. Das kann schmerzhafte, im Extremfall sogar fatale Folgen haben.
Wir muten unseren Füßen sehr viel zu
Im Laufe unseres Lebens wird den Füßen wahrhaftig viel zugemutet: In zu kleinen Kinderschuhen kommt es zu eingequetschten Zehen, Frauen stöckeln mit Pumps durch den Büroalltag und Senioren tragen karierte Pantoffeln ohne festen Halt. Für unsere Gesundheit hat das oft schlimme Folgen. Probleme wie Fußschmerzen oder Wadenschmerzen sind nicht selten auf unpassende Schuhe zurückzuführen. In manchen Fällen warnen Ärzte jedoch vor Panikmache. In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa informieren verschiedene Experten über das Thema und geben Tipps, worauf zu achten ist.
Kinder in zu kleinen Schuhen
Schon im Kindesalter geht es los. Die Kleinen spielen und toben oft ohne Zehenfreiheit. Experten zufolge tragen nur die wenigsten Kinder Schuhe in der richtigen Größe. „Etwa zwei Drittel der Kinderschuhe passen nicht, der weitaus größte Teil ist zu klein“, erläuterte Robert Rödl, Chefarzt für Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie am Universitätsklinikum Münster. In der Regel würden Schuhe eine Saison angezogen. Für schnell wachsende Kinderfüße müssten durchgehend passende Treter aber weit häufiger nachgekauft werden. „Ansonsten ist das Schuhwerk die Hälfte der Zeit zu klein“, sagte der Professor. Laut Rödl müssten sich Eltern deswegen jedoch keine Sorgen machen. Seiner Aussage nach gebe es keine Folgeschäden durch zu kleine Schuhe. Selbst Senk- oder Knickfüße bei Kindern unter sechs Jahren seien kein Grund zur Aufregung, das wachse sich aus. „Kinder selber haben keine Probleme, aber die Füße sehen ungünstig aus und damit haben Erwachsene Probleme.“ Erst wenn Fehlstellungen bleiben, sei dem Experten zufolge ein Termin beim Orthopäden sinnvoll.
High Heels: Sexy aber ungesund
Auch im Erwachsenenalter wird oft zu wenig auf die Fußgesundheit geachtet. Zwar sehen spitze Schuhe und hohe Absätze toll aus und gelten als sexy, den Füßen tun sie aber nicht gut. „Wenn ich dauerhaft auf Zehen laufe, provoziere ich eine Fußfehlform“, erklärte Professor Karl-Dieter Heller, Vizepräsident des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie. Nach älteren Angaben von Wissenschaftlern der Orthopädischen Universitätsklinik Tübingen haben bis zu 23 Prozent der Menschen zwischen 18 und 65 Jahren einen Hallux valgus, eine Fehlstellung des großen Zehs, auch Ballenzehe genannt. Oft führt das zudem dazu, dass die kleinen Zehen nicht mehr genug Platz haben und nach oben ausweichen. Dadurch drücken sie gegen den Schuh und schmerzen. Durch zu hohe Absätze können sich außerdem schlimme Hammerzehen-Schmerzen einstellen, bei denen in manchen Fällen sogar eine Operation nötig wird.
Fußgymnastik und Barfußlaufen
Darüber hinaus stellten Forscher bereits vor Jahren fest: Stöckelschuhe schädigen die Achillessehne. Die Wissenschaftler der Universitäten Manchester und Wien fanden heraus, dass sie bei manchen Pumps-Trägerinnen dicker und unbeweglicher wird. Daher haben manche Frauen Schmerzen, sobald sie auf flachen Sohlen unterwegs sind. Laut Heller können die Füße aber auch durch das dauerhafte Tragen von Einlagen unterfordert werden, so dass die Muskeln nicht ausreichend trainiert werden. Allerdings gibt nicht jede Veränderung des Fußes Grund zur Sorge. „Die Verformung des Fußes ist ein normaler Alterungsprozess, der sehr viele Menschen betrifft“, so Heller. Kommen jedoch Schmerzen hinzu, liege ein Fußschaden vor. Fußgymnastik trainiert den Fuß und hilft, solange es nicht schmerzt. Auch Barfußlaufen verhindert spätere Fußschäden. Daher sollten Kinder öfter ohne Schuhe rumlaufen dürfen. Und auch für Erwachsene ist das nicht verkehrt. „Es macht Sinn, mal nur Strümpfe anzuziehen in der Wohnung.“
Stürze durch schlecht sitzende Pantoffeln
Für Senioren können falsche Schuhe mitunter sogar zur tödlichen Gefahr werden. Sind Pantoffeln zwar bequem und einfach anzuziehen, bieten sie dennoch keinen Halt. Dadurch können die Träger leichter stürzen. „Man kann auf jeden Fall davon ausgehen, dass das Risiko erhöht ist“, meinte Kilian Rapp von der Klinik für geriatrische Rehabilitation am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus. Zusammen mit Kollegen untersuchte der Experte im vergangenen Jahr über 70.000 Stürze in rund 530 Pflegeheimen in Bayern. Dabei zeigte sich: „Stürze in Schlappen haben häufiger zu schweren Verletzungen geführt.“ Rapp geht davon aus, dass ältere Menschen in Hausschlappen eventuell mit größerer Wucht stürzen, so dass Betroffene häufiger ins Krankenhaus mussten. Dies kann für Senioren schlimme Folgen haben. „Stürze sind eines der größten Probleme im Alter.“ Knochenbrüche seien dabei besonders gefürchtet. Laut Angaben der Ärztekammer Nordrhein stirbt etwa ein Drittel der hochbetagten Patienten innerhalb eines Jahres nach stationärer Behandlung einer Hüftfraktur, rund jeder zweite der Patienten erlangt seine ursprüngliche Beweglichkeit nicht mehr zurück. Deshalb warnt eine EU-Arbeitsgruppe zur Sturzprävention Senioren vor dem Herumlaufen in Socken, hohen Schuhen oder schlecht sitzenden Hausschlappen ohne Fixierung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.